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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Überblick zu verschaffen, wie Bankiers – oder zumindest griechische Bankiers – arbeiteten. Nothokleptes entwarf ein Bild athenischer Geheimniskrämerei, wozu meist auch Steuerhinterziehung, verborgene Geschäfte und die Verheimlichung des wahren Reichtums der Elite gehörten. So wie er es sah, auf seine selbstgerechte ägyptische Weise, hatten seine Konkurrenten berüchtigte enge Verbindungen mit den Kunden, die fast wie Familienmitglieder behandelt wurden. Das meiste, was er wusste, war bei Gerichtsverhandlungen ans Licht gekommen, in denen es um Betrug ging, was ja schon für sich selbst sprach.
    »Der größte Skandal war natürlich das Opisthodomosfeuer – die Schatzmeister von Athen hatten geheime Abkommen, nach denen sie aus dem Tempelschatz illegal Geld an Bankiers ausliehen. Sie wollten das ›geborgte‹ Geld dazu benutzen, hohe Gewinne zu machen. Sie überschätzten den erwarteten Ertrag, konnten das Kapital nicht ersetzen und zündeten, um den Betrug zu vertuschen, das Opisthodomos an, wo das Geld eigentlich sicher und unberührt aufbewahrt werden sollte. Die Priester wurden dafür ins Gefängnis geworfen.«
    »Und die Bankiers?«
    Nothokleptes zuckte mit den Schultern und grinste.
    »Aber ich nehme an, man kann den Bankiers nicht allein die Schuld geben, Nothokleptes. Die Priester entschlossen sich, aus dem Fundus zu klauen und die bankübliche Vertraulichkeit zu benutzen, um die widerrechtliche Aneignung des heiligen Schatzes zu verbergen.«
    »Stimmt, Falco. Und die armen Bankiers waren Unschuldige, fehlgeleitet durch die Ehrfurcht vor ihren Priesterkunden.«
    Ich lachte. »Hat denn die Aurelianische je Fehler gemacht?«
    »Das zu behaupten wäre Verleumdung.«
    »Würden Sie dann sagen«, fragte ich, »dass die Aurelianische reell ist?«
    Nothokleptes musste nicht lange nachdenken. »Sie hatte mal einen etwas miesen Ruf. Lysa und Chrysippus begannen hier mehr oder weniger als schäbige Kredithaie. Es gab Gerede. Lucrio wird im Allgemeinen als hart, aber reell betrachtet.«
    »Wie hart?«
    »Zu hart. Aber wenn Lucrio hinter diesem Todesfall am Pons Probus steckt, wenn er die Öffentlichkeit wissen lassen will, dass er einen Kunden brutal behandelt hat, dann hat er normale Praktiken weit hinter sich gelassen. Dafür müsste er schon besondere Gründe gehabt haben.« Nothokleptes wollte mich auf irgendwas hinweisen.
    »Was soll diese kryptische Äußerung bedeuten?«
    »Es gibt das merkwürdige Gerücht, dass der ›Selbstmörder‹ Drohungen gegen die Bank ausgestoßen hat.«
    »Was für Drohungen?«
    Doch mehr war aus Nothokleptes nicht rauszukriegen. Gut möglich, dass es alles war, was er wusste. Er vermochte mir nicht zu sagen, welche Geldeintreiber die Aurelianische Bank benutzte – offenbar gab es genügend, die aufs Schuldeneintreiben spezialisiert waren –, aber er glaubte das für mich herausfinden zu können. Er versprach mir, es mich so bald wie möglich wissen zu lassen, dann schlurfte er zum Barbierstuhl zurück.
     
    Auf dem Rückweg über das Forum hatte ich einen ekligen Geschmack im Mund. Ich ging in die Thermen, wo ich nun schon mal hier war. Im Gymnasium meinte Glaucus, dass ich mich beim Training mit ihm so aufführte, als wollte ich jemandem das Genick brechen. Er hoffte, es sei nicht seines. Als ich sagte, nein, das eines Bankiers, senkte er die Stimme und fragte mich, ob ich bestätigen könne, dass eine der großen Sparbanken kurz vor der Liquidation stehe. Glaucus hatte von seinen Kunden gehört, dass Leute, die Bescheid wussten, ihre Spareinlagen abhoben und das Geld lieber in der Ecke eines Feldes vergruben.
    Ich sagte, das würde die Diebe freuen, nicht wahr? Und ob er wisse, um welche Felder es sich handelte?
    Seine Besorgnis war echt. Nachdem ich rausgehumpelt war, beschloss ich, mich zu einem frühen Mittagsmahl nach Hause zu begeben. Ich umging den Palatin, blieb so lange wie möglich im Flachen; Glaucus wusste genau, wie man Frechheit bestrafte. Ich wankte am Circus vorbei und mühte mich langsam den Clivus Publicus hinauf.
    Schon seit Wochen war ich nicht mehr im Haus von Chrysippus gewesen. Ich behalte den Schauplatz eines ungeklärten Mordes gern im Auge. Und es war immer noch sehr früh, wieder in der Brunnenpromenade aufzutauchen, also gab ich meinem Impuls nach und betrat das Haus. Wie gewöhnlich nickte der Sklave an der Tür nur, als er mich eintreten sah. Er kannte mich vermutlich und wusste, dass ich die lateinische Bibliothek benutzen durfte. Trotzdem,

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