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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gefunden?«, brummte ich sarkastisch.
    »Was glaubst du?«
    Petronius sagte nichts. Maia nahm ihm den leeren Becher ab, der ihm fast aus der Hand zu fallen schien.
    »Arbeiten diese Ritusii-Schläger offen für Lucrio und die Aurelianische Bank?«, wollte ich wissen.
    »Nicht offen«, erwiderte Fusculus. Dann huschte ein erwartungsvolles Grinsen über sein Gesicht. Er hatte uns etwas zu erzählen und wollte unsere Reaktion sehen. »Wie dem auch sei, Falco, von der Seite werden jetzt weniger Aufträge auf sie zukommen. Die Aurelianische Bank ist von verängstigten Kunden überrannt worden, die ihre Geldeinlagen abheben wollten. Lucrio hat heute Morgen alle Konten eingefroren und spezialisierte Liquidatoren kommen lassen. Die Bank ist in Konkurs gegangen.«
     
    Ich half Petro, zur Leseliege zurückzuhumpeln, auf die er sich schläfrig sinken ließ.
    »Kannst du auf dich selbst aufpassen?«
    »Ich bin in den Händen einer hinreißenden Krankenschwester«, flüsterte er mit einem heiseren Anflug von Geheimnistuerei. Das war die typische männliche Antwort darauf, ans Krankenbett gefesselt zu sein. Man muss das Spiel mitmachen.
    »Helena wird jede Minute zurück sein«, entgegnete Maia und verschwand mit einem energischen Schwingen ihres Rockes aus dem Zimmer.
    Ich deckte ihn zu. »Hör auf, mit meiner Schwester zu flirten. Du magst zwar der Halbgott sein, der den Riesen Bos kaltgemacht hat, aber bei Maia stehen sie bereits Schlange. Leg dich nicht mit Anacrites an. Der Mann ist viel zu gefährlich.«
    Ich meinte es ernst. Es war schlimm genug, wenn der Oberspion etwas bei meiner Schwester erreichte, aber falls ihm das gelang und sie ihm je den Laufpass gab, würde das unsere gesamte Familie bedrohen. Er besaß Macht, verfügte über finstere Ressourcen und gab einen bösartigen Feind ab. Es wurde Zeit, dass wir uns alle an Anacrites’ dunklere Seite erinnerten.
    Wenn meine Mutter ihn allerdings zum selben Zeitpunkt fallen ließ, zu dem Maia ihn durchschaute, waren wir vermutlich von dem Moment an tot, in dem der Brief mit den Worten »Liebling, wir hatten so viel Spaß miteinander, und es fällt mir wirklich schwer, dies zu schreiben …« auf seinem Palastschreibtisch landete. Mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, das jemand Anacrites Liebling nennen könnte. Aber das war nichts gegen meine Furcht vor seiner Reaktion, falls er je als abgewiesener Liebhaber das Gesicht verlieren sollte – besonders, wenn er mir dafür die Schuld gab. Er hatte schon einmal versucht mich umbringen zu lassen, in Nabatäa. Es konnte jederzeit wieder passieren.
    Während ich diesen düsteren Gedanken nachhing, machte Petronius einen leisen Witz. »Ach, bei Maia werde ich kein Glück haben. Ich bin der Kumpel ihres grässlichen Bruders – und damit schon fast erblich belastet.«
    Auch gut. Ich hasste meine sämtlichen Schwager. Was für eine Bande nervtötender Schweine. Ich würde es nicht ertragen, dass mein bester Freund sich ihnen anschließen wollte. Rasch schüttelte ich den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, und machte mich zum Forum auf – nicht um als Halbgott begrüßt zu werden, sondern um zu versuchen Lucrio zu treffen.
    Im Gehen fragte ich mich, warum ich Maia nichts von den abstoßenden Gerüchten über Anacrites und Mama erzählt hatte. Reine Feigheit, gestand ich mir ein.
    Lucrio war nirgends zu finden, was mich kaum überraschte. Wenn ein Geschäft Bankrott geht, sorgen die Vorstände dafür, dass sie in der Nacht, bevor die Öffentlichkeit davon erfährt, in ihre Privatvillen weit weg von Rom verschwinden, unter Mitnahme des Silberbestecks und der Portokasse. Der Wechseltisch des Goldenen Pferdes stand verlassen und unbesetzt da. Ich ging zu Lucrios Haus. Davor hatte sich eine größere Menschenmenge versammelt, einige in bloßer Hoffnungslosigkeit, andere warfen verzweifelt Steine gegen die geschlossenen Fensterläden. Ein paar waren vermutlich Schuldner, die sich fragten, ob sie jetzt ohne Rückzahlung ihrer Darlehen davonkamen. Die Tür blieb verschlossen, und die Fenster waren gut verbarrikadiert.
    Ich war enttäuscht. Als Krawall war die Sache ein Reinfall. Neugierige waren schon aufgetaucht, um nach Selbstmördern unter der Menge Ausschau zu halten, aber die Menge, insgesamt eher verlegen, sah aus, als würde sie sich bald zerstreuen. Diejenigen, die das meiste Geld verloren hatten, würden gar nicht erst herkommen. Sie würden sich weigern, das zu akzeptieren, was geschehen war, und so tun, als wäre alles in

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