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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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genickt, bevor er darüber nachdachte.
    »Sie bestätigen es? Danke.« Mit nachdenklichem Gesicht ging ich zu der Autorenreihe zurück. »Tiberius Turius! Sie hätten uns eine Menge Mühen erspart, wenn Sie uns das vorher gesagt hätten.« Ich trat direkt vor ihn, hievte ihn auf die Füße und zerrte ihn in die Mitte des Raumes. »Was für eine hübsche Tunika! Und ich bewundere Ihren Gürtel. Hübsche Lederarbeit. Tolle Schnalle – ist das eine Emaillearbeit aus dem Norden, oder haben Sie den in Rom gekauft? Turius, lassen Sie uns offen sein, mir fällt einfach auf, dass Sie nicht so aussehen, wie ein armer Poet das sollte. Besonders einer, der Gesundheitsprobleme hat und deswegen nie etwas Schriftliches vorlegt.«
    Turius schüttelte meine Hand ab und glättete seinen Tunikaärmel. »Lassen Sie mich in Ruhe, Falco.«
    »War das nicht eher ›lass mich in Ruhe, Turius ‹ – oder wie Avenius das auch immer ausgedrückt hat? Haben Sie nicht beschlossen, sich auch ein Stück vom Kuchen zu holen? Haben Sie Avenius nicht gezwungen, mehr von Chrysippus zu verlangen, damit Sie etwas abbekamen?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, murmelte Turius.
    »Ach ja? Sind Sie direkt zu Chrysippus gegangen?«
    »Nein.«
    »Wirklich? Mal sehen, was ich über Sie weiß. Sie haben sich mir gegenüber beschwert, dass Chrysippus seine Autoren wie Sklaven behandelte. Und Sie waren schamlos indiskret. Sie haben sich öffentlich geweigert, ihm zu schmeicheln, und haben seine Kritikfähigkeit lächerlich gemacht.«
    »Er besaß kein Urteilsvermögen!«, knurrte Turius. Er wandte sich an seine Kollegen. »Pacuvius, du weißt das doch ganz genau!« Pacuvius, Scrutator , war derjenige gewesen, der Helena von Turius erzählt hatte; ich nahm mir vor, herauszufinden, warum Turius meinte, Scrutator würde einen besonderen literarischen Groll hegen.
    Aber erst mal wollte ich Turius in die Mangel nehmen. Der Utopist stand jetzt unter enormem Druck. Er schwitzte, obwohl es in der Bibliothek nach wie vor angenehm kühl war, und seine Erregtheit war sichtbar geworden. Was auch immer der Grund dafür war, Turius stand kurz vor dem Zusammenbruch.
    »Chrysippus hatte zumindest genug Urteilsvermögen, Avenius für mehrere Jahre zum Schweigen zu bringen! Avenius hat sogar das erstaunliche Bravourstück geschafft, Chrysippus zu veranlassen, den von ihm selbst gewährten Kredit zurückzuzahlen, um die Forderungen seines Agenten Lucrio von ihm abzuwenden. Dann haben Sie das Boot ins Schwanken gebracht, nicht wahr?« Turius sah gehetzt aus, wollte aber nicht antworten. »Sie haben Chrysippus für die schlechte Behandlung seiner Autoren gehasst; Sie dachten, er sollte so hart wie möglich unter Druck gesetzt werden. Stimmt das?« Turius konnte mich nicht anschauen, er war jetzt regelrecht verzweifelt. »Was ist dann passiert? Sie kannten das Geheimnis auch oder wussten zumindest, dass es ein Geheimnis gab. Hat Avenius befürchtet, alles verloren zu haben, weil Sie sich einmischten? Hat der arme Kerl sich deswegen umgebracht?«
    »Genug!« Turius brach zusammen. Es war schneller gegangen, als ich erwartet hatte. »Hören Sie auf. Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich bin schuld. Ich habe ihn umgebracht!«
     
    Um uns herum setzte erregtes Gemurmel ein und erstarb dann wieder. Ich führte Turius zu seinem Platz zurück und drückte ihn auf seinen Sitz.
    Traurig schüttelte ich den Kopf. »Ich hoffe, Sie fühlen sich besser nach Ihrem Geständnis. Jetzt rate ich Ihnen in Ihrem eigenen Interesse, nichts mehr zu sagen. Das ist eine sehr erschreckende Entwicklung, also hören Sie mir bitte alle zu.« Ich hob die Stimme, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und nickte Aelianus zu, die Tür zu öffnen. »Wir könnten alle eine kurze Pause gebrauchen. Es gibt ein paar Erfrischungen. Wir machen danach weiter.«
    Die Verbindungstür zur lateinischen Bibliothek wurde geöffnet, und ein Trupp Sklaven kam mit den von mir vorbereiteten Tabletts herein.

LV
     
     
    Alle schauten verblüfft, aber eine Kleinigkeit zu essen kommt immer gut an. Es löste die Anspannung. Die Sklaven mischten sich unter die Leute, boten höflich ihre Tabletts dar, dann kleine Becher mit Getränken. Turius sackte zusammen, zitterte und verbarg das Gesicht, während die anderen sich von ihm zurückzogen. Grüppchen standen leise murmelnd zusammen und warfen ab und zu Blicke in meine Richtung. Ich setzte mich neben Helena.
    »Du warst wunderbar, Liebling«, gurrte sie. Sie wusste genau, wie sie mir

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