Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
keinen Deut besser war? Wollen Sie diese Wahrheit hören?«
    »Fahren Sie fort, ich höre zu«, sagte Brandt gelassen. Mit harten Fragen würde er bei Carmen Schirner nicht weiterkommen.
    »Okay. Ich habe vor zwei Jahren zum ersten Mal mitgekriegt, dass mein Vater etwas mit Schülerinnen hatte. Damals dachte ich, die hätten das freiwillig gemacht, und deshalb war es mir auch ziemlich egal, zwischen meinen Eltern lief ja eh nichts mehr …«
    »Haben Sie ihn darauf angesprochen?«
    »Um Himmels willen, nein! Was glauben Sie, was hier los gewesen wäre, hätte ich ihm gesagt: He, Paps, ich hab gehört, du vögelst deine Schülerinnen, ist da was dran? Der hätte mir was erzählt!« Sie presste die Lippen aufeinander, atmete einmal tief durch und fuhr fort: »Wenn ich damals geahnt hätte, was er wirklich treibt …«
    »Was dann?«
    Sie senkte den Kopf und antwortete: »Nichts. Was hätte ich denn machen können? Er hätte alles abgestritten, und ich hätte bei ihm kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Ich hätte mir das Studium abschminken können, weil er mir bestimmt keinen Cent bezahlt hätte …«
    »Es gibt eine Unterhaltspflicht«, bemerkte Brandt.
    »Sie kannten meinen Vater nicht. Er hätte es schon geschafft, mich kleinzukriegen. Egal, inzwischen weiß ich, dass es noch mehr von diesen Videos gibt, aber keine der andern Schülerinnen hat sich das Leben genommen.«
    »Noch einmal – haben Sie etwas mit den Morden zu tun? Haben Sie Ihren Vater und Herrn Teichmann umgebracht oder waren Sie daran beteiligt?«
    »Nein.«
    »Und Kerstin und Silvia?«
    »Nein.«
    »Kannten Kerstin und Silvia die Geschichte von Maureen und das Video, bevor ich es eben erzählt habe?«
    »Kein Kommentar.«
    »Also ja … Frau Schirner, Sie machen es mir wirklich schwer. Ich muss mich mühsam auf Spurensuche begeben, bis ich die volle Wahrheit erfahre, dabei könnten Sie mir so helfen, indem Sie mir einfach sagen, was wirklich passiert ist. Glauben Sie mir, jeder Richter, den ich kenne, wird Verständnis aufbringen.«
    »Ich kann mich nur wiederholen, ich habe weder meinen Vater noch Teichmann umgebracht.«
    »Und warum dann das Video unmittelbar nach dem Tod von Teichmann?«
    »Es erschien mir der geeignete Moment. Ich dachte mir, dass Ihnen das vielleicht weiterhelfen könnte.«
    »Woher wussten Sie überhaupt, wer die beiden Männer auf dem Video sind?«
    »Wer sollte es sonst sein?«, fragte sie spöttisch.
    »Hat Maureen Neihuus jemals mit Ihnen über diese Sache gesprochen?«
    Carmen Schirner zögerte mit der Antwort. »Nein, hat sie nicht.«
    »Und Ihre beiden Freundinnen da unten haben diese Tortur nicht über sich ergehen lassen müssen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wo sind die andern Videos, ich würde sie gerne mitnehmen.«
    »Ich habe sie vernichtet. Ich dachte mir, eins reicht.«
    »Sie haben was?«, entfuhr es Brandt. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Frau Schirner, ich weiß, dass Sie mir etwas vorenthalten. Ich bitte Sie, überlegen Sie es sich noch einmal, ob Sie nicht doch alles sagen möchten. Ich komme sonst nicht umhin, Sie aufs Präsidium bringen zu lassen, wo die Verhörmethoden ungleich härter sind. Ich gebe Ihnen aber bis morgen Nachmittag fünf Uhr Bedenkzeit. Sollten Sie sich allerdings bis dahin nicht bei mir gemeldet haben, sitzen Sie am Montag um Punkt neun bei mir imBüro. Habe ich mich klar ausgedrückt? Und noch einmal, ich heiße Selbstjustiz nicht gut, das darf ich von Berufs wegen schon nicht, aber keiner kann mir verbieten, Verständnis aufzubringen. Also, entweder bis morgen um siebzehn Uhr oder am Montag um neun im Präsidium. Meine Telefonnummer haben Sie ja, ich bin rund um die Uhr zu erreichen.«
    »Wenn es sonst nichts gibt, können wir ja wieder nach unten gehen«, sagte Carmen kühl und trat zur Tür. »Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    »Wie Sie wollen.«
    Wieder unten, gab Brandt das Zeichen zum Aufbruch. Auf der Fahrt zurück zu Silvia und Kerstin fragte er einer plötzlichen Eingebung folgend: »Wer ist eigentlich Ihr Lieblingslehrer?«
    »Frau Denzel«, antwortete Silvia. »Und auch Frau Russler.«
    »Und warum?«
    »Einfach so.«
    Er setzte erst Silvia, dann Kerstin zu Hause ab. Als er mit Andrea Sievers wieder allein war, sagte sie: »Mann o Mann, das war harter Tobak. Geht das bei euch immer so zu?«
    »Nur manchmal. Das heute war eher die Ausnahme.«
    »Wie bist du darauf gekommen, diese Geschichte zu erzählen?«
    »Ist mir ganz spontan eingefallen. Vielleicht hat

Weitere Kostenlose Bücher