Tod eines Lehrers
ziemlich alles zusammen gemacht, ich würde sagen, das war eine verschworene Gemeinschaft. Ich hab Kerstin nach ihrem Alibi für gestern gefragt, sie war zu Hause.«
»Und die Teichmann?«
»Das verstehe, wer will, aber die hat heute tatsächlich praktiziert, als wäre nichts gewesen. Sie war auch vorhin wieder völlig ruhig, keine Spur von Nervosität, aber das hat wohl was mit ihren russischen Wurzeln zu tun. Die gehen dort mit Schicksalsschlägen wahrscheinlich ein wenig anders um.« Und nach einer kurzen Pause: »So, Leute, ich schnapp mir das Video und mach mich ab zur Klein. Mal sehen, was die dazu zu sagen hat …«
»Stopp, stopp, bevor wir ins Wochenende starten – wie willst du weiter vorgehen?«
»Ich hab noch einige Namen auf meiner Liste, die ich morgen abarbeiten werde. Und außerdem, wer sagt uns eigentlich, dass Maureen Selbstmord begangen hat? Es gibt keine Zeugen, keinen Abschiedsbrief, nichts. Sie hat keinerlei Andeutungen in diese Richtung gemacht, weder ihren Eltern noch ihrer besten Freundin gegenüber.«
»Du meinst, es könnte auch Mord sein?«, fragte Eberl und neigte den Kopf leicht nach links, wie immer, wenn sie Zweifel hegte.
»Ich halte es zumindest nicht für ausgeschlossen. Und jetzt entschuldigt mich, ich habe ein wichtiges Meeting. Ciao.«
»Warte doch mal«, beharrte Eberl, »in dem gerichtsmedizinischen Gutachten steht nichts von Fremdeinwirkung.«
»In diesem Land geschehen jedes Jahr ein paar hundert Selbstmorde, die in Wirklichkeit Morde sind, weil die Mörder keine Spuren hinterlassen. Ich pfeif auf dieses Gutachten. Und jetzt bin ich endgültig weg.«
»Ciao und viel Glück«, sagte Spitzer, doch Brandt hörte es nicht mehr, er hatte die Tür bereits hinter sich ins Schloss fallen lassen.
Freitag, 16.25 Uhr
P eter Brandt klopfte an und trat nach Aufforderung ein. Elvira Klein saß über eine Akte gebeugt und schaute auf, als Brandt hereinkam.
»Herr Brandt, schön dass Sie gekommen sind.« Sie schlug die Akte zu. »Was haben Sie für mich?«
Sie trug heute eine hellblaue Jeans, ein dunkelblaues Sakko und darunter einen weißen eng anliegenden Rolli, der ihre körperlichen Reize deutlich zur Geltung brachte.
»Sie haben ein Videogerät hier?«, fragte er.
»Wollen Sie mit mir jetzt etwa ein Video gucken? Ich dachte, wir hätten Wichtigeres zu tun«, sagte sie spöttisch, doch Brandt reagierte nicht darauf.
»Haben Sie jetzt ein Videogerät oder nicht?«
»Natürlich habe ich eins. Dürfte ich trotzdem erfahren, was Sie damit wollen?« Sie stand auf, ging zu dem langen und hohen Buchenschrank, machte zwei Türen auf, die den Blick auf eine Fernseh-Video-Kombination freigaben. Ohne die Frage zu beantworten, legte Brandt das Video ein, nahm die neben dem Fernseher liegende Fernbedienung, suchte nach den entsprechenden Tasten, schaltete erst den Fernseher, dann den Videorekorder ein, drückte aber noch nicht auf Play.
Er nahm Platz und schlug die Beine übereinander. »Ich werde Ihnen alles erklären, nachdem Sie diesen etwa zwanzigminütigen Film gesehen haben. Stehen Sie überhaupt auf Pornos?«, fragte er, unfähig, ein leichtes Grinsen zu unterdrücken.
»Kommt drauf an …Wenn sie gut gemacht sind«, erwiderte sie mit einem Lächeln, das er von ihr nicht gewohnt war, eigentlich hatte er sie noch nie so sympathisch lächeln sehen.
»Schade«, entgegnete er, »denn das, was ich Ihnen gleich zeige, ist leider nicht sehr professionell gemacht, aber ziemlich aufschlussreich. Bereit?«
»Jetzt machen Sie schon, ich bin ganz gespannt«, sagte sie immer noch lächelnd.
Brandt beobachtete Elvira Klein während des Abspielens aus dem Augenwinkel und sah, wie das Lächeln schon nach den ersten Sekunden gefror, wie es in ihr arbeitete, wie ihre Miene sich von Minute zu Minute verfinsterte, ihre Kiefer aufeinander mahlten, bis nach einundzwanzig Minuten das Band zu Ende war.
Sie holte ein paarmal tief Luft, drehte sich mit dem Stuhl und blickte Brandt in die Augen. »Woher haben Sie das und wer sind die Darsteller dieses ekelhaften Machwerks?«, fragte sie betroffen und mit kehliger Stimme, als würde sie die Antwort bereits ahnen.
»Das wurde heute Morgen beim Pförtner abgegeben, der Umschlag war an mich adressiert. Den Namen des Mädchens habe ich inzwischen rausgefunden, sie heißt Maureen Neihuus.«
Als er nicht weitersprach, sagte sie mit gespielter Lässigkeit: »Und? Das ist zwar ein ziemlich harter Porno, aber was hat das mit dem aktuellen Fall zu
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