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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Gast!«
    Molon trat aus dem Zelt und starrte den Druiden mit offenem Mund an. »Sofort, Herr«, sagte er und eilte davon, um in einem Nachbarzelt einen Stuhl auszuleihen. Kurz darauf kehrte er zurück, und er und Freda schickten sich an, ein Mittagessen aufzutragen. Sie betrachtete den jungen Priester mit derselben kühlen Verachtung, mit der sie das gesamte männliche Geschlecht zu strafen schien. Wie Lovernius angedeutet hatte, kannten die Germanen wenig Respekt vor den Druiden und ihren heiligen Riten.
    »Unsere Weinvorräte gehen zur Neige«, verkündete sie.
    »Na, das geht aber nicht, oder?« Ich griff in meine Börse und gab ihr ein paar Münzen, eine Ausgabe, die mich im stillen reute. Aber wenn ich es mit dieser Truhe heil nach Rom zurück schaffte, mußte ich mir um Geld keine Sorgen mehr machen, sinnierte ich. Ich schob den bösen Gedanken beiseite, wohl wissend, daß er nur zu bald wieder kehren würde. »Lauf zum Forum«, trug ich Freda auf. »Dort hat garantiert ein Weinhändler seinen Stand aufgeschlagen. An einem Gerichtstag versammelt sich immer eine durstige Menschenmenge.«
    Kommentarlos drehte sie sich um und ging weg. Badraig schaute ihr nicht nach. Diese Druiden sind eben nicht von dieser Welt, dachte ich.
    Molon hatte einen genießbaren Hasen zubereitet, doch Badraig verzichtete zugunsten von Obst und Brot. Auch den Wein lehnte er dankend ab und hielt sich statt dessen an Wasser.
    Dann bleibt um so mehr für mich, dachte ich.
    »Das ist ein interessanter Stab«, bemerkte ich. Er lehnte gegen den Tisch, und ich bewunderte sein kunstvolles Schnitzwerk.
    Der Stab war etwa mannshoch und aus knorrigem Holz. »Gehört er zu den Insignien eines Druiden wie der Lituus eines Auguren?«
    »Ja, jeder Druide trägt stets einen solchen Stab bei sich. Er wird verwendet, um heilige Grenzen zu markieren und Gewässer zu weihen. Du darfst ihn gern in die Hand nehmen.«
    Das tat ich, um erstaunt festzustellen, daß er schwerer war, als er aussah. Er war von oben bis unten mit verwirrenden und verschlungenen Schnitzereien verziert, doch die knorrige Spitze war am faszinierendsten. Aus einer natürlichen Verdickung des Holzes hatte man den Kopf einer Gottheit geschnitzt, die drei Gesichter hatte, die in drei verschiedene Richtungen blickten.
    Die Augen quollen grotesk hervor wie meistens bei gallischen Kunstwerken. Ich habe mich oft gefragt, warum die Gallier, an sich großartige Kunsthandwerker, die menschliche Gestalt stets in dieser grotesken, kindischen Form darstellen.
    »Ist das ein Gott oder drei?« fragte ich den Druiden.
    »Man sieht drei Götter, doch sie sind eins«, erwiderte er kryptisch.
    »Drei oder einer, was denn nun?« beharrte ich.
    »Die meisten unserer Götter haben ein dreifaches Wesen«, erläuterte er, »und über allen thront die große Dreifaltigkeit: Esus, der Gott des Totenreiches, Taranis, der Göttervater und Gott des Donners, und Teutates, Gott des Krieges.«
    »Also doch drei Götter«, meinte ich.
    »In gewisser Weise schon. Und doch sind sie eins.«
    Ich hoffte, daß sich das Ganze nicht in der Art vagen, mystischen Hokuspokus' verlieren würde, an dem Ausländer solchen Gefallen finden. Obwohl sich der Druide selbst übertreffen müßte, wenn er es an Langweiligkeit mit den ägyptischen Priestern aufnehmen wollte.
    »Jeder von ihnen wird zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr mit eigenen Ritualen und Opfern geehrt. Trotzdem sind alle drei ein Gott, nur daß jeweils ein Aspekt seines Wesens eine Jahreszeit beherrscht.«
    »Euer Jahr hat drei Jahreszeiten?«
    »Aber sicher: Herbst, Winter und Sommer. Der Herbst beginnt mit dem Fest der Lughnasa, der Winter mit dem Fest des Samain und der Sommer mit dem Fest des Belatin, zu dem die großen Freudenfeuer entzündet werden.« Offenbar waren die Gallier Menschen, die ihr Leben in Dreiereinheiten organisierten.
    Ich brach eine Keule von dem gerösteten Hasen ab und tunkte sie in eine Schale mit Carum-Sauce. Badraig wich unwillkürlich ein wenig zurück. Offenbar fanden die meisten Gallier GarumGeruch unerträglich. Ich beschloß, jeden Takt fahren zu lassen.
    »Stimmt es, daß ihr bei diesen Feiertagen auch Menschenopfer bringt?« fragte ich.
    »Aber natürlich«, erwiderte er, als ob an dieser Praxis absolut nichts Seltsames wäre. »Welche anderen Opfer wären der großen Drei würdig? Taranis etwa opfern wir Kriegsgefangene, die in heiligen Bildnissen aus Korbgeflecht nach einem feierlichen Ritual in Brand gesetzt werden.«
    Meine Frage

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