Tod eines Lehrers
tun?«
»Maureen Neihuus hat sich am 17. November vergangenen Jahres das Leben genommen, das heißt vor knapp einem Vierteljahr. Sie war achtzehn Jahre alt, eine exzellente Schülerin und hatte drei Leistungskurse belegt, unter anderem Ethik bei Schirner und Deutsch bei Teichmann.«
Elvira Kleins Augen verengten sich zu Schlitzen, in ihrem Blick war mehr als nur ungläubiges Entsetzen. »Moment, damit ich Sie recht verstehe. Soll das heißen, Sie denken, dass die beiden Männer auf dem Video Schirner und Teichmann sind? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
»Was meinen Sie denn, wer das sein könnte? Der Weihnachtsmann und sein Gehilfe? Ich fürchte, Ihr ach so sauberer und ehrenwerter Herr Schirner war ein ausgemachtes Dreckschwein. Und sein Kollege Teichmann ebenfalls.«
»Und welche Beweise haben Sie dafür? Die Männer tragen Kutten, und ihre Gesichter sind nicht zu sehen.«
»Glauben Sie vielleicht, die Typen würden in die Kamera winken und sagen: ›Hallo, wir sind’s, Rudi und Eberhard?!‹ Diese beiden Kerle, und da verwette ich mein nächstes Gehalt drauf, sind Schirner und Teichmann, sonst hätte man mir das Video wohl kaum nach dem zweiten Mord zukommen lassen. Vergessen Sie einfach das Bild, das Sie bisher von Schirner und Teichmann hatten. Die zwei haben dieses Mädchen gefickt, und dieses Mädchen ist jetzt tot. Und Schirner und Teichmann auch.«
»Schirner war der beste Lehrer, den ich jemals hatte«, erwiderte Elvira Klein leise, sichtlich bemüht, sich ihre Anspannung und Aufgeregtheit und Fassungslosigkeit nicht anmerken zu lassen. »Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.«
»Frau Klein«, sagte Brandt mit beinahe väterlicher Stimme und beugte sich nach vorn, »lassen wir für einen Moment alle Differenzen zwischen uns außen vor. Schirner mag ein ausgezeichneter Lehrer gewesen sein, und von mir aus können Sie ihn auch gerne in bester Erinnerung behalten, aber das, was wir eben gesehen haben, spricht eine eindeutige Sprache, oder sehen Sie das etwa anders?«
»Woher haben Sie den Namen des Mädchens?«
»Ich habe mir von der Technik einen Ausschnitt anfertigen lassen und das Bild mit in die Schule genommen. Hier ist es.« Brandt reichte ihr das Foto. »Der Direktor hat sie sofort erkannt.Damit hätten wir das mögliche Motiv für die Morde. Finden Sie nicht auch, dass sie auf diesem Foto sehr unschuldig und zerbrechlich wirkt und auch irgendwie traurig?«
Elvira Klein betrachtete das Foto eine Weile und legte es wieder auf den Tisch. »Und wenn das Mädchen freiwillig mitgemacht hat?«
»Frau Klein, Sie sind doch sonst eine so analytisch und klar denkende Frau. Wir ermitteln im Mordfall Schirner und Teichmann. Sowohl die Lehrer als auch die Schüler des Gymnasiums kennen mich inzwischen, ergo hat irgendwer nach dem zweiten Mord das Video an mich geschickt. Es wird keinen weiteren Mord mehr geben, weil mit dem Tod der beiden das Verbrechen an diesem Mädchen gesühnt wurde. Maureen hat jedenfalls nicht freiwillig mitgemacht …«
»Aber sie wirkt nicht so, als hätte man sie zu perversen sexuellen Spielchen gezwungen.«
»Entschuldigen Sie, aber wer so lange im Geschäft ist wie ich, weiß, wie man gerade im Bereich des sexuellen Missbrauchs oder im Pornogeschäft jemanden gefügig machen kann, wie man droht und am Ende auf den Filmen alles ganz harmlos aussieht. Was glauben Sie, wie viele Pornos in Umlauf sind, wo die Frauen zu den perversesten Handlungen gezwungen werden, obwohl es den Anschein hat, das, was sie da tun, würde ihnen auch noch Spaß oder gar Lust bereiten? Ich kenne die Methoden, die von bestimmten Leuten angewandt werden, und glauben Sie mir, die gehen nicht zimperlich vor. Lesen Sie sich nur mal die Berichte durch, was mit Mädchen und Frauen, die zum größten Teil illegal aus Russland, der Ukraine oder andern osteuropäischen Ländern kommen, gemacht wird. Die werden manchmal tagelang vergewaltigt, aufs Übelste misshandelt und dann entweder auf den Strich geschickt oder in Pornos vermarktet. Und wenn man sie nicht mehr braucht, werden sie wie Müll weggeworfen.«
»Das hat doch aber nichts mit diesem Fall zu tun …«
»Doch, indirekt schon. Denn ich bin überzeugt, dass Schirnerund Teichmann diese Videos nicht nur für sich allein gedreht haben«, entgegnete Brandt mit vielsagendem Blick.
»Sie sprechen im Plural. Heißt das, Sie vermuten, dass es noch mehr von diesem Material gibt und dass diese Videos in Umlauf gebracht wurden?«
»Leute, die so was
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