Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
scheinbar – entsetzt, starrte mich der Freigelassene an.
    »Selbstmord.«
    »Ach!« Sofort hörte Lucrio auf Fragen zu stellen. Ich wette, es war nicht der erste gequälte Zahlungsunfähige, der diesen verzweifelten Ausweg gewählt hatte.
    »Werfen Sie sich nichts vor«, sagte ich, selbst janusköpfig wie ein Geschäftsmann. (Es war doch sicher kein Zufall, dass sich die Bankiers am liebsten an einem Ort versammelten, der nach Janus benannt war?) »Offenbar hatte er als Sicherheit für den Kredit das Haus seiner alten Mutter verpfändet. Es wird sie hart treffen, sowohl ihren Sohn als auch ihr Haus zu verlieren, aber ich nehme doch an, es steht außer Frage, dass die Bank ihm seine Schulden erlässt?«
    Woraufhin Lucrio mich in Erstaunen versetzte. »Der Vertrag wurde bereits zerrissen, Falco.«
    »Aus Gutherzigkeit? Ist damit Profit zu machen?«, höhnte ich.
    »Nein, aber Avenius hatte seine Schulden bezahlt.«
    Ich war schockiert und konnte es nicht glauben. Mir fiel ein, was Lucrio mir bei der Vernehmung im Wachlokal erzählt hatte. Wenn Avenius bezahlt hatte, musste er dafür einen weiteren Kredit aufgenommen haben. Und wenn der fällig wurde, würde sich nur ein neuer Kreditgeber an der verwitweten Mutter schadlos halten. »Wissen Sie, wer ihm die zweite Hypothek verschafft hat?«
    »Er behauptete«, erwiderte Lucrio nachdenklich, »dass es keinen Abdeckungskredit gebe. Er brachte mir einfach das Geld. Über so was streiten wir nicht. Er muss wohl einen unverhofften Gewinn gemacht haben, nicht wahr?«
    »Haben Sie«, fragte ich, »noch ein offenes Wort mit ihm gesprochen, bevor er gezahlt hat?«
    »Das machen wir immer.« Lucrio wusste, dass ich andeutete, er habe Drohungen benutzt. »Sehr ruhig und friedlich. Durch und durch professionell. Ich hoffe, Falco, Sie wollen meine Geschäftsmethoden nicht in Misskredit bringen, indem Sie mir rücksichtslose Taktiken unterstellen?«
    »Beschäftigen Sie Schuldeneintreiber?«
    »Das ist nicht erlaubt«, versicherte er mir glattzüngig. »Wenn man einen Dritten bittet, Schulden einzutreiben, gibt man nach römischem Recht den Kredit an ihn weiter. Wir behalten unsere Kredite in der Familie. Außerdem ziehen wir es vor, nur mit Leuten Geschäfte zu machen, die wir kennen und von denen wir wissen, dass sie zahlungsfähig sind.«
    »Und doch hatte Avenius große Schwierigkeiten mit der Rückzahlung.«
    »Eine vorübergehende Geldverlegenheit. Er hat bezahlt. Das bestätigt meinen Standpunkt. Er war ein hoch geschätztes Mitglied unseres Kreises«, verkündete der Freigelassene, ohne rot zu werden. »Wir sind sehr traurig, ihn als Kunden zu verlieren.«
    Das reichte mir. Ich war jetzt davon überzeugt, dass dieser lügnerische Heuchler Avenius in den Tod geschickt hatte.
     
    Ich ging zu Nothokleptes. Er saß wieder bei seinem Barbier. Allmählich bekam ich den Eindruck, dass er auch auf dem Stuhl übernachtete. Dadurch würde er seine Miete sparen. Das würde ihm gefallen.
    Beim Barbier warteten zwei weitere Kunden, woraufhin der in der typischen Manier seines Gewerbes noch langsamer arbeitete. Nothokleptes nahm mich beiseite und überließ einem anderen Mann seinen Stuhl.
    »Haben Sie gehört«, fragte ich leise, »dass ein Kunde der Aurelianischen Bank auf ziemlich seltsame Weise am Pons Probus Selbstmord begangen hat?«
    »Das hat sich heute Morgen als Erstes auf dem Forum rumgesprochen.« Nothokleptes lächelte auf seine traurige ägyptische Art. »Selbstmord, ja? Das griechische Bankgewerbe bedient sich sehr, sehr alter Traditionen, Falco.«
    »Offensichtlich! Sie hatten mich wegen Lucrio gewarnt. Ich hatte den Eindruck, Sie betrachten ihn als gefährlich. Meinen Sie, er benutzt Schuldeneintreiber?«
    »Na klar.« Diesmal machte Nothokleptes seinem Barbier tatsächlich Zeichen, sich weiter zurückzuziehen, damit wir uns ungehört unterhalten konnten.
    »Er tat so, als wäre das praktisch verboten.«
    »Theoretisch ist es das auch.« Nothokleptes blieb dabei so ruhig, dass ich überlegte, ob er wohl selbst mit Schuldeneintreibern arbeitete. Ich fragte lieber nicht.
    »Ah ja. Ich meine, wirklich gewalttätige.«
    »Er würde sie als ›entschlossen‹ bezeichnen, Falco.«
    »So entschlossen, dass sie bereit wären, an zahlungsunfähigen Kunden grausige Exempel zu statuieren?«
    »Oh, kein Bankier tut zahlungsunfähigen Kunden je etwas an«, wies mich Nothokleptes zurecht. »Er will, dass sie wiederkommen und bezahlen.«
    Ich überredete ihn, mir einen allgemeineren

Weitere Kostenlose Bücher