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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wo.
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich fest.
    »Der Mann klingt sehr bestimmt.«
    »Ich auch. Daher lügt er bestimmt!«
    Ich richtete den Blick langsam wieder auf Pisarchus. »Spielen Sie hier bloß nicht den Unschuldigen!«
    Pisarchus schaute besorgt, aber er geriet nicht in Panik. Er wartete einfach ab, dass man ihm sagte, was los war. Irgendwas an ihm sprach mich an. Entweder war er ein gerissenes Schlitzohr oder nur ehrlich. Ich merkte, dass ich hoffte, er möge unschuldig sein.
    »Sie wurden«, verkündete ich mit Grabesstimme, »beim Skriptorium des Chrysippus gesehen.«
    Er blinzelte nicht. »Das stimmt.«
    »Warum haben Sie es dann nicht gesagt?«
    »Sie haben mich wegen der Kredite gefragt. Mein Besuch im Schriftrollenladen hatte nichts damit zu tun.«
    Ich atmete tief durch und kratzte mich mit dem Stilus am Kopf. »Ich glaube, das müssen Sie uns erklären. Und Sie sollten um Ihretwillen besser eine gute Erklärung finden.«
    Auch er streckte sich, wie Menschen das tun, wenn das Gespräch sich einem anderen Thema zuwendet. »Ich hatte etwas zu besprechen – etwas Geschäftliches für jemand anderen.«
    »Dann ging es also nicht um Bank-, sondern um Frachtgeschäfte?«
    »Nein. Darum auch nicht.« Dieses Mal wartete ich. Pisarchus errötete allmählich. Er sah verlegen aus. »Tut mir Leid, ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Das sollten Sie aber besser«, meinte ich ruhig. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass er auf seine eigene Art aufrichtig war. »Ich weiß, dass Sie dort waren, weil ich Sie selbst gesehen habe. Ich sah Sie gehen, und Sie wirkten sehr verstimmt.«
    »Chrysippus gab sich unzugänglich, er war nicht bereit, meinem … Freund zu helfen.«
    »Tja, Sie wissen, was kurz darauf passiert ist.«
    »Ich weiß überhaupt nichts«, protestierte Pisarchus, womit er mein fehlgeleitetes Vertrauen verlor.
    »Natürlich wissen Sie was!« Er hatte uns erzählt, dass er Bescheid wisse. Wütend hielt ich ihm vor: »Nicht lange, nachdem Sie sich wegen dieses mysteriösen Freundes mit Chrysippus in die Haare gekriegt hatten, hat jemand den Skriptoriumsinhaber und Bankier in seiner Bibliothek grausam erschlagen. Sie waren einer der Letzten, der bei ihm war, und nach dem, was mir die anderen Besucher erzählt haben, sind Sie der Letzte, von dem wir wissen, dass er einen Streit mit dem Verstorbenen hatte.«
    Pisarchus hatte alle Farbe verloren, die ihm vor ein paar Minuten ins Gesicht gestiegen war. »Ich wusste nicht, dass er tot ist.«
    »Ach, wirklich?«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Tja, Sie waren ja auch weit weg in Praeneste!«, meinte ich höhnisch, kaum fähig, es zu glauben.
    »Ja, und ich habe absichtlich keinen Versuch gemacht, mich mit Chrysippus in Verbindung zu setzen«, gab Pisarchus hitzig zurück. »Ich war verärgert über ihn, aus verschiedenen Gründen.«
    »Natürlich waren Sie das. Er hatte Ihnen einen Gastdichter versprochen, nicht wahr? Einen Dichter, der sich weigerte zu kommen …«
    »Er schob es auf den Dichter«, sagte Pisarchus. Er versuchte immer noch, den Vernünftigen zu spielen. »Ich war gekränkt, aber das war wohl kaum eine tödliche Beleidigung. Hätte ich ihn deswegen umgebracht?«
    »Leute, die ich kenne und die von diesem Dichter unterhalten wurden, würden sagen, Sie hätten noch mal Glück gehabt«, räumte ich sarkastisch ein. Dann nahm ich meinen vorherigen grimmigen Ton wieder an. »Die Sache ist ernst, Mann. Welchen Groll hegten Sie noch, Pisarchus? Was wollte Chrysippus für Ihren mysteriösen Freund nicht tun? Raus damit!«
    Pisarchus seufzte. Als er mir die Wahrheit erzählte, erkannte ich, warum ein Mann wie er gezögert hatte, die Sache zuzugeben. »Es handelte sich um meinen Sohn«, sagte er und rutschte jetzt auf dem Hocker herum. »Meinen Jüngsten. Er will nicht wie seine Brüder zur See, und um den Familienfrieden zu erhalten, dränge ich ihn auch nicht. Er weiß, was er will, und er sorgt für sich selbst, so gut er kann, während er versucht dorthin zu kommen, wo er hinwill … Bisher hatte er kein Glück damit. Ich habe nur versucht Chrysippus zu überreden, dem Jungen eine hilfreiche Hand hinzustrecken.«
    »Worauf hat Ihr Junge es denn abgesehen?«, fragte ich neugierig.
    Jetzt rückte Pisarchus endlich damit heraus. »Er möchte Schriftsteller werden«, teilte er uns düster mit.

XLII
     
     
    Es gelang mir, nicht zu lachen. Petronius Longus, den Gefühlen kreativer Künstler gegenüber weniger empfindsam, stieß ein lautes, hohes

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