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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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alle Hemmungen beiseite zu legen und den Abend mit ihr zu genießen.
    »Du warst wirklich noch nie bei einem Portugiesen?«, fragte sie, als sie sich gesetzt hatten.
    »Doch, schon, aber rein dienstlich. Er hatte seine Frau umgebracht«, antwortete er grinsend.
    »Soll sogar bei denen vorkommen, obwohl die an sich eine sehr friedliche Mentalität besitzen.«
    »Der hatte auch eine friedliche Mentalität, sein Pech war nur, er hatte eine Frau, die keine Portugiesin war und ihn jahrelang nach Strich und Faden ausgenommen und betrogen hat. Sie hat ihm sogar zwei Kuckuckseier untergeschoben, und als ihm das jemand gesteckt hat, ist er durchgedreht.«
    »Und was ist mit ihm jetzt?«
    »Er hat vier Jahre wegen Totschlags bekommen, weil er die Tat im Affekt begangen hat und der Richter sehr verständnisvoll war. Mir hat der Kerl auch irgendwie Leid getan. Aber das ist Schnee von gestern. Bist du hier Stammgast, ich meine, so wie dich der Kellner begrüßt hat …«
    »Ich komme so ein-, zweimal im Monat her, weil mich das alles hier an Portugal erinnert.«
    »Hast du eine besondere Affinität zu dem Land?«
    »Ich fahre seit fünf Jahren regelmäßig im Urlaub dorthin, und jedes Jahr ist es schöner. Aber leider fahre ich seit vier Jahren immer allein. Wo verbringst du deinen Urlaub?«
    »Na ja, als ich noch verheiratet war, sind wir meist nach Italienoder Griechenland gefahren, aber der letzte richtige Urlaub liegt schon sieben Jahre zurück.«
    »Du hast seit sieben Jahren keinen Urlaub gemacht?«, fragte sie ungläubig.
    »Schon, aber immer hier. Ist ’ne lange Geschichte, ich will dich nicht langweilen.«
    Der Kellner kam an den Tisch, brachte die Karte und fragte, was sie trinken wollten.
    »Portwein wie gehabt, aber diesmal bitte eine Flasche. Und die Karte brauchen wir nicht. Nos tomos a especialidade da casa«, sagte Andrea Sievers und lächelte den Kellner an.
    »Obrigado. Das dauert aber eine gute halbe Stunde.«
    »Das macht nichts, wir haben Zeit.«
    Er entfernte sich, Brandt sah seine Begleiterin verwundert an und sagte: »Was war das denn eben? Was hast du zu ihm gesagt?«
    »Ich habe die Bestellung aufgegeben, die Spezialität des Hauses. Lass dich einfach überraschen, du wirst nicht enttäuscht sein. Stört es dich, wenn ich rauche?«
    »Nein, meine Frau hat auch geraucht. Ich hab vor fünf Jahren aufgehört.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an und fragte: »Wie war dein Tag? Viel Arbeit gehabt?«
    »Das kannst du laut sagen. Aber wir haben jetzt zumindest ein Motiv für die Morde. Doch eigentlich wollte ich nicht über die Arbeit sprechen …«
    »Sobald das Essen kommt, hören wir auf, großes Ehrenwort. Aber ich bin schon neugierig, was du rausgefunden hast.«
    Brandt erzählte in kurzen Worten, was an diesem Tag geschehen war. Andrea Sievers hörte aufmerksam zu. Mitten in der Erzählung wurde der Wein gebracht, Brandt benetzte die Lippen und nickte. Der Kellner schenkte die Gläser halb voll, und Brandt fuhr mit seinen Ausführungen fort.
    »Ziemlich mysteriös«, sagte sie, als er geendet hatte. »Wennich richtig zugehört habe, dann bist du überzeugt, dass diese Maureen erpressbar war. Aber womit?«
    »Es deutet zumindest alles darauf hin. Doch das Womit kann ich noch nicht beantworten. Womit kann man ein Mädchen erpressen, das keine Drogen nimmt, nicht säuft, in der Schule gute Leistungen hat und einen Vater als Kotzbrocken? Ich komm einfach nicht drauf.«
    »Na ja, sie ist in der Zehn sitzen geblieben, aber nachdem sie die Klasse wiederholt hat, wurden ihre Leistungen in der Elf schlagartig besser, nämlich nachdem sie Schirner als Klassenlehrer bekommen hat. Schau, die meisten, die die Zehn oder Elf nicht schaffen, brechen entweder ab oder schleppen sich mit Müh und Not durchs Abi. Wie ist es denn bei ihren Freundinnen?«
    »Deren Leistungen haben sich auch verbessert, als Schirner die Klasse übernommen hat.«
    »Es kann natürlich sein, dass die Mädchen sich untereinander geholfen haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie plötzlich alle drei auf einmal um so vieles besser geworden sein sollen, nur weil da ein neuer Lehrer war. Hätte es sich um einen jungen, knackigen Typ gehandelt, könnt ich’s verstehen, aber Schirner gehörte nun nicht gerade zu der Sorte Mann, auf die junge Mädchen fliegen. Bei mir damals gab’s auch einige, die sich vor allem in der Zwölf und Dreizehn bis zum Umfallen gequält und mit Ach und Krach das Abi geschafft haben, während andere sich noch

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