Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Grenzen. Sie waren ein relativ zivilisiertes Volk, militärisch mächtig und hielten vor allem die Kontrolle über die Seidenstraße, ein Quell unschätzbaren Reichtums.
    Crassus wurde langsam alt und war sich dieser Tatsache nur zu bewußt. In letzter Zeit hatte er jedem, der ihm zuhörte, wegen des drohenden Krieges gegen Parthien in den Ohren gelegen, obwohl die Parther selbst wenig unternahmen, uns zu provozieren. Und der Krieg in Gallien würde unsere Energien noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Handelte es sich also bloß um das senile Geschwätz eines frustrierten Politikers?
    Durchaus nicht. Sein Reichtum machte ihn zu einem Machtfaktor, den man nicht unterschätzen durfte, egal, wie verrückt er geworden war.
    Aber Gallien lag ein gutes Stück von Rom entfernt, und mir fiel es schwer zu glauben, daß Crassus' Reichtum so weit reichte. Trotzdem hatte Vinius auf irgendeine Weise Summen gescheffelt, die selbst die großzügigsten Bestechungsgelder, auf die ein Centurio hoffen durfte, bei weitem überstiegen.
    Ich wußte, daß mir wie stets in derartigen Fällen Beweise fehlten. In Wahrheit erhält man nie alle Beweise, aber man braucht ein gewisses Minimum, um überhaupt irgendwelche Schlüsse ziehen zu können. Die Tatsache, daß ich auf barbarischem Territorium unter Soldaten ermittelte, die mir nur geringfügig weniger feindlich gesonnen waren als die Barbaren selbst, war auch nicht gerade hilfreich.
    Ich traf Paterculus in seinem Zelt im Praetorium unweit Caesars Generalszelt an. Der Lagerpräfekt ging gerade mit einem Sekretär irgendwelchen Papierkram durch. Als ich eintrat, musterte er mich mit der ganzen Wärme und Herzlichkeit eines Felsens. »Was kann ich für dich tun, Senator?« Einem Mann wie ihm gelang es mühelos, diesen bürgerlichen Ehrentitel wie einen Schimpfnamen auszusprechen.
    »Ich wüßte gern mehr über den letzten Abend des verstorbenen Titus Vinius«, sagte ich mit aller adeligen Arroganz, die ich aufbringen konnte, und die war nicht unbeträchtlich. Es wurde Zeit, dieses rüpelhafte Rindvieh in seine Schranken zu weisen.
    »Das letzte Mal habe ich ihn bei der Abendparade gesehen. Ist das alles?« Soviel zum Thema Einschüchterung.
    »Wohl kaum. Hast du an dem anschließenden Treffen bei Caesar teilgenommen, bei dem Gallier aus der Provinz auf eine Entscheidung in ihren Landstreitigkeiten gedrängt haben?«
    »Warum sollte ich?« gab er zurück. »Ich mußte mich um meine Pflichten kümmern, die Wachen inspizieren, Offiziere an den Toren stationieren und dergleichen. Ich bin für die Sicherheit des Lagers verantwortlich. Glaubst du, ich könnte es mir leisten, herum zu faulenzen wie ein Tribun?«
    Ich ließ diese Unverschämtheit unkommentiert. »Dann nehme ich doch an, daß auch der Aufenthalt und die Bewegung von Zivilpersonen zum, im und aus dem Lager in deinen Aufgabenbereich fallen?«
    »So ist es. Du redest wie ein Anwalt.«
    »Eine Eigenschaft, die ich mit unserem Oberbefehlshaber und Prokonsul teile«, erinnerte ich ihn. »Wann müssen Ausländer das Lager verlassen?«
    »Beim Trompetensignal zum Sonnenuntergang, es sei denn, ich, der Prokonsul oder der Legatus haben eine Sondergenehmigung erteilt, die mir in jedem Fall zur Bestätigung vorgelegt werden muß.« »Wurden an jenem Abend Sondergenehmigungen erteilt?«
    »Ja, an die Delegation, die wegen der Landstreitigkeiten hier war. Caesar glaubte, daß sich die Angelegenheit bis weit nach Sonnenuntergang hinziehen könnte, und hat mich beauftragt, die Ausweise auszustellen.«
    »Wurden alle Teilnehmer der Delegation namentlich aufgeführt?«
    »Nein, natürlich nicht. Die Genehmigung galt für die Delegation als Ganzes. Es waren vierzig bis fünfzig Personen.«
    »So viele?« fragte ich erstaunt. »Davon hat niemand bei dem Treffen etwas erwähnt.«
    »Nach hiesigen Maßstäben handelt es sich bei den Galliern um bedeutende Männer«, erklärte er. »Landbesitzer, die mit ihren eigenen Wachen, Reitknechten, Sklaven und so weiter unterwegs sind. Die meisten haben während des Treffens auf dem Forum oder bei den Viehgehegen gewartet.«
    »Wer nahm die Sondergenehmigung für die Gruppe in Empfang?«
    Er sah mich verblüfft an. »Warum, um alles in der Welt, willst du das wissen?«
    »Es hat beträchtlichen Einfluß auf meine Ermittlung«, erklärte ich mit ernstem und weisem Gesichtsausdruck, um meine Verwirrung zu überspielen.
    »Die Druiden, wie es hier Sitte ist. Die Gallier halten die Schrift für eine Form der Magie.

Weitere Kostenlose Bücher