Tod eines Lehrers
diese sexuellen Handlungen hergegeben hat, kann ich noch nicht sagen, aber das krieg ich schon noch raus. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie überhaupt wusste, dass diese Sexspiele aufgenommen wurden. Vielleicht hat sie es erst später erfahren.« Brandt machte eine bedeutungsvolle Pause, strich sich einmal mehr über das stopplige Kinn, dachte, dass er sich noch rasieren müsse, bevor er sich mit Andrea treffe, und fuhr fort: »Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Selbstmord gar keiner war.«
Elvira Klein ließ die letzten Worte auf sich wirken und erwiderte leise: »Mord? Jetzt sagen Sie nicht, dass Schirner und Teichmann auch noch ein Menschenleben auf dem Gewissen haben.«
»Das haben sie so oder so«, entgegnete Brandt lakonisch. »Solange nicht hundertprozentig bewiesen ist, dass es Selbstmord war, werde ich in beide Richtungen ermitteln. Außerdem möchte ich eine Hausdurchsuchung sowohl bei Schirner als auch bei Teichmann machen. Dazu brauche ich allerdings Ihr Okay.«
Kleins Haltung entspannte sich, sie lehnte sich zurück und spielte mit einem Bleistift, den sie zwischen ihren Fingern drehte. Sie schien zu überlegen und nickte schließlich. »Sie suchennach weiterem Belastungsmaterial. Kann ich verstehen. Sie kriegen den Durchsuchungsbeschluss, denn auch ich möchte Klarheit haben. Wann soll die Aktion stattfinden?«
»Montag reicht, denke ich. Die beiden Herren laufen uns ja nicht mehr davon«, sagte Brandt mit der Erfahrung eines Polizisten, den kaum noch etwas aus der Ruhe zu bringen vermochte, »und ich kann mir nicht vorstellen, dass der oder die Täter etwas dagegen haben, wenn der ganze Sumpf trockengelegt wird, sonst hätte man uns gar nicht erst auf diese Fährte gebracht.«
»Und haben Sie schon einen Verdacht, wer hinter den Morden stecken könnte?«
Brandt schüttelte den Kopf. »Schirner und Teichmann waren bekannt wie bunte Hunde. Ich weiß ja nicht, wie viele Schüler die beiden in ihrer Laufbahn unterrichtet haben, aber da kommt wohl schon eine vierstellige Zahl zusammen.«
»Das heißt, Sie konzentrieren sich auf die Schüler. Was ist mit dem privaten Umfeld und den andern Lehrern?«
»Wird alles überprüft.«
»Hat Maureen Drogen genommen?«
»Negativ. Kein Alkohol, keine Drogen, zumindest nicht unmittelbar vor ihrem Tod. Sollte es Selbstmord gewesen sein, dann hat sie diesen Entschluss vermutlich sehr kurzfristig gefasst und bei vollem Bewusstsein. Wenn es Mord war, muss sie ihren Mörder aber gekannt haben.«
»Herr Brandt, Sie haben meine volle Unterstützung bei allem, was Sie ab sofort unternehmen. Ich danke Ihnen für das Gespräch, auch wenn ich doch ziemlich durcheinander bin. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
»Gleichfalls. Das Band können Sie übrigens behalten, wir haben Kopien anfertigen lassen.«
Er stand auf und ging nach draußen. Was war das denn auf einmal, dachte er auf dem Weg zum Parkplatz. Die war ja richtig … Sollte ich mich so in ihr getäuscht haben? Na ja, sie ist noch jung und … Ich lass mich einfach überraschen. Trotzdem seltsam.
Freitag, 18.10 Uhr
A uf der Heimfahrt legte Brandt einen Zwischenstopp bei seinen Eltern ein, redete kurz mit Sarah und Michelle und bat sie, nicht böse zu sein, weil er auch morgen arbeiten müsse. Er versprach jedoch, sie nicht später als siebzehn Uhr abzuholen, und wenn sie wollten, dürften sie sich auch mit Freundinnen treffen. Sarah sagte, sie habe sich schon mit einer Freundin verabredet, um ins Kino zu gehen, und auch Michelle wollte zu einer Freundin. Er bedankte sich noch einmal bei seinen Eltern. Seine Mutter nahm ihn beiseite und fragte: »Was hast du denn heute Abend noch zu tun? Es ist Freitag.«
»Mama, ich arbeite an einem äußerst komplizierten Fall und …«
»Peter«, sagte sie mit hochgezogenen Brauen und sah ihn mit diesem Ich-habe-dich-durchschaut-Blick an, »du brauchst mir nichts vorzumachen, ich weiß doch, dass du jetzt nicht mehr arbeitest. Ist sie hübsch?«
»Warum willst du das wissen?«
»Weil ich deine Mutter bin. Es interessiert mich eben. Du brauchst es mir natürlich nicht zu sagen …«
»Okay, okay, ich treffe mich um acht mit einer bezaubernden jungen Dame.«
»Wie jung?«, fragte seine Mutter mit gespielt strenger Miene.
»Nicht so jung, wie du schon wieder denkst. Sie ist eine Kollegin, indirekt. Und sie ist unheimlich nett.«
»Verheiratet?«, fragte sie misstrauisch.
»Mama, sehe ich so aus, als würde ich mich mit einer
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