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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit unbewegtem Gesicht durch, während ich fortfuhr.
    »Also, Turius, Sie haben ein bestürzendes Geständnis abgelegt.« Ich schnalzte mit der Zunge. »Warum haben Sie das wohl getan?«
    Turius hatte während der Pause zusammengesunken auf seinem Platz gesessen und sich nichts zu essen geholt. Jetzt wurde er dunkelrot. Er bedauerte seinen Ausbruch zutiefst. Er war ein Dummkopf, und es wäre ihm recht geschehen, wenn ich ihn verhaftet hätte – aber ich war nach wie vor davon überzeugt, dass die Geldeintreiber der Bank für den Tod des Historikers verantwortlich waren.
    »Hat Ihnen jemand bei dieser angeblichen Ermordung geholfen?«
    »Nein …«
    Wieder zerrte ich ihn in die Mitte des Raumes. Er wehrte sich nicht, blieb einfach stehen, ließ den Kopf hängen und wich meinem Blick aus. »Wie stark sind Sie, Turius? Hätte ein kränklicher Mann ganz allein Avenius überwältigen, ihn dann über die Brüstung hieven und dort festhalten können, während er ihm den Kopf durch die Schlinge zog?«
    »Ich …«
    »Sagen wir mal, Sie haben ihn ermordet, Turius. Welches Motiv hatten Sie? Dass Avenius sich geweigert hat, von Chrysippus mehr Geld zu erpressen? Vielleicht. Also haben Sie ihn getötet, um fortan als alleiniger Erpresser aufzutreten? Irgendwann müssen Zahlungen an Sie erfolgt sein – das würde Ihre schicke Kleidung erklären, nicht wahr, Turius?« Er antwortete nicht, bestätigte damit vielleicht, dass er Zahlungen erhalten hatte. »Aber um direkten Druck auf Chrysippus auszuüben, hätten Sie genau wissen müssen, was Avenius über die Bank in Erfahrung gebracht hatte. Hatte er Ihnen das erzählt?«
    »Nein!«, wimmerte Turius, inzwischen völlig fertig. »Selbst im Suff ist er nicht damit rausgerückt. Danach hat er sich geweigert, noch mehr zu sagen.«
    »Sie haben die Rolle des Erpressers also nie übernommen?«
    »Nein.«
    »Bleiben Sie bei dieser Aussage«, riet ich ihm ernst. »Denn wenn jemand glaubt, Sie wüssten die Einzelheiten, könnten Sie das nächste Opfer einer gewalttätigen Schlägerbande werden, die sich die Ritusii nennen. Die hatten einen Muskelprotz namens Bos, der vermutlich Avenius ins Jenseits befördert und versucht hat Petronius zu erwürgen.« Ich bemerkte, dass sich Lucrio etwas vorbeugte, als wollte er Lysa einen neugierigen Blick zuwerfen. Hieß das, sie hatte die Ritusii angeheuert und er hatte das gerade erst herausgefunden? »Bos ist tot« – Lucrio lehnte sich mit erstauntem Gesicht zurück –, »aber die Ritusii sind immer noch auf freiem Fuß. Also gehen Sie ihnen besser aus dem Weg, Turius.«
    »Danke«, japste er.
    »Danken Sie mir nicht. Die Vigiles und ich haben es gern sauber in der Stadt. Wir mögen bei dieser Hitze keine stinkenden Leichen. Es wäre mir furchtbar, einen Idealisten wie Sie mit lila verfärbtem Gesicht an einem Strick hängen zu sehen.«
    »Oh, Hades …« Völlig überfordert verbarg Turius erneut das Gesicht in den Händen.
    Etwas freundlicher fuhr ich fort: »Jetzt hören Sie auf mit dem Blödsinn und sagen Sie mir, warum Sie behaupten, den Historiker getötet zu haben.«
    Er blickte auf, das glänzende Haar von seinen Fingern verstrubbelt. »Ich hätte ihn nie dazu drängen sollen, mehr Geld zu verlangen. Das hat zu seinem Tod geführt. Ich fühle mich verantwortlich.«
    Er trug in der Tat Verantwortung, aber er hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass die Sache einen tödlichen Verlauf nehmen würde. Warum ihn noch mehr unter Druck setzen? Diejenigen, die beschlossen hatten, Avenius auszulöschen, trugen viel mehr Schuld als dieses Mitleid erregende Wesen. »Das klingt wie Bedauern«, meinte ich.
    »Natürlich bedauere ich es zutiefst.«
    »Dann schlage ich vor, dass Sie bei seiner alten Mutter Wiedergutmachung leisten, wenn das geht.« Ich hielt inne. »Und ich möchte, dass Sie mir erklären, wie Sie sich diese schicke Garderobe leisten können, wo Sie doch mit dem Schreiben kein Geld verdienen. Wo stammen diese ausgefallenen Tuniken her, Turius?«
    Turius war die Antwort sichtlich unangenehm, aber ihm war klar, dass er immer noch unter Verdacht stand. Er musste auspacken. Mit geschlossenen Augen verkündete er: »Chrysippus hat mir nie genug zum Leben gezahlt. Ich betätige mich nebenbei als privater Vorleser für reiche Frauen. Das mach ich schon seit Jahren.«
    Das bedeutete mehr als das Rezitieren von Eklogen. Die Damen, die »Oooh, Turius, Sie haben eine so schöne Stimme!« keuchten, kauften auch seinen Körper. Ich hatte ihn für

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