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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verwickelt sind.«
    »Das mit Maureen war eine tragische Geschichte. Aber ich sehe keinen Zusammenhang zu den Morden an Schirner und Teichmann. Klären Sie mich auf.«
    »Frau Russler, Sie sind Vertrauenslehrerin, und ich bin sogar sicher, dass so manche Schülerin mit Ihnen ihre intimsten Probleme bespricht. Hat Maureen das getan?«
    »Nein, Maureen hat sich nie an mich gewandt. Deshalb hat mich ihr Tod auch so mitgenommen, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Das war irgendwann im November, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Richtig, am siebzehnten. Haben sich denn Kerstin und Silvia je an Sie gewandt? Zum Beispiel, wenn es um sexuelle Nötigung oder noch schlimmere Dinge ging?«
    »Darauf werde ich Ihnen nicht antworten.«
    »Schade, dann wird mir nichts anderes übrig bleiben, als die Damen im Präsidium zu verhören.«
    Brandt erhob sich, doch Anja Russler bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen. »Warten Sie. Lassen Sie Kerstin, Silvia und Carmen in Ruhe.
Ich
habe Schirner und Teichmann umgebracht.«
    »Sie?«, fragte Brandt, beugte sich nach vorn und sah Anja Russler zweifelnd an. »Beweisen Sie das.«
    Anja Russler stand wortlos auf, ging in die Küche und kam mit zwei Messern zurück, die sie in einem transparenten Plastikbeutel aufbewahrt hatte. »Hiermit hab ich diese Hurenböcke abgestochen. Das Blut ist noch dran, ich wollte es nicht abwischen. Hier, ich übergebe sie Ihnen zu treuen Händen.«
    Brandt nahm den Plastikbeutel, betrachtete die Messer, sah Anja Russler an, deren Lippen ein leichtes Lächeln umspielte, und schüttelte den Kopf. »Sie allein haben also Schirner und Teichmann umgebracht. Mit diesen beiden Messern. Wie haben Sie das angestellt? Eins in der rechten und das andere in der linken Hand und gleichzeitig zugestochen?«, fragte er ironisch.
    »Nein. Erst mit dem einen von vorn, dann mit dem andern von hinten. Ich habe einfach wahllos draufgestochen. Sie werden auch nur meine Fingerabdrücke drauf finden, weil ich die Messer normalerweise für andere Dinge benutzt habe. In den beiden Nächten hatte ich aber Handschuhe an.«
    »Sind Sie Rechts- oder Linkshänderin?«
    »Ich schreibe mit rechts, doch ich bin mit beiden Armen gleichstark. Ich weiß aber nicht, was das mit den Morden zu tun haben soll.«
    »Und verraten Sie mir freundlicherweise auch, welches Motiv Sie hatten? Was haben Ihnen die beiden getan?«
    Anja Russlers Gesichtsausdruck wurde ernst und melancholisch zugleich. Sie nahm die Flasche, goss das Glas fast bis zum Rand voll, trank es in einem Zug leer, behielt es aber in der Hand.
    »Ich habe vorhin gelogen, ich hatte gestern keinen Besuch, das ist meine Flasche, und das sind meine Zigaretten. Ich wusste, Sie würden kommen, nachdem Sie das Video erhalten haben. Carmen hat mir erzählt, dass sie es Ihnen geschickt hat.« Sie machte eine Pause, stellte das Glas zurück und steckte sich eine Zigarette an. Sie schob die Füße unter ihren Po und schien mit ihren Gedanken auf einmal weit weg.
    »Ich war acht Jahre alt, als mein Vater eines Nachts in meinem Zimmer stand. Er sagte, er könne nicht schlafen und würde gerne zu mir ins Bett kommen. Ich hatte schon geschlafen und bin einfach auf die Seite gerutscht, und er hat sich neben mich gelegt. Ich erinnere mich noch genau daran, wie plötzlich seine Hand mich streichelte, erst den Rücken, dann die Brust, obwohl da noch überhaupt nichts war, und schließlich glitt seine Hand immer tiefer zwischen meine Beine. Ich war wie gelähmt, denn ich wusste ja nicht, was er von mir wollte, bis er sagte, dass ich ein sehr hübsches Mädchen sei – sein Mädchen. Seine ekelhaften Finger spielten an mir herum, aber ich war unfähig, mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Ich weiß noch, wie er mit einem Mal meine Beine spreizte – und dann war da dieser unsägliche Schmerz. Ich wollte schreien, aber er hat mir den Mund zugehalten und gezischt, ich soll bloß still sein. Also war ich still. Sieben Jahre lang war ich still, schließlich hatten wir ein Geheimnis, das keinem verraten werden durfte. Er hat gesagt, wenn ich jemandem davon erzählen würde, würden alle mit dem Finger auf mich zeigen, die Familie würde zerbrechen, er könnte nicht mehr den Unterhalt für die Familie verdienen, und ich müsste in ein Waisenhaus.Also lag die ganze Schuld bei mir. Erst als ich fünfzehn war, sah ich einen Bericht über Missbrauchsopfer im Fernsehen und stellte fest, dass ich nicht allein war und dass die Täter fast immer nach

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