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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Hiebe kamen von vorne.«
    Leise fügte er hinzu: »Und die andere Sache.«
    Die »andere Sache« war sowohl einfallsreich als auch entsetzlich.
    Ich wich den verschiedenen scheußlichen Pfützen aus und trat vorsichtig nahe an die Leiche. Nachdem ich mich hingekniet hatte, stimmte ich Fusculus zu. Die eine Wange war zu Brei geschlagen. Fusculus wartete auf meinen Kommentar zum Rest. » Aua! Sehr kreativ …«
    In das eine Nasenloch des Toten war ein Holzstab gerammt worden, von der Art, um die Schriftrollen gewickelt werden. Als der Stab in seine Nase geschoben wurde, musste der Schmerz grausig gewesen sein, aber ich glaubte nicht, dass es ihn umgebracht hätte. Außer der Stab hätte die Schädelknochen durchbrochen und wäre ins Gehirn gedrungen. Jemand, der ihn gehasst haben musste, hatte sich danach sicher besser gefühlt, war dann aber mit einem Gegner konfrontiert, der vor Schmerz noch wütender war, doch immer noch am Leben und in der Lage, denjenigen zu identifizieren, der ihm diese Bösartigkeit angetan hatte.
    Angewidert ergriff ich den blutbeschmierten Stab und zog ihn heraus. Blut floss aus dem Nasenloch, aber kein Hirn. Nein, das war nicht tödlich gewesen.
    »Dieses absonderliche Hineintreiben war am einfachsten von hinten zu schaffen, Fusculus. Man packt das Opfer mit dem einen Arm und hält es fest. Die freie Faust hält den Stab und rammt ihn hinein. Der Schlag geht auf das Opfer zu und nach oben.«
    »Fest.«
    »Sehr fest!«
    Am Ende des Stabes befand sich jetzt kein Knauf mehr. Es musste einen gegeben haben, weil unter dem geronnenen Blut an der Spitze des Stabes ein kurzes weißes Stück zu sehen war, das Holz sauberer als der Rest. Der Stab war zerbrochen, und der kürzere Teil hatte sich in den Tunikafalten des Toten verfangen, festgehalten durch die Splitter am zerrissenen Gewebe des Halsausschnitts, von dem ein langer Riss bis fast zur Taille reichte. Als ich die zerbrochenen Teile nebeneinander auf den Mosaikboden legte, wurde an dem kürzeren Stück der vergoldete Knauf in Form eines Delfins auf einer winzigen Plinthe sichtbar. Von dem Endknauf des längeren Stücks fehlte jede Spur.
    »Ein Mann«, entschied ich auf die unausgesprochene, aber unvermeidliche Frage hin.
    »Höchstwahrscheinlich«, meinte Fusculus. Da er auf dem Aventin arbeitete, musste er zwangsläufig einigen kräftigen Frauen begegnet sein. Er schloss nie eine Möglichkeit aus.
    »Oh, ganz bestimmt ein Mann«, versicherte ich ihm sanft mit Blick auf die Blutergüsse von dem Faustkampf, der Chrysippus den Rest gegeben hatte. Faust und vermutlich Stiefel. Und Ellbogen. Und Knie. Kopfstöße. Hände, die sich in Stoff krallen, der in Fetzen gerissen war.
    Stöhnend erhob ich mich und rieb mir den Rücken. Ich betrachtete das Durcheinander. Mit dem Fuß stieß ich ein paar Papyri zur Seite und entdeckte Blut darunter. Offenbar war einiges erst zu Boden geworfen worden, nachdem der Mann tot war. Schriftrollen überall hingeschleudert. Die Tinte aus der Flasche in Skriptoriumsgröße über alles geschüttet. Die andere Substanz wütend rumgespritzt. Vorsichtig stippte ich mit dem Finger hinein und roch daran.
    Fusculus verzog das Gesicht. »Was zum Hades ist dieses stinkende Zeug, Falco?«
    »Zedernöl. Wird benutzt, um Bücherwürmer abzuschrecken. Man streicht es auf die Schriftrollen. Dadurch bekommen sie diese blassgelbe Farbe. Und den wunderbaren Geruch, der von sorgfältig aufbewahrten Büchern ausgeht. Bibliothekare haben nie Motten in ihren Kleidern, musst du wissen.«
    »Hm.« Fusculus las nicht zum Vergnügen und vermutete zu Recht, dass ich mir das mit den Motten ausgedacht hatte. »Er mag ja scheußlich aussehen, aber er wird auf seinem Scheiterhaufen richtig nett riechen, wenn er zu den Göttern heimgeht.«
    Chrysippus umzubringen hatte nicht genügt. Mit der Leiche zu seinen Füßen, hatte der Mörder riskiert, noch hier zu bleiben, während er Schriftrollen, Tinte und Öl im Raum herumschleuderte. Seine Frustration und Wut waren geblieben. Was auch immer er hatte erreichen wollen, es war ihm nicht gelungen. Der Tod hatte nichts gelöst.
    »Eine Person?«, fragte Fusculus, mich beobachtend.
    »Jupiter, ich hab keine Ahnung. Was meinst du?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Und das Motiv?«, fragte ich.
    »Vordringliches Motiv: schiere, blutgierige Wut.«
    »Grundlegendes Motiv?«
    »Geschäft oder Vergnügen, Falco.«
    »Die üblichen hübschen Ausreden. Doch zu diesem Zeitpunkt können wir noch nicht sagen,

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