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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sich von dieser Wahrheit je erholen würde, war fraglich.
    Rathbone sah Dalgarno an, weiß und bitter in der Anklagebank, dann den Richter. »Euer Ehren, ich beantrage, dass die Anklage fallen gelassen wird. Katrina Harcus wurde nicht umgebracht. In dem verzweifelten Versuch, das Einzige, was ihr ihrer Meinung nach noch geblieben war, zu erreichen – nämlich Rache –, nahm sie sich das Leben.«
    Der Richter sah zu Fowler hinüber.
    Fowler wirbelte herum, um die Geschworenen anzuschauen, dann blickte er wieder den Richter an. »Ich gebe mich geschlagen«, sagte er achselzuckend. »Gott steh ihr bei …«
    Die Straße vor dem Gericht war fast leer, und Monk brauchte nur fünf Minuten, um einen Hansom zu finden, einzusteigen und dem Kutscher zuzurufen, er solle ihn, so schnell das Pferd laufen könnte, zur Euston Station fahren. Er würde ein Pfund extra bekommen, wenn er den Eröffnungszug auf der neuen Strecke nach Derby noch erwischte. Monk hätte ihm gerne noch mehr gegeben, aber das ging nicht. Womöglich musste er sich den Zugang zum Zug durch Bestechung verschaffen.
    Der Kutscher nahm ihn beim Wort und fuhr mit einem anspornenden Ruf und einem Schnalzen mit der Peitsche los, als wäre er auf der Rennbahn.
    Es war eine haarsträubende Fahrt, mehrmals kamen sie nur knapp davon, etliche Fahrzeuge streiften sie um Haaresbreite, und mehr als einmal sprangen Fußgänger um ihr Leben und riefen ihnen Flüche hinterher. Der Kutscher fuhr am Bahnhof vor und hielt an. Monk steckte ihm das Geld zu – er hatte es sich verdient, ob er den Zug noch bekam oder nicht – und lief zum Bahnsteig.
    Er hatte noch fünf Minuten. Also strich er sich die Jacke glatt, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schlenderte zur Tür des letzten Waggons, als hätte er jedes Recht dazu.
    Ohne sich umzublicken, um zu sehen, ob er beobachtet worden war – wodurch er womöglich verraten hätte, dass er gar keine Einladung besaß –, zog er am Griff, schwang die Tür weit auf und stieg ein.
    Das Innere des Waggons war aufwändig möbliert. Es war ein langer Zug, nur mit Waggons erster und zweiter Klasse. Dies war die zweite Klasse, und doch von einem bewundernswerten Luxus. Zweifellos saß Jarvis Baltimore in der ersten Klasse. Da sein Vater tot war, war dies sein Zug, sein ganzes Unternehmen. Er unterhielt sich sicher mit den verschiedenen Würdenträgern, die auf dieser Fahrt dabei waren, und prahlte mit der neuen Strecke, den neuen Waggons und vielleicht auch dem neuen Bremssystem, die tödliche Schwachstelle. Obwohl er das vermutlich nicht wusste.
    Der Zug würde entlang der Strecke mehrmals halten. Monk würde jedes Mal einen Waggon weiter nach vorne gehen, bis er Jarvis fand.
    Er nickte den anderen Leuten in seinem Abteil zu, dann setzte er sich auf einen der polierten Holzsitze.
    Es gab einen Ruck. Irgendwo vorne ertönte ein Pfiff, und der Zug setzte sich in Bewegung und nahm Fahrt auf. An den Fenstern strichen Dampfschwaden vorbei. Draußen wurde gerufen, aufgeregte und jubelnde Schreie drangen aus den anderen Abteilen, und durch die offenen Fenster des Waggons vorne rief jemand einen Toast aus und schrie: »Hurra!«
    Monk machte es sich für die Reise bequem, da er erwartete, dass es knapp eine Stunde dauern würde, bis er die Gelegenheit bekam, Baltimore zu suchen. Aber bis dahin war die Strecke die ganze Zeit zweigleisig. Er kannte sie wahrscheinlich so gut wie Baltimore selbst.
    Der Zug wurde schneller. Die grauen Straßen und Dächer der Stadt glitten vorbei. Dann mehr Bäume und offene Landschaft.
    Es gab Fußwärmer in dem Abteil, einen sogar ganz in seiner Nähe, aber Monk fror so sehr, dass er anfing zu zittern. Bis zum ersten Halt konnte er wegen Baltimore nichts tun. Doch er konnte sich gedanklich mit den neuen Erkenntnissen beschäftigen, die er, als ihm die Sache mit den Bremsen klar geworden war und er erkannt hatte, dass es wieder passieren konnte, erst einmal beiseite geschoben hatte.
    Es hatte keinen Mord an Katrina Harcus gegeben, zumindest war sie in der Cuthbert Street nicht vom Balkon gestoßen worden. Er sah ihr Gesicht mit den strahlenden Augen vor sich, als säße sie ihm gegenüber. Aber nichts war so, wie es ausgesehen hatte. Jetzt war es klar: Sie hatte die ganze Sache mit Leidenschaft und außerordentlicher Raffinesse eingefädelt, bis dahin, dass sie ihm den Knopf von der Jacke riss, um ihn dann bei ihrem Fall – Sprung – in der Hand zu halten.
    Der Gedanke, dass sie ihn so gehasst hatte, dass sie in

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