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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kann, wenn sein Besuch gegangen ist.«
    »Tu mir den Gefallen und geh noch ein bisschen weiter zurück. Heute hast du ihm wie üblich sein Mahl gebracht, hast das Tablett auf den Beistelltisch gestellt und dann – hast du ihn gerufen, oder bist du reingegangen, um deinem Herrn Bescheid zu sagen?«
    »Nein. Ich störe ihn nie. Er rechnet damit, dass ich es bringe. Normalerweise kommt er kurz darauf raus.«
    »Und nachdem du das Tablett abgestellt hast, wie viel Zeit ist dann vergangen, bis du es wieder abholen wolltest?«
    »Ich hab nur selbst gegessen, mehr nicht.«
    »Was gab es denn?«
    »Brot und Mulsum, ein kleines Stück Ziegenkäse.« Er klang nicht sonderlich begeistert.
    »Dazu hast du nicht lange gebraucht?«
    »Nein.«
    Ich nahm ihm das Tablett aus den widerstrebenden Händen und stellte es beiseite. Das Mittagsmahl seines Herrn war abwechslungsreicher und schmackhafter als sein eigenes, wenn auch nicht ausreichend für einen Epikureer: Salatblätter unter kaltem mariniertem Fisch, große grüne Oliven, zwei Eier in Holzbechern, Rotwein in einem Glaskrug. »Es ist vorbei. Versuch zu vergessen, was du gesehen hast.«
    Er begann zu zittern. Verspäteter Schock setzte ein. »Die Soldaten sagen, die Sklaven werden die Schuld kriegen.«
    »Das sagen sie immer. Hast du deinen Herrn angegriffen?«
    »Nein!«
    »Weißt du, wer es war?«
    »Nein.«
    »Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    Ich wollte mich schon bei Fusculus erkundigen, was sonst herausgekommen war, aber irgendwas ließ mich innehalten. Der wartende Sklave schien auf das Tablett zu starren. Ich sah ihn fragend an. »Eins hat er doch gegessen«, verkündete er.
    »Was meinst du damit?«
    Der Sklave sah leicht schuldbewusst aus und auf jeden Fall verwirrt, als wäre da etwas, das er nicht verstehen konnte.
    Ich wartete, ließ mir nichts anmerken. Er schien verblüfft. »Da war ein kleines Stück Nesselpastete.« Er zeigte mir die Größe mit Daumen und Zeigefinger, ein zwei Finger breites pikantes Häppchen, dreieckig geschnitten; ich konnte es mir vorstellen. Wir betrachteten beide das Tablett. Keine Pastete.
    »Kann es auf den Boden gefallen sein, als du in Panik geraten und rausgerannt bist?«
    »Es war nicht mehr da, als ich das Tablett holen ging. Das ist mir aufgefallen.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Er mag keine Pastete. Ich hatte das Stück gesehen, als ich das Tablett hertrug, und dachte, er würde es übrig lassen.«
    »Du hast gehofft, dass du es selbst essen könntest?«
    »Es hätte ihm nichts ausgemacht«, murmelte er abwehrend.
    Ich sagte nichts, aber die Sache war interessant. Damit meine ich nicht nur, dass der Koch ein Mittagsmahl servierte, bei dem Eier offenbar im Vordergrund standen. Niemand unterbricht seine Arbeit, schaut, was auf seinem Tablett liegt, isst dann das eine Stück, das er nicht mag, und lässt den Rest stehen. Jemand anders musste in dem Vorraum gewesen sein. Vielleicht der Mörder auf dem Weg hinaus. Hatte sich völlig gelassen was vom Mahl seines Opfers gegrapscht? Ganz schön verwegen. Oder total abgebrüht.
    Allerdings, wenn ihn jemand auf dem Weg hinaus mit einem Stück Pastete in der Hand und einem Mund voll Krümel entdeckte, hätte ihn das ganz ungezwungen wirken lassen.
     
    Fusculus trat zu mir, gefolgt von einem seiner Männer.
    »Das ist Passus, Falco. Du kennst ihn wahrscheinlich noch nicht. Ist erst vor kurzem zu uns gekommen.«
    Passus betrachtete mich misstrauisch. Ein kleiner, ordentlich wirkender Typ mit einem Wuschelkopf, einem Gürtel, auf den er stolz war, und kurzen, dicken Fingern. Er strahlte eine gewisse Ruhe aus und war kein ungehobelter Rekrut; wahrscheinlich war er von einer anderen Kohorte versetzt worden. Auf mich machte er einen kompetenten, aber nicht zu aufdringlichen Eindruck. Er hatte einen Satz Wachstafeln für Notizen dabei, und ein Knochenstilus bog sein rechtes Ohr nach vorne.
    »Didius Falco«, stellte ich mich höflich vor. Den Männern, die Petro um sich versammelte, hatte ich immer Respekt entgegengebracht. Er besaß eine solide Menschenkenntnis, und sie kamen gut mit ihm aus. »Petronius Longus hat mich gebeten, bei diesem Fall als Berater zu fungieren.« Passus sagte immer noch nichts, schielte nur seitlich zu Fusculus. Ihm war gesagt worden, oder er hatte gefolgert, dass ich Privatermittler war, und das gefiel ihm nicht. »Ja, es stinkt«, stimmte ich zu. »Ich bin darüber nicht glücklicher als du. Ich hab Besseres zu tun. Aber Petro weiß,

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