Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
nicht.«
    Diomedes lachte spröde und übertrieben selbstsicher. Fusculus fing über dem Kopf der alten Dame meinen Blick auf, und ich spürte seine Feindseligkeit. Seine gesamte Antipathie gegen Griechen richtete sich jetzt auf diesen hier. Er bedachte Diomedes und Lysa mit einem hässlichen Grinsen und führte die neugierige alte Frau zu einem Platz bei den Vigiles, damit sie den Spaß weiterverfolgen konnte.
    »War einen Versuch wert«, meinte ich bedauernd. »Sie sind ein Glückskind!«, sagte ich zu Diomedes. »Ich war wirklich davon überzeugt, dass Sie gelogen haben. Ich dachte, Sie wären hier gewesen. So wie ich es sah, hatten Sie Ihren Vater umgebracht, Vibia hatte Sie blutbedeckt am Tatort gefunden und Ihnen dann geholfen, Ihre Spuren zu verwischen – im wahrsten Sinne des Wortes, falls es blutige Fußabdrücke gab. Es könnte sogar die Dame gewesen sein, die auf die Idee kam, Sie lässig an einem Stück Nesselpastete kauend auf den Weg zu schicken. Sobald Sie gesäubert waren und das Haus verlassen hatten, rannte sie hinaus auf die Straße, als hätte sie erst in diesem Moment die Leiche gefunden …«
    Alle hörten mir in lautlosem Schweigen zu. Sie merkten, wie gut die Geschichte zu den Fakten passte. Vibia Merulla blieb ausdruckslos.
    »Als Gegengabe für Vibias Schweigen über Ihre Tat – dachte ich – hatte Ihre Mutter ihr das Haus geschenkt. Vibia selbst war so entsetzt darüber, Sie am Tatort zu finden, Diomedes, dass sie begann Ihnen aus dem Weg zu gehen … Und aus diesem Grund gefiel ihr der Gedanke nicht, dass Sie eine ihrer Verwandten heiraten würden. Meine Güte!«, rief ich strahlend aus. »Wie konnte ich mich so irren?«
    Ich wirbelte zu der resoluten Witwe herum.
    »Nichts dazu zu sagen, Vibia? Wenn Sie den Mörder Ihres Mannes decken, nur um an das Haus zu kommen, muss Ihr Appetit darauf gewaltig sein! Tja, ein korinthischer Oecus ist ja auch nicht zu verachten. Und das Haus ist natürlich voll möbliert – wunderschöne Möbel, nicht wahr? So üppig. Alle Kissen bis zum Bersten gefüllt.«
    Ich sah Diomedes an.
    »Ich habe nicht vor, diesen Priester als Zeugen aufzurufen. Ich glaube, er hat gelogen, als er behauptete, Sie hätten den ganzen Tag lang Opfer dargebracht. Sie gehen zwar zum Tempel der Minerva, aber nicht, um dort zu beten. Es gibt andere Gründe, da regelmäßig rumzuhängen – vor allem die Schriftstellergruppe. Sagen Sie uns, schreiben Sie, Diomedes?«
    Sein Blick war unstet, aber er saß mit zusammengepressten Lippen da und funkelte mich an. Seine Mutter machte ein unbeteiligtes Gesicht.
    »Blitis!«, rief ich. »Schreibt Diomedes?«
    »Ja«, erwiderte Blitis. »Er hat Zisimilla und Magarone verfasst.«
    »Wirklich? Ein heimlicher Schreiberling?«, fuhr ich unbarmherzig fort. »Hocken Sie in Ihrem Zimmer, denken sich Ihr kreatives Meisterwerk aus und feilen daran herum, junger Mann? Und, Diomedes, beharren Sie darauf, selbst wenn alle anderen es als Schund beschreiben?«
    Ich wirbelte zu den Vigiles herum und fragte Petronius rasch: »Hat er von der Pastete genommen?«
    »Ja«, erwiderte Petronius sofort, ohne seine Notizen zu Rate ziehen zu müssen. »Er schnappte sich das letzte Stück, als ich versuchte es in die Finger zu bekommen.« Ich sah, wie Helena ein Kichern unterdrückte und die Vigiles einander zugrinsten.
    Ich ging hinüber und beugte mich zu der alten Dame hinab. »Darf ich Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen? Ich glaube, Diomedes kam um die Mittagszeit her und schlenderte später wieder hinaus, in Richtung des Minervatempels, mit einem etwas zu unschuldigen Gesichtsausdruck?«
    »Oh, jetzt erinnere ich mich.« Auch sie grinste mit zahnlosem Kiefer. Sie war ein listiges altes Hutzelweib, genoss die Sache durch und durch. »Ich hab ihn reingehen sehen, als ich mir ein paar Linsen für das Essen geholt habe. Später, als ich noch Zwiebeln brauchte, sah ich ihn wieder herauskommen. Ich fand es merkwürdig, weil er was anderes anhatte.«
    »Aha! Wieso das?«, wollte ich von Diomedes wissen. »War Blut auf der ersten Tunika?«
    »Sie bringt da was durcheinander«, meinte er mürrisch.
    Ich gab Aelianus ein Zeichen. Er setzte diejenigen auf der hintersten Bank um. Fusculus half ihm, die Bank zur Seite zu rücken, öffnete die Türen und schob den großen Handkarren mit Diomedes’ Besitztümern herein.
     
    Ich ging quer durch den Raum zu dem aufgehäuften Gepäck. Als Erstes zog ich eine Schriftrolle aus einem ziselierten Silberbehälter. »Helena,

Weitere Kostenlose Bücher