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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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herausstellte, der kompliziert war.
    »Wie sieht dein Plan aus, Falco?«
    »Wie weit bist du schon gekommen?«
    »Die Leiche liegt noch am Tatort. Ich stell sie dir vor, wenn du willst. Der hat es nicht mehr eilig. Diese Burschen da behaupten, sie seien die ganze Zeit, auf die es ankommt, hier zusammen gewesen.«
    »Und die wäre?«
    »Nachdem du heute Morgen beleidigt abgezogen bist.« Er grinste. Ich grinste zurück. »Der Verstorbene sagte, er würde sich wieder seiner Arbeit an Manuskripten widmen, und ging zurück ins Haus …« Ich schaute mich um, während Fusculus redete. Es gab, wie Petro erwähnt hatte, einen Durchgang und einen Korridor, der offenbar weiter ins Haus hineinführte. Aber wenn Aurelius Chrysippus ein reicher Mann war, konnte das kaum der Haupteingang sein. Petro hatte es als eindrucksvollen Wohnsitz beschrieben. Demnach musste irgendwo ein formeller Zugang sein.
    »Chrysippus hat sich also seiner Gelehrsamkeit hingegeben. Und dann?«
    »Zwei Stunden später stellte ein Sklave erstaunt fest, dass das Mittagsmahl seines Herrn immer noch unberührt auf einem Tablett stand. Dann fand jemand die Leiche, und das Geschrei begann. Einer aus unserem Bezirk war gerade draußen auf der Straße und verwarnte den Besitzer einer Popina wegen Vergehens gegen die Nahrungsmittelbestimmungen. Unser Bursche hörte das Gekreische, war aber dumm genug, nicht abzuhauen, ohne vorher nachzusehen. Und so haben wir die Sache am Hals.«
    »Nein«, sagte ich ruhig, » ich hab sie am Hals. Aber das kann nur zu eurer Aufklärungsrate beitragen.«
    »Du denkst, du bist der Richtige dafür?« Fusculus gluckste freundlich.
    »Ein Naturtalent.«
    »Gut. Ich besorg die Getränke für die Feier.«
    »Du bist ein Held. Also, was hast du schon ohne mich gemacht?«
    Er deutete auf die Skriptoriumsangestellten. »Ich habe die Aussagen dieser Mitleid erregenden Bande aufgenommen. Jeder, der sich im Haupthaus aufhielt, als wir eintrafen, ist angewiesen worden, in seiner Unterkunft zu bleiben. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass wir sie alle erwischt haben. Zwei von uns haben damit begonnen, sich die Haussklaven vorzuknöpfen.«
    »Wie ist die häusliche Situation? Hatte er Familie?«
    »Das muss ich noch herausfinden.«
    Ich nickte in Richtung Euschemon. »Hatte der was Interessantes zu sagen?«
    »Nein.« Fusculus hatte sich halb umgedreht und ließ Euschemon zuhören. »Verschlossen wie eine Auster. Aber bisher ist er noch mit Samthandschuhen angefasst worden.«
    »Haben Sie das gehört?« Ich zwinkerte dem Skriptoriumsverwalter zu, die zu erwartende unaussprechliche Brutalität andeutend. »Denken Sie darüber nach! Ich rede später mit Ihnen. Und ich erwarte eine vernünftige Geschichte. Bis dahin bleiben Sie, wo Sie sind.« Euschemon runzelte unsicher die Stirn. Ich hob die Stimme. »Hauen Sie bloß nicht ab!«
    Fusculus wies einen seiner Männer an, auf Euschemon aufzupassen, während wir ins Haupthaus gingen, um den Tatort in Augenschein zu nehmen.

XI
     
     
    Ein kurzer, dunkler, schmuckloser Korridor mit gefliestem Steinboden führte uns direkt in die Bibliothek. Licht flutete durch rechteckige, weit oben angebrachte Öffnungen herein. Es war sehr still. Alle Geräusche von draußen wurden durch dicke Mauern gedämpft. Sie konnten auch die Geräusche im Raum dämpfen. Ein Mann, der hier angegriffen wurde, würde wohl vergebens um Hilfe rufen.
    Der schlichte Durchgang hatte uns in keiner Weise auf das gewaltige Ausmaß dieses Raumes vorbereitet. Drei Reihen schlanker Säulen stiegen zu der gewölbten Decke auf, alle mit weißen Kapitellen in den drei klassischen Formen gekrönt: ionisch, dorisch und korinthisch. Zwischen den Säulen befanden sich Fächer, groß genug, um komplette Schriftrollensammlungen aufzunehmen, und so hoch, dass kurze Holzleitern gegen die Wände gelehnt standen, um die oberen Werke zu erreichen. Die Fächer waren mit Papyri voll gestopft. Einen Moment lang konnte ich nur die schiere Menge der Schriftrollen in mich aufnehmen, viele davon große, dicke Dinger mit altertümlichem Aussehen – zweifellos Sammlungen hochwertiger Literatur. Vielleicht einmalig. Büsten griechischer Dramatiker und Philosophen schauten hier und dort aus Nischen herab. Schlechte Nachbildungen, für die mein Vater nur Hohn übrig haben würde. Zu viele Köpfe des wohl bekannten Schreiberlings »Unbekannter Dichter« . Hier kam es auf Worte an. Worte, und ob sie verkäuflich waren. Wer sie geschrieben hatte, war von

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