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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ordnung. Solange ihnen das gelang, würden sie die Verzweiflung abwehren. Wenn sie sich endlich der Wahrheit stellten, würde niemand sie wiedersehen.
    Hier konnte ich nichts mehr tun. Als ein trauriger Tambourinspieler erschien und ein klagendes Trinklied anstimmte, machte ich mich davon, bevor sein grimmiger Helfer mich mit dem Hut erreichte.
    Lucrio konnte ich vergessen, genau wie diese Nichtstuer, die hier herumstanden. Ich kannte sie nicht, und ihre Verluste waren mir ziemlich egal. Aber wenn die Bank in Konkurs gegangen war, betraf das wirkliche Menschen, Menschen, die ich kannte. Es gab etwas, das ich sofort angehen musste. Ich musste auf dem schnellsten Weg zu Mama.

XLVI
     
     
    Mutters Nachbar Aristagoras, der kleine alte Mann, sonnte sich im Portikus. Mama hielt die öffentlich zugänglichen Teile ihres Mietshauses immer blitzsauber. Über die Jahre musste sie dem Vermieter hunderte von Sesterzen an Reinigungsgeld erspart haben. Am Eingang standen blühende Rosentöpfe, um die sie sich ebenfalls kümmerte.
    Aristagoras rief mir einen Gruß zu. Ich hob den Arm und ging weiter. Er war ein Schwätzer, so viel war klar.
    Leichtfüßig lief ich die Treppe zu Mamas Wohnung hinauf. An den meisten Tagen war sie entweder nicht da, sauste auf dem Aventin herum, machte Besorgungen und sorgte für Ärgernis, oder sie war zu Hause, schrubbte Töpfe oder fegte wie eine Furie in ihrer Küche herum. Heute fand ich sie still in einem Korbstuhl sitzen, den mein verstorbener Bruder Festus ihr mal geschenkt hatte (im Gegensatz zu ihr wusste ich, dass der freche Kerl ihn beim Würfelspiel gewonnen hatte). Sie hielt die Hände ziemlich fest im Schoß gefaltet. Wie gewöhnlich waren ihr Kleid und ihre Frisur sehr ordentlich, wenn auch eine leichte Aura von Schwermut sie umgab.
    Leise schloss ich die Tür. Zwei Augen wie verbrannte Rosinen bohrten sich in mich. Ich zog mir einen Hocker heran und setzte mich neben sie, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
    »Du hast von der Aurelianischen Bank gehört?«
    Mama nickte. »Einer der Männer, die für Anacrites arbeiten, kam am frühen Morgen zu ihm. Stimmt es denn?«
    »Leider ja. Ich war gerade dort. Alles geschlossen. Ist es Anacrites gelungen, sein Geld abzuheben?«
    »Er hatte den Agenten mitgeteilt, dass er eine Abhebung vornehmen wollte, aber das Geld ist ihm noch nicht ausbezahlt worden.«
    »Schlimme Sache.« Es gelang mir, das neutral klingen zu lassen. Ich schaute zu Mama. Trotz ihrer besorgten Stille war ihr Gesicht ausdruckslos. »Die ahnten wahrscheinlich, dass sie in Schwierigkeiten waren, weißt du, und haben deswegen die Auszahlung verzögert. Ich würde mir an deiner Stelle seinetwegen keine Sorgen machen. Er mag zwar einiges durch die Aurelianische verloren haben, aber er hat bestimmt noch viel mehr an anderen sicheren Orten gehortet. Das gehört zu seinem Beruf.«
    »Verstehe«, sagte Mama.
    »Auf jeden Fall«, fuhr ich mit ernster Stimme fort, »sind jetzt Liquidatoren eingesetzt worden. Anacrites muss nur noch zu ihnen hintraben, erwähnen, dass er der einflussreiche Oberspion ist, und sie werden dafür sorgen, dass er ganz oben auf der Liste der Gläubiger steht, die voll ausgezahlt werden. Das einzig Vernünftige, was sie tun können.«
    »Das werde ich ihm sagen!«, rief Mama. Sie sah um ihres Schützlings willen erleichtert aus. Ich biss die Zähne zusammen. Ihm zu raten, wie er am besten aus der Sache rauskam, war eigentlich nicht mein Plan gewesen.
     
    Ich wartete, aber Mama behielt ihre Sorgen immer noch für sich. Es war mir richtig peinlich, als eines ihrer jüngsten Kinder über ihre Finanzen zu sprechen. Zum einen balgten wir uns schon lange darum, ob es mir je erlaubt werden würde, irgendwas in die Hand zu nehmen. Zum anderen war sie entsetzlich geheimniskrämerisch.
    »Was ist mit deinem eigenen Geld, Mama?«
    »Ach, darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Hör auf, mich zum Narren zu halten. Du hast eine Menge Geld bei der Bank hinterlegt, also tu nicht so, als wär nichts. Hast du in letzter Zeit etwas abgehoben?«
    »Nein.«
    »Sie haben also die ganze Summe. Tja, Anacrites ist der Idiot, der dich dazu veranlasst hat. Du solltest dafür sorgen, dass er die Liquidatoren auch um deinetwillen unter Druck setzt.«
    »Ich will ihn nicht damit belasten.«
    »Na gut. Hör zu, ich habe mit Lucrio in einer anderen Angelegenheit zu tun. Ich frage ihn, wie es aussieht. Wenn es eine Chance gibt, dein Geld zurückzubekommen, tue ich alles, was in

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