Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
»Wenn sonst ein aufgedunsener Lebensmüder auf der Emporiumsseite angetrieben wird, schubst ihr ihn dann mit einem Ruder so lange weiter, bis er auf der anderen Seite landet und die Siebte sich darum kümmern muss?«
    »Was für eine schockierende Idee, Falco.« Wenn auch eine wahre.
    Die Siebte schien die Lust verloren haben, Wasserleichen aufzufischen, denn noch bevor Petronius und ich den Fundort richtig erreicht hatten, war sie schon wieder abgezogen. Fusculus kam mit einem Grinsen zu uns zurück. Ich enthielt mich jeden Kommentars über diese heikle Angelegenheit.
     
    Die Leiche lag jetzt auf der Brücke. Eine Gruppe Vigiles hatte sich gleichgültig darum versammelt. Einer mampfte sogar noch sein Frühstück, eine fettig aussehende Pastete.
    »Was haben wir hier?«, fragte Petronius. Er schaute zu dem essenden Mann, der, statt sich gerügt zu fühlen, ihm die Pastete zum Abbeißen hinhielt. Petro griff danach. Ich nahm an, sie sei nun konfisziert; im nächsten Augenblick versenkte er seine Hauer darin, reichte sie an Fusculus weiter und wischte sich Krümel vom Kinn. Da ich Privatschnüffler war, sorgten sie dafür, dass nichts mehr übrig blieb, bis ich an der Reihe war. Aber sie entschuldigten sich. Nette Kerle.
    Die Vigiles diskutierten die Angelegenheit mit Petro in der ihnen eigenen knappen Sprache.
    »Selbstmord.«
    »Ein Springer?«
    »Hat sich erhängt.«
    »Einfach so?«
    »Nein, Chef, er hat es sehr plump gemacht.«
    »Zu plump?«
    »Er baumelte von einer Schlinge, die über einen Kragstein geschlungen war. Wir sind nur einfache Vigiles. Natürlich ziehen wir den offensichtlichen Schluss. Für uns bedeutet das Selbstmord durch Erhängen.«
    »Abschiedsbrief?«
    »Nein.«
    »Mir wurde gesagt, es gäbe Hinweise zur Identifizierung?«
    »Briefe in einem an seinem Gürtel befestigten Beutel. Adressiert an Avenius. Das ist der Name aus dem Chrysippus-Fall.«
    »Der Mann ist Schriftsteller, da hätte man doch wenigstens erwarten können, das er uns eine Notiz hinterlässt«, knurrte Petro.
    Auch ich kannte mich mit Friedhofshumor aus. »Avenius hatte immer Schwierigkeiten mit Abgabeterminen.«
    »Tja, damit können wir wenigstens einen von der Liste der Verdächtigen streichen«, erwiderte Petro.
    »Du glaubst, er hat sich aus Schuldgefühlen umgebracht, nachdem er Chrysippus ermordet hatte?«, fragte ich.
    Daraufhin lachte Fusculus. Die Vigiles wollten etwas Sensationelleres kundtun. »Nein – an der Sache ist mehr dran! Er ist der erste Selbstmörder, den ich unter eine Brücke habe klettern sehen, wo die meisten doch einfach von oben runterspringen. Dann hat er sich nicht nur in einer sehr ungünstigen Position am Mauerwerk festgebunden, sondern auch noch ein dickes Bündel mit Dachziegeln an sich geschnürt. Was er natürlich für den Fall hätte tun können , dass er die Nerven verlor und wieder raufklettern wollte …«
    »Oder nicht!«, murmelte einer der anderen.
    Die Männer machten Platz. Petro und ich traten zur Leiche. Es war tatsächlich Avenius; ich identifizierte ihn formell. Der magere Körper und das Gesicht mit der Adlernase gehörten eindeutig ihm. Er war wieder in Schwarz gekleidet, der Stoff seiner Tunika arg verknittert.
    Sie hatten ihm den um den Hals geschlungenen Strick aus Höflichkeit abgeschnitten, falls er doch noch keuchend wieder zum Leben erwachte. Die Vigiles machten das fast immer, wahrscheinlich, weil sie sich dann besser fühlten. Diesmal war es zwecklos gewesen. Avenius war schon seit Stunden tot, als er am frühen Morgen von einem Kutscher gefunden wurde.
    »Wie konnte der Kutscher ihn denn dort sehen?«
    »Er ist von seinem Karren gestiegen, um über die Brüstung zu pinkeln.«
    »Der Anblick der Leiche muss den Strahl aber rasch eingedämmt haben. Hat er sonst noch jemanden hier rumlungern sehen?«
    »Nein. Wir haben seine Aussage aufgenommen und ihn gehen lassen.«
    Die Schlinge war ein merkwürdig aussehendes Stück Schiffstau aus Ziegenhaar, an manchen Stellen nach wie vor geteert. Es konnte auf einem Kai gelegen haben. Nach meiner Erfahrung kommen Selbstmörder jedoch voll ausgerüstet an den ausgewählten Ort.
    Ich hatte schon früher erhängte Selbstmörder gesehen, und was sich uns hier darbot, entsprach dem in etwa. Allerdings ohne den beiden großen Haufen Dachziegeln, die an ihm festgebunden waren. Sie waren in Form einer Doppelpacktasche gebündelt, die, wie Fusculus sagte, über Avenius’ Kopf mit zwei Stricken an seinen Schultern befestigt und mit

Weitere Kostenlose Bücher