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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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fungiert.
    »Und wie sahen die anderen aus?« wollte ich wissen.
    »Es war ein gutes Dutzend Wachen dabei, nach gallischer Manier bewaffnet mit langen Schwertern und schmalen Schilden. Niemand trug eine Rüstung, einer oder zwei einen Helm, man konnte erkennen, daß sie aus der Provinz stammten.
    Sie waren weder von oben bis unten angemalt, noch trugen sie ihr Haar wie die wilden Männer.«
    »Sonst noch jemand?« fragte ich.
    Er runzelte verwirrt die Stirn. »Tja, sonst war da niemand.
    Nur ein paar Sklaven.«
    »Beschreibe die Sklaven!«
    Er sah mich an, als ob ich schwachsinnig geworden wäre.
    »Sie sahen aus, wie Sklaven eben aussehen: dunkle Kleidung, einige von ihnen trugen Lasten, einige führten Pack- und Ersatzpferde. Ich habe nicht besonders darauf geachtet.«
    Natürlich nicht. Wer beachtete schon Sklaven?
    »Und außer dieser Gruppe hat nach Sonnenuntergang niemand das Lager durch die Porta praetoria verlassen?«
    »Nicht, solange ich Dienst hatte.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Danke, Publius, du warst mir eine große Hilfe. Du kannst jetzt wieder nach deinem Schwert sehen.«
    »Ja, sicher. Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann.« Er hielt mich ganz offensichtlich für einen Volltrottel, doch ich war überaus zufrieden. Wieder hatte ich ein weiteres kleines Teilchen des großen Rätsels in der Hand, und ich ging mit ein wenig fröhlicherem Herzen davon.
    Wer beachtet schon Sklaven? Ein ganzes Leben lang sind wir von ihnen umgeben, und doch benehmen wir uns, als wären sie nicht da. In ihrer Gegenwart sprechen die Menschen so vertraulich, als hätten Sklaven keine Ohren. Adelige Damen, die sich in der Öffentlichkeit nie ohne Stola und Schleier zeigen würden, paradieren daheim nackt vor ihnen, als wären sie keine Männer.
    Die Hochgeborenen tragen in der Hauptsache weiße, fein gewebte Kleidung mit dem einen oder anderen Farbtupfer.
    Menschen von niederer Herkunft tragen so farbenprächtige Gewänder, wie sie es sich leisten können. Und Sklaven tragen dunkle, grobe Gewänder.
    Jetzt wußte ich, wie Vinius das Lager unbemerkt verlassen hatte. Gewandet in jene dunkle, grobe Tunika, wahrscheinlich mit einer Last auf den Schultern, die sein Gesicht zusätzlich verbarg, war er einfach durch das Tor spaziert, wohl wissend, daß ihn niemand beachten würde.
    Doch was war dann geschehen, draußen in der Heide?
    Jedenfalls nicht das, was er erwartet hatte, soviel war sicher.
    Was für ein Spiel er auch ein Jahr oder länger getrieben haben mochte, es war auf ihn zurück geschlagen.
    Ich mußte mich dringend mit diesen Druiden unterhalten.
    Doch es war spät, und ich war hungrig und hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhalten könnten. Die Bewohner der Provinz mit ihren Landstreitigkeiten waren mittlerweile wahrscheinlich schon auf halbem Weg zurück nach Massilia.
    Also eins nach dem anderen.
    Vor meinem Zelt ließ ich mich in meinen Klappstuhl fallen und pochte mit der Faust auf den Tisch. »Hermes! Molon! Wo bleibt mein Abendessen?«
    Hermes kam aus dem Zelt. »Ißt du jetzt nicht mehr mit den anderen Offizieren zu Abend?«
    »Labienus' Tafel ist nicht so großzügig wie Caesars, außerdem werde ich sowieso wie eine Art Aussätziger behandelt«, erwiderte ich.
    »Ganz wie Zuhause, was? Ich werde etwas auftreiben.«
    »Wo ist Molon? Ich möchte ihm ein paar Fragen stellen.«
    »Du findest ihn hinter dem Zelt«, sagte Hermes. »Viel Glück mit deinen Fragen.«
    »Was soll das nun wieder heißen?« Ich stand auf und ging um das Zelt, hinter dem Molon lag und selig schnarchte. Er stank nach Wein, und als ich ihn trat, murmelte er nur ein paar unverständliche Worte, schmatzte und gab andere ähnlich widerliche Geräusche von sich. Ich ging wieder nach vorn und ließ mich in meinen Stuhl fallen.
    »Wußtest du, daß er sich aus meinen Weinvorräten bedient?«
    wollte ich von Hermes wissen.
    »Natürlich. Ich habe ihm gesagt, er solle damit aufhören, doch er meinte nur, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Und du hast meinen Wein nicht geschützt? Wo bleibt dein Pflichtgefühl?«
    »Warum sollte ich? Du kannst dir doch jederzeit neuen Wein kaufen.«
    »Erinnere mich daran, ihn morgen zu schlagen. Und vielleicht auch dich. "Wo ist Freda? Hat sie mich etwa auch im Stich gelassen?«
    »Ich bin hier«, sagte sie, den Vorhang vor dem Zelteingang zurückschlagend. Sie trug einen Korb, gefüllt mit Brot, Öltöpfen und Honiggefäßen.
    »Na ja, wenigstens hast du dich nicht auch

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