Tod Eines Mäzens
halten – vorzugsweise in der Form von Blut.
Angesichts Petros Behauptung, personell unterbesetzt zu sein, wieselten hier erstaunlich viele Vigiles herum. Die roten Tuniken waren überall, mischten sich unter die Schaulustigen, wie immer fasziniert von einem neuen Tatort. Das würde nicht anhalten. Sobald die Ermittlungen den Reiz des Neuen verloren, würde es schwer sein, irgendeinen dieser Burschen für Routineaufgaben zu finden. Sie waren hauptsächlich ehemalige Sklaven, klein, aber breit oder drahtig gebaut, jeder bei einer Schlägerei gut zu gebrauchen und alles Männer, denen man besser nicht in die Quere kam. Sich den Vigiles anzuschließen, war eine Verzweiflungstat. Die Arbeit war gefährlich, die breite Öffentlichkeit feindselig, und jenen, denen es gelang, sich nicht von einer Feuersbrunst grillen zu lassen, wurde von den Straßenbanden oft das Genick gebrochen.
Ich zwängte mich durch die Menge der Glotzenden vor dem Laden. Mit mehr Interesse an den Örtlichkeiten als beim letzten Mal bemerkte ich, dass der Schriftrollenladen und der Schuster nebenan offenbar die Front desselben Gebäudekomplexes einnahmen. Sie waren Teil einer Reihe kleiner, meist heruntergekommener Geschäfte, manche zweifellos mit Räumen dahinter oder darüber, in denen die Besitzer wohnten.
»Falco«, kündete ich mich den Vigiles an, die im Laden herumlungerten. »Diesem Fall zugeteilt von Petronius Longus. Treibt diese Schaulustigen zusammen. Überprüft, ob jemand von ihnen was zu sagen hat. Wenn ja, knöpfe ich ihn mir vor. Schickt die anderen raus.«
Ich hörte Gemurmel, aber Petros Name hatte Gewicht.
Ich bahnte mir den Weg durch den Laden und ins Skriptorium. Die Schreiber standen mit ängstlichen Gesichtern herum. Euschemon, der Freigelassene, der mir den Vorschlag gemacht hatte, mein Werk zu verkaufen, lehnte mit dem Hintern an einem Tisch. Es sah so aus, als wäre er da zusammengesackt, während er von Fusculus, einem von Petros besten Männern, verhört wurde. Ich kannte Fusculus gut. Als er mich sah, winkte er mir freundschaftlich zu, drückte Euschemon mit dem Befehl, sich nicht von der Stelle zu rühren, die flache Hand gegen die Brust und kam zu mir.
»Falco! Er hat dich also rumgekriegt?« Die Drecksäcke mussten vorher über mich gesprochen haben.
»So viel ich mitgekriegt habe, sonnt sich Marcus Rubella in der Campania, und der Rest von euch hat vergessen, wie man richtig arbeitet. Braucht ihr mich deswegen?«
»Wir haben Juli. Die Espartos müssen nachts weniger Feuer löschen, aber alle fühlen sich heiß und stinkig, und wir werden mit Tunikadieben in den öffentlichen Thermen überschwemmt.«
»Tja, verlorene Unterwäsche hat eure Priorität zu sein! Und Rubella hätte bestimmt was gegen Blutflecken auf euren Uniformen, zugezogen bei der Schlichtung einer Messerstecherei. Er würde die Anforderung neuer Klamotten sicher nur ungern unterschreiben.«
»Rubella ist in Ordnung, Falco.«
»Ein Stimmungsumschwung? Soll ich daraus schließen, dass er lange genug auf seinem Posten ist und aufgehört hat, auf allen rumzutrampeln, weil er neu ist? Und jetzt betrachtet ihr ihn als euren Herzbuben?«
»Wir betrachten ihn als Ärgernis«, erwiderte Fusculus sanft.
Tiberius Fusculus, schwergewichtig, aber durchtrainiert, war eine fröhliche Seele und jetzt Petros Stellvertreter. Er hatte sich diese Stellung gegrapscht, nachdem Petro Martinus, den vorherigen faulen Amtsinhaber, abgeschoben hatte. Fusculus machte sich gut, obwohl sein bevorzugtes Element nicht die Schwerverbrechen waren, sondern die tausende ausgefeilter Schiebungen und Winkelzüge, die sich Kleinverbrecher ausdachten. Da er die Verrücktheit und leichtfingrige Geschicklichkeit flinker Taschendiebe und Trickbetrüger bewunderte, hatte er eine ausführliche Studie über alle Arten von Bauernfängerei angestellt. Forumsschwindler zu erkennen, würde uns hier nicht viel weiterhelfen. Wie bei allen Morden war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein offensichtlicher Täter in Rage geraten war und einen Verwandten oder nahen Bekannten in einem plötzlichen Wutanfall erschlagen hatte. Trotzdem würde Fusculus, falls mir seine Dienste zur Verfügung standen, alle Spuren und Hinweise zu demjenigen, der die Tat begangen hatte, so sorgfältig verfolgen, wie ich es mir nur wünschen konnte.
»Bist du als mein Assistent eingeteilt?«, fragte ich geradeheraus.
»Für einen halben Tag.« Nicht lange genug, wenn sich dieser Fall als einer unter fünfzig
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