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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Jetzt kommen wir voran, Jungs!«, rief ich. Das war eine ungehörige Erwiderung und vermutlich ungehobelt, aber mein Instinkt riet mir, es zu tun, obwohl es so aussah, dass es sich hier um die Hausherrin handelte.

XIII
     
     
    Sie war ein gut aussehendes Wesen, was sie auch genau wusste. Sie hatte einen so breiten Mund, dass er an ihren Ohren vorbei bis zum Hinterkopf zu reichen schien, aber das war Teil ihres Stils. Ein Stil, der zudem äußerst teuer war. Sie wollte, dass jedermann es bemerkte.
    Der breite, rot gefärbte Mund lächelte nicht. Die Stimme, die daraus hervorgekommen war, klang leicht unkultiviert. Trotzdem hätte ich ihre gesellschaftliche Herkunft in Rom angesiedelt und etwas höher als die von Chrysippus. Die dunklen Augen, die zu dem Mund und der Stimme gehörten, standen für mich zu eng zusammen, aber Männer mit weniger hoch entwickeltem Geschmack hätten sie anziehend gefunden, und sie waren auf das Feinste hergerichtet, mit gezupften Brauen, tiefen Umrandungen und erstaunlich gefärbten Pasten. Sie hatten einen harten Ausdruck, aber warum nicht? Frauen aus dem Dreizehnten Bezirk neigten dazu. Laut denen, die ich kannte, lag das an den Männern.
    Das hier war eine junge, selbstbewusste Frau, die haufenweise Geld und Zeit zur Verfügung hatte. Sie dachte, das machte sie zu etwas Besonderem. Für die meisten Menschen hätte es das auch getan. Ich war altmodisch. Ich mochte Frauen mit einem Schuss Charakterstärke; na ja, Frauen, deren Flirten zumindest aufrichtig war.
    »Und wer sind Sie?«, fragte ich in neutralem Ton, ließ nicht raus, ob ich von ihrem Äußeren beeindruckt war. Fusculus und Passus beobachteten, wie ich die Sache anfasste. Ohne ihre offene Neugier wäre ich besser damit fertig geworden, aber ich wusste, dass ich ihnen meine Qualitäten beweisen musste. Kein Problem. Vermutlich. Helena Justina hätte mir empfohlen, diese Schönheit nur mit Zangen anzufassen, aus der Sicherheit eines feuerfesten Schilds.
    »Vibia Merulla.«
    »Die Dame des Hauses?«
    »Genau. Chrysippus’ Frau.« Das kam vielleicht ein bisschen zu nachdrücklich.
    »Und das geliebte Licht seines Lebens?« Ich ließ es galant klingen, falls sie sich entschied, meinen sarkastischen Ton so zu interpretieren.
    »Gewiss.« Der breite Mund in einer geraden Linie.
    Eigentlich sah ich keinen Grund, das anzuzweifeln. Er musste auf die sechzig zugegangen sein, sie war Ende zwanzig. Er war eine unansehnliche Nulpe, und sie war ein glitzerndes kleines Kunstprodukt. Es passte. Seit ein paar Jahren verheiratet, und beide Seiten taten immer noch so, als gefiele es ihnen, schätzte ich. Während ich hier in ihrem luxuriösen Haus stand und die Reihen mit Edelsteinen besetzter Ketten betrachtete, die schwer auf ihrem hübschen Busen baumelten, konnte ich mir vorstellen, was für sie wohl drin gewesen war, wobei mich jener halb entblößte Busen ahnen ließ, was für ihn drin gewesen war.
    Trotzdem kann es nie schaden, die Frage zu stellen. »Waren Sie glücklich miteinander?«
    »Natürlich waren wir das. Da können Sie jeden fragen!« Ihr schien nicht klar zu sein, dass ich genau das tun würde.
    Wir führten die üppige Vibia ein wenig zur Seite, außer Hörweite der Sklaven, die immer noch in die Mangel genommen wurden. Ihr Blick flackerte nervös über sie hinweg, aber sie machte keine Anstalten, sich einzumischen. Als ihre Herrin hätte sie das Recht gehabt, bei der Befragung dabei zu sein.
    »Nette Bude!«, bemerkte Fusculus. Offenbar war das seine Methode, der wohlhabenden Witwe eines Hausherrn die Befangenheit zu nehmen.
    Es funktionierte. Vibia schenkte dem Verhör der Sklaven keine Aufmerksamkeit mehr. »Das ist unser korinthischer Oecus.«
    »Sehr hübsch!« Er grinste. »Ist das was Griechisches?«
    »Nur in den besten Häusern.«
    »Aber griechisch?«, beharrte Fusculus.
    Diesmal erhielt er die gewünschte Antwort. »Die Familie meines Mannes kam ursprünglich aus Athen.«
    »Erst vor kurzem?«
    »In dieser Generation. Aber sie sind vollkommen romanisiert.« Sie, nahm ich an, stammte direkt von einem echten römischen Müllhaufen – wenn auch vielleicht von einem gesellschaftlich anspruchsvollen.
    Fusculus gelang es, nicht höhnisch zu werden. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Es war klar, was er dachte und wie wüst das Gespräch werden würde, wenn die Vigiles später Vibia Merulla durchhechelten.
    Passus hatte einen Hocker für sie gefunden, und so konnten wir um sie herumschwirren und am Ende wie zufällig

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