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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schnauben aus.
    Sobald Pisarchus das peinliche Eingeständnis gemacht hatte, entspannte er sich etwas. Obwohl schamrot, schien er jetzt, da er die Sache offen zugegeben hatte, das Gefühl zu haben, mit uns wieder von Mann zu Mann reden zu können.
    »So was passiert«, versicherte ihm Petronius Longus mit aufgesetzter Ernsthaftigkeit und einem Seitenhieb auf mich. »Total vernünftige, normale Typen, von denen man einst dachte, man könne ruhig einen mit ihnen trinken gehen, können plötzlich schöngeistige Anwandlungen bekommen. Dann kann man nur hoffen, dass sie wieder Vernunft annehmen und aus der Sache herauswachsen.«
    »Hören Sie nicht auf den Ermittlungschef«, knurrte ich. Petro musste eins auf den Deckel kriegen.
    Ich hatte immer noch die Leitung dieser Vernehmung. Ich würde Pisarchus nicht enthüllen, dass ich ebenfalls Gedichte schrieb. Das hätte ihn abstoßen können. Stattdessen gelang es mir mit einfachen Fragen, ihm die Wahrheit über die Geschehnisse aus der Nase zu ziehen. An dem Tag, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte er Chrysippus zu überreden versucht, sich die Arbeit seines Sohnes wenigstens anzuschauen. Nicht so eingebildet wie ich, war Pisarchus im Prinzip durchaus willens gewesen, die Produktionskosten zu übernehmen, nur damit sein Sohn sein Werk formell kopiert und verkauft sehen würde. Aber zu dem Zeitpunkt (mit den vom Unglück betroffenen Schiffen und der Kreditrückzahlung am Bein) war Pisarchus nicht in der Lage gewesen, sich die hohe Veröffentlichungssumme leisten zu können, die Chrysippus verlangt hatte.
    »Ich hätte das Geld später aufbringen können, nachdem meine nächsten Frachten verkauft sind, aber Tatsache ist, dass der Junge es mir nicht gedankt hätte. Er ist entschlossen, es selbst zu schaffen. Als ich mich beruhigt hatte, erkannte ich, dass ich mich besser nicht einmischte.«
    »Was nur für ihn spricht. Taugt er was?«, fragte ich.
    Pisarchus zuckte bloß mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung. Literatur war ihm ein Rätsel. Für ihn war sie lediglich eine Marotte seines jüngsten Sohnes, über die er großmütig hinwegsah. Jetzt ging es ihm hauptsächlich darum, sich selbst reinzuwaschen. »Ich war verärgert über Chrysippus. Er schuldete mir nach all den Jahren den einen oder anderen Gefallen. Ich wickelte all meine Bankgeschäfte über das Goldene Pferd ab, und er hat jede Menge Zinsen von mir kassiert. Aber als er ablehnte, ließ ich die Sache einfach fallen, Falco. Das ist die Wahrheit.«
    »Sie haben keine Schriftrollen bei Chrysippus gelassen, nehme ich an? Proben der Arbeit Ihres Sohnes?«
    »Ich hatte keine. Philomelus ist in diesen Dingen sehr eigen. Wenn ich ihn gebeten hätte, mir eine Schriftrolle zu leihen, wäre ihm klar gewesen, dass ich etwas plante.«
    »Philomelus ist der Name Ihres Sohnes?«
    »Ja. Meines Jüngsten, wie gesagt.«
    Petronius und ich dankten dem stolzen Vater für seine Offenheit; ich glaube, wir waren beide von ihm beeindruckt. Höflich fügten wir die besten Wünsche für seinen Sohn hinzu. Zumindest einer von uns hoffte, dass der arme Kerl nicht auf die Rahnock klettern musste, wo er doch nur schreiben wollte. Vielleicht hatte er Talent. Vielleicht hatte er nicht nur Talent, sondern würde eines Tages auch Erfolg haben. Sein Papa würde überrascht sein. Ich leider auch, nachdem ich gesehen hatte, wie die Welt der Literatur funktionierte. Es war eine Welt, in der Mittelmäßigkeit florierte und Genialität oft zum Sterben verurteilt war.
    Nachdem Pisarchus gegangen war, machten wir für heute Schluss. Petro und ich waren seit dem frühen Morgen, als man die Leiche unter dem Pons Probus gefunden hatte, mit dem Fall beschäftigt. Ich erzählte ihm, dass Nothokleptes versuchen wollte rauszufinden, welche Schuldeneintreiber Lucrio für die Bank benutzte. »Pass bloß auf, Falco. Diese Typen sind hinterhältig.«
    »Genau. Falls ich sie erwische, überlasse ich es dir und deinen Jungs, sie höflich zu fragen, ob sie letzte Nacht zufällig einen Historiker erhängt haben.«
    »Eine nette Aufgabe für Sergius«, meinte Petronius. Er hob die Stimme: »Hast du Lust, dich mit Geldeintreibern anzulegen?«
    »Nee«, erwiderte Sergius sofort. »Die Drecksäcke sind gefährlich.«
    Normalerweise war er völlig furchtlos. Das war Besorgnis erregend. Na gut, das wäre es gewesen, wenn ich vorgehabt hätte, mich selbst mit ihnen zu beschäftigen. Stattdessen wappnete ich mich gegen etwas, auf das die meisten Leute keinen

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