Tod eines Centurio
über meine Weinvorräte hergemacht.«
»Ich trinke keinen Wein«, erklärte sie und stellte den Korb auf dem Tisch ab. Sie sagte es, als verliehe ihr diese Abstinenz eine besondere Art von Überlegenheit.
»Seid ihr Germanen etwa Biertrinker?« fragte ich. Ich hatte das Gebräu in Ägypten probiert und fand es absolut ungenießbar.
»Manchmal«, gab sie zurück. »Doch wahre Krieger berauben sich nicht ihrer eigenen Sinne.«
Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde piekste mich diese Bemerkung. »Betrunken oder nüchtern, die Römer sind sowieso besser als alle anderen.« Und wie zum Beweis nahm ich einen großen Schluck aus dem Becher, den Hermes mir gefüllt hatte.
»Ihr habt nie gegen echte Männer gekämpft«, sagte sie abfällig. »Nur Griechen, Spanier und Gallier, wertloser Abschaum, alle miteinander. Wenn ihr in der Schlacht auf germanische Krieger trefft, wird das etwas ganz anderes sein.«
»Für eine Sklavin bist du über Nacht ganz schön kampfeslustig geworden!« beschwerte ich mich. »Warum diese Loyalität für ein Volk, das dich einem Römer zum Geschenk gemacht hat?« Ich hielt Hermes meinen Becher hin, um mir Wein nachschenken zu lassen.
»Das war nicht mein Stamm«, sagte sie, als ob das einen Unterschied machen würde.
»Vielleicht solltest du einen Happen essen, bevor du weiter trinkst«, murmelte Hermes beim Eingießen.
»Feiern wir die Saturnalien, oder was?« fuhr ich ihn an.
»Wenn ich mich nicht irre, ist es bis dahin noch ein paar Monate!« In Wahrheit konnte ich mir dessen nicht völlig sicher sein. Caesar hatte als Pontifex maximus den Kalender derartig verludern lassen, daß ungefähr jeder Feiertag täglich ins Haus stehen konnte. »Ihr beiden haltet jetzt den Mund und laßt mich in Ruhe essen.« Sie wahrten ein selbstgefälliges Schweigen, wofür ich ihnen nur zum Teil dankbar war. Mittlerweile waren sie nämlich so ziemlich die einzigen Menschen im Lager, die überhaupt noch mit mir redeten. Wahrscheinlich trank ich zuviel.
Als schließlich die Abendtrompete durchs Lager hallte, erhob ich mich und ließ mir von Hermes aus meiner Rüstung helfen.
Ich schleppte mich ins Zelt, drehte mich jedoch im Eingang noch einmal um und rief: »Freda, komm her! Ich möchte mit dir reden.«
Diesmal lächelte sie, als sie das Zelt betrat. «Bist du sicher, daß du dazu noch Kraft hast?« Ich setzte mich und zog meine Stiefel aus. »Ich habe gesagt reden, sonst nichts.«
»Natürlich«, meinte sie spöttisch.
»Ich brauche Informationen«, begann ich, fest entschlossen, ihr zu beweisen, was für ein Monument an Selbstbeherrschung und Rechtschaffenheit ich war. Ich ließ mich auf meine Pritsche zurück fallen, wobei mein Kopf heftiger aufschlug, als ich erwartet hatte.
»Informationen. Ich verstehe.«
»Ja, Informationen. Zunächst einmal, wie heißt dein Stamm?«
»Die Bataver. Wir leben weit im Norden am kalten Meer.
Jedenfalls würdet ihr es wahrscheinlich kalt finden. Römer sind einfach zu kälteempfindlich.«
»Du willst mich wohl provozieren, was? Wie bist du in den Besitz von Titus Vinius gelangt? Molon hat es mir bereits erzählt, aber ich möchte auch deine Version hören.«
Sie setzte sich unaufgefordert neben mich. Ich ließ ihr diese kleine Unbotmäßigkeit durchgehen. Sie roch unglaublich verführerisch.
»Mein Stamm hat gegen die Sueben gekämpft, und ich wurde gefangen genommen. Cimberius, einer der suebischen Könige, hat mich aus der Beute ausgewählt. Er hatte die erste Wahl, und ich war das bei weitem begehrenswerteste Beutestück.« An Selbstbewußtsein mangelte es ihr wahrlich nicht. Beiläufig legte sie eine Hand auf mein Knie.
»Aber Molon sagt, es wäre sein Bruder Nasua gewesen, der dich Vinius geschenkt hat.« Ich spürte, wie sich die Hitze von der Stelle, wo ihre Hand lag, in meinem ganzen Körper ausbreitete.
»Nasua hat mich beim Spiel gewonnen.«
»Was für ein Spiel?« Mir war, als würde ich eine winzige Streichelbewegung ihrer Hand wahrnehmen. »Ringen.«
»Bei den Germanen ringen die Könige? Das ist selbst für Barbaren ein völlig unwürdiges Benehmen.«
»Mein Volk schätzt alles Männliche«, sagte sie, jetzt definitiv streichelnd. »Die beiden Brüder wußten, daß sie nie aufhören würden, sich meinetwegen zu streiten, also einigten sie sich darauf, mich einer bedeutenden Person zu schenken.«
»Und warum dann Vinius und nicht der Prokonsul?«
»Sie wissen eben, wer die Legion in Wirklichkeit führt.«
»Oh.« Soviel zum
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