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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schatten länger wurden, obwohl es noch hell war. Hier und da öffneten kleine Werkstätten ihre Rollläden. Standbesitzer fegten zerquetschte Feigen auf und spülten Fischschuppen und Muschelschalen weg.
    »Also, worüber sprechen wir hier, Liebste? Poetische Dramen?«
    »Prosa.«
    »Oh! Endloses Gelaber, meinst du.«
    »Nicht im Geringsten. Gut geschriebener Eskapismus, der dich, den Leser, dazu bringt, die Schriftrolle weiter abzuwickeln, selbst wenn deine Öllampe schon flackert und du Rückenschmerzen hast.«
    »Oder bis du einschläfst und dein Bett in Flammen aufgeht?«
    »Bei den besten«, wies mich Helena zurecht, »kannst du es nicht ertragen , einzunicken, bis du sie zu Ende gelesen hast.«
    »Sind alberne Geschichten je so packend?«
    »Oh, die albernen sind in der Hinsicht die schlimmsten … Die Geschichte kann blöd sein, die Handlung unglaubwürdig – aber die menschlichen Gefühle sind äußerst wirklichkeitsnah. Du weißt, wovon wir sprechen? Zisimilla und Magarone heißt diejenige wahrscheinlich, die ich gerade lese. Da geht es um ein hübsches Mädchen, das zäher ist, als es aussieht, und einen gut aussehenden Jungen, der fader ist, als das Mädchen denkt. Sie lernen sich durch Zufall kennen …«
    »Hört sich an wie du und ich.«
    »Nein, hier geht es um wahre Liebe.« Helena grinste. »Nicht um ein Mädchen, dass kurz die Konzentration verlor, und um einen Mann, der nicht wusste, was er mit sich anfangen sollte.« Ich grinste zurück, als sie fortfuhr: »Also, das Paar heiratet vielleicht oder bekommt sogar sein erstes Kind. Und dann beginnen die Probleme. Durch ein katastrophales Unglück werden sie getrennt, wonach sie beide ungeheure Abenteuer bestehen müssen …«
    »Das ist wahrscheinlich der Teil, der Passus gefällt.«
    »Ja. Wenn die Piraten sie nicht schnappen, tut es die Invasionstruppe. Die Personen müssen beide Jahre damit verbringen, in der Wildnis nach jemandem zu suchen, der sie für tot hält. Inzwischen werden die Piraten versuchen einen von den beiden zu vergewaltigen, aber ein findiger Sklave oder ein treuer Freund wird den anderen retten, vielleicht den Helden – obwohl der sich in seiner Trauer und Einsamkeit wünscht, er wäre gestorben. Und doch, während er mit Ungeheuern und Zauberinnen kämpft, klammert er sich an die Hoffnung …«
    »Körperlich gut beisammen, aber dumm?«, höhnte ich.
    »Die Heldin wird von einem skrupellosen Rivalen bedroht und zu Unrecht verdammt, bis sie den Respekt eines edlen Königs gewinnt, der sie gefangen genommen und versklavt hat. Natürlich verliebt er sich in ihre Bescheidenheit, Weisheit, Standfestigkeit und strahlende natürliche Schönheit. Schließlich, durch den gütigen Einfluss der Gottheiten, die ohne das Wissen der beiden jeden ihrer Schritte bewachen, wird eines Tages …«
    »Wenn der Papyrus fast zu Ende ist …«
    »… das Paar unter Tränen und Erstaunen wiedervereint. Und danach brechen sie zu einem Leben endloser Glückseligkeit auf.«
    »Fabelhaft!«, sagte ich kichernd. »Aber die Rolle, die ich dir gegeben habe, entspricht nicht diesem Maßstab?«
    Helena schüttelte den Kopf. »Nein. Nur die, die Passus hat, wie es scheint.«
    »Du hast deine erst seit Mittag.«
    »Ich bin eine schnelle Leserin.«
    »Du schummelst!«, warf ich ihr vor. »Du überspringst.«
    »Also, bei der hier überspringe ich wirklich. Ich hab den verschlagenen Banditen und die exotische Verführerin ausgelassen und hatte keine Lust, mich mit der aufgeblasenen Oberpriesterin zu beschäftigen. Diese Geschichte ist schrecklich. Ich hab Besseres zu tun.«
    »Hm. Das ist merkwürdig. Chrysippus war nach allem, was man hört, ein guter Geschäftsmann. Er hätte so einen Schund doch bestimmt abgelehnt.«
    Helena schaute zweifelnd. »Hat Turius nicht gesagt, Chrysippus habe als Verleger eine schlechte Urteilskraft gehabt? Aber egal, so einfach ist es nicht. Du scheinst mir zwei verschiedene Versionen von Zisimilla und Magarone gegeben zu haben.«
    »Das dachte Passus auch.«
    »Teile davon scheinen überarbeitet worden zu sein, von einem anderen Autor, glaube ich. Um ehrlich zu sein, Marcus, das Ergebnis ist genauso schlimm. Anders, aber ebenso scheußlich, weil derjenige versucht hat leichter und komischer zu sein. Wer auch immer die Überarbeitung vorgenommen hat, scheint sich ziemlich was auf sich einzubilden, hat aber keine Ahnung, was in diesem Genre erforderlich ist.«
    »Ich nehme an, dass Verleger manchmal verlangen, ein Manuskript zu

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