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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Weg lief.
    »Hast du kein Büro, in dem du deine Komplotte schmieden kannst?«, fragte ich so milde wie möglich. »Du scheinst dieser Tage überall dort aufzutauchen, wo ich gerade hinwill.«
    »Falco!« Wenn er mich Marcus genannt hätte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich erwürgt. Typisch, dass er sich dem entzog. Das war eine seiner entnervenden Charakteristika. »Ich bin froh, dich zu sehen.«
    »Ebenfalls.«
    »Hör zu.« Er sah besorgt aus. Prima. »Da kursieren böse Gerüchte über die Aurelianische Bank.«
    »Welche Gerüchte?«, fragte ich, gegen meinen Willen neugierig geworden. »Lahmt das Goldene Pferd plötzlich?«
    »Angeheizt durch deine Nachforschungen, nehme ich an. Du und Camillus habt Kunden befragt. Die Leute verlieren das Vertrauen. Wegen der Arbeit, die du und ich gemacht haben, hast du dir einen Ruf erworben.«
    »Für den Zensus? Als Steuerterrier haben wir nie solche Berühmtheit erlangt!«
    Anacrites überging meinen Spott. »Man glaubt, du seist als Spezialist hinzugezogen worden, weil der Tod von Chrysippus mit Problemen bei seiner Bank zusammenhängt.«
    »Tja, du kannst den Leuten erzählen, dass ich nur nach Blutflecken schnüffle!«, blaffte ich.
    Trotzdem schaute ich mich etwas genauer um. Im Janus Medius hielten sich kleine Gruppen von Männern auf, die vermutlich verstohlener taten, als sie waren. Manche wirkten ausländisch. Die meisten sahen wie Banden aus, mit denen man auf Anraten der eigenen Mutter lieber nicht spielen sollte. Zwei waren von großen hässlichen Sklaven flankiert, vermutlich Leibwächter. Alle hätten angenehmere Orte für ihre Gespräche finden können – Orte, wo man baden, lesen, Sport treiben, sich massieren lassen oder nebenbei nette Schnuckligkeiten essen konnte, während man gleichzeitig den neuesten Tratsch austauschte. Da sie sich aber hier an diesem etwas abgelegenen Platz versammelten, sonderten sie sich vorsätzlich als Privatklüngel ab.
    Ich hatte den entschiedenen Eindruck, dass viele von ihnen uns beobachteten und wussten, wer ich war.
    Wenn man an einem Fall arbeitet, kann einem das passieren.
    »Ich wollte nur wissen, was wirklich los ist«, setzte mir Anacrites zu. »Ich habe Lucrio gesucht, aber er hat sich dünngemacht. Selbst wenn ich ihn finde, wird er nur sagen, alles sei in Ordnung. Ich habe eine große Summe bei ihm angelegt, Falco. Sollte ich die lieber abheben?«
    »Mir liegen keine Informationen vor, dass die Bank in Schwierigkeiten ist, Anacrites.«
    »Also rätst du mir tatsächlich, mein Geld woanders hinzubringen!« Warum fragte er mich überhaupt, wenn er doch nicht zuhören wollte? Der Mann hatte in der Vergangenheit einen gewaltigen Schlag auf die Birne gekriegt, und in seiner Sorge um seine Moneten wurde er jetzt hysterisch. Da ich selbst nie viel Geld besessen hatte, war mir finanzielle Panik fremd.
    »Mach, was du für das Beste hältst, Anacrites.«
    Er schaute sich ein letztes Mal verzweifelt um und eilte davon. Offensichtlich plante er irgendwelche hastigen Aktionen. Jeder wusste, wer Anacrites war. Wenn er so weitermachte, konnte allein seine Erregung einen Ansturm auf die Aurelianische Bank auslösen. Einen wilden Moment lang spekulierte ich, dass ich nur durch ein paar grobe Fragen am Ende noch einen imperiumweiten Finanzzusammenbruch auslösen konnte.
     
    Anacrites war kaum verschwunden, da entdeckte ich den Freigelassenen, der nur ein paar Meter entfernt eine hitzige Diskussion führte. Er sah mich, und es gelang ihm, sich von seinem Gesprächspartner zu befreien. Der andere ging mit unglücklichem Gesicht davon. Ich meinte zu bemerken, dass er mir einen Blick zuwarf, fast wie ein Mann, der vor Wut über den Anlass seines Ärgers kocht. (So was hatte ich schon oft genug gesehen und prüfte gleich nach, ob mein Dolch auch wirklich in meinem Stiefel steckte.) Lucrio fand augenblicklich die Fassung wieder. War das ein Ergebnis regelmäßiger Übung?
    »Didius Falco.« Falls ich mir das nicht einbildete, drängte er mich freundlich in eine Ecke, wo uns niemand belauschen konnte.
    »Lucrio. Ich muss Ihnen leider etwas Trauriges mitteilen. Sagen Sie, endet ein Kreditvertrag, wenn der Schuldner stirbt?«
    »Keineswegs. Wir halten uns an den Nachlass.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«
    »Welcher unserer Kunden ist denn tot?«, fragte er und ließ es wie bloße Neugier klingen.
    »Der arme Avenius, der Historiker.«
    »Zeus! Der war doch noch jung. Was ist mit ihm passiert?« Mit weit aufgerissenen Augen und –

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