Tod Eines Mäzens
sollen.«
Maia verstummte. Ihr Mund war missbilligend zusammengekniffen. Selbst erst seit kurzem verwitwet, war sie die am besten Geeignete, unserem Vater zu sagen, dass das Leben weitergeht und man nicht aussteigen kann. Wie ich sie kannte, würde sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Helena sammelte das schmutzige Geschirr ein und trug es nach draußen zum späteren Abwasch. Sie nahm den Druck von Maia, zumindest vorübergehend. Selbst ich ließ das Thema fallen.
Auf dem Heimweg gingen wir wieder beim Flora vorbei und sahen es uns noch mal an.
Irgendwo musste der Kellner Apollonius sein. Offiziell wohnte er in einem Unterschlupf hinter dem Haus. Der vorherige Kellner hatte sich erhängt, direkt an dem Kabuff, wo Apollonius eigentlich als Wachmann hocken sollte, wenn das Lokal geschlossen war. Während Helena auf der Straße wartete, ging ich nach hinten und rief, bekam aber keine Antwort. Wegen dem Selbstmord seines Vorgängers und dem berüchtigten Mord, der oben passiert war, schien es Apollonius zu widerstreben, allein auf dem Grundstück zu bleiben. Menschen können so empfindsam sein.
Als ich auf die Straße zurückkam, sah ich eine vertraute Gestalt gegen die Vordertür treten.
»Petro!«
»Die haben zu!« Petronius verabscheute das Flora, trank aber recht oft hier; er war wütend, dass ihm jemand mit der geschlossenen Tür einen Strich durch die Rechnung machte. Wir stellten uns ein wenig abseits von Helena und unterhielten uns mit leiser Stimme.
»Flora ist tot.«
»Hades!«
»Papa ist völlig durcheinander, und das Flora ist erst mal geschlossen. Wir versuchen Maia dafür zu interessieren.«
»Die hat doch sicherlich genug zu tun?«
»Könnte sie ablenken.«
»Du bist ein Drecksack.«
»Hab ich von dir gelernt!«
Wir schauten uns an. Die Frotzelei war recht milde. Routine. Wären wir uns früher über den Weg gelaufen, hätten wir uns wohl irgendwo anders eine Bank geteilt und, wie ich uns kannte, das Mittagsmahl weit in den Nachmittag ausgedehnt. Na ja, vielleicht. Petronius sah angespannt aus, als würde ihn irgendwas beschäftigen.
Wir gingen zu Helena zurück. »Du machst deine Mittagspause aber spät«, bemerkte ich, zu Petro gewandt.
»Wurde aufgehalten. Unnatürlicher Todesfall.« Er atmete langsam ein und schob beim Ausatmen die Lippe vor. Dann saugte er an den Zähnen. Helena beobachtete uns ausdruckslos. Petro starrte mich an. »Didius Falco.«
»Das bin ich.«
»Wo bist du heute gewesen?«
»He! Wieso interessiert dich das?«
»Erzähl mir einfach, was du gemacht hast, Sonnenschein.«
»Klingt ja, als hätte ich was angestellt.«
»Das bezweifle ich, aber ich muss dich überprüfen, um unserer beider willen.« Petronius Longus benutzte seine offizielle Stimme. Sie war zwar von dem unter uns üblichen witzelnden Ton gefärbt, aber es hätte mich nicht überrascht, wenn er seine Notiztafeln herausgezogen hätte, um sich meine Antworten zu notieren.
»Ach Quatsch. Was soll das denn?«, murmelte ich. »Ich war ein braver Junge und hab mich den ganzen Morgen um meine Familie gekümmert. Trauernder Vater, trauernde Schwester. Warum?«
»Ich hoffe, du kannst mir versichern, dass dieser Bursche seit dem Mittag mit dir zusammen war?«, wandte sich Petro jetzt an Helena.
»Ja, Legat«, erwiderte sie in leicht sarkastischem Ton. Sie hatte sich die helle Stola um ihr dunkleres pflaumenfarbenes Kleid geschlungen und stand ganz still, den Kopf erhoben, und schaute etwas verächtlich wie die republikanische Statue einer schmerzhaft keuschen Matrone. Wenn Helena erhaben tat, überkam selbst mich ein gewisses Unbehagen. Aber dann zitterte einer ihrer indischen Perlenohrringe, und ich wollte nur noch an ihrem Ohrläppchen knabbern, an dem er hing, bis sie quiekte. Sie sah mich plötzlich an, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Und mit Maia Favonia«, fügte sie kühl für Petronius hinzu.
»Dann ist es in Ordnung.« Petros unnahbare Haltung wurde weicher.
Meine verfestigte sich. »Offenbar habe ich ein Alibi. Wie nett. Kann mir irgendjemand sagen, wofür ich es brauche?«
»Mord«, meinte Petro kurz angebunden. »Und übrigens, Falco, du hast mich gerade angelogen.«
Ich war verblüfft. »Ich lüge wie ein Legionär – aber ich weiß gerne, dass ich es tue! Was hätte ich denn sagen sollen?«
»Zeugen haben dich als einen der heutigen Besucher des Toten genannt.«
»Das glaube ich nicht. Wer ist es denn?«
»Ein Mann namens Aurelius Chrysippus«, teilte mir
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