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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hintertreppe zu der hübschen jungen Frau hinaufgeschlichen ist.«
    Vibia Merulla kochte schweigend. Vielleicht war sie rot geworden. Unter den Lagen von Schafsfettgrundierung, Eisenockerrouge und rotem Salpetergesichtspuder war es schwierig, die echte Wirkung von Fleisch und Blut zu erkennen.
    Ich übernahm wieder. »Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Mann heute gemacht hat?«
    »Dasselbe wie immer. Er war Geschäftsmann, das müssen Sie doch wissen. Er hat sich seinen Geschäften gewidmet.«
    »Das ist eine ziemlich vage Auskunft, wissen Sie.« Sie überhörte meinen milden Tadel. Nächstes Mal würde ich genauso grob sein wie Passus. »Einen Teil der Zeit verbrachte er draußen im Skriptorium. Ich weiß das, Vibia. Dann, wurde mir gesagt, ging er in die Bibliothek. Las er dort zum Vergnügen?«
    »Was?«
    »Lesen«, sagte ich. »Sie wissen schon, Worte, die auf eine Schriftrolle geschrieben sind. Darstellung von Handlungen, Inspiration und Erbauung – oder für einen Verleger die Mittel, an Geld zu kommen.« Wieder sah sie beleidigt aus. Aber ich kannte ihren Typ; sie hielt Theaterstücke für etwas, wo man hinging, um mit den Männern der Freundinnen zu flirten, und Gedichte waren für sie Schundverse, die einem heimlich zusammen mit Süßigkeiten von öligen Schmachtheinis zugesteckt wurden. »Hat er gearbeitet?«, beharrte ich.
    »Natürlich.«
    »An was?«
    »Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich hat er Manuskripte durchgesehen. Wenn wir zu ihm reinkommen, sitzt er meist stirnrunzelnd und schimpfend da. Er hat einen ganzen Stall voll Autoren, die er unterstützt, aber er hält ehrlich gesagt nicht viel von ihnen.« Wie der Sklave mit dem Tablett verfiel sie nach wie vor in die Gegenwartsform, als würde der Mann noch leben.
    »Könnten Sie oder jemand von Ihren Angestellten mir die Namen dieser Autoren nennen?«
    »Fragen Sie Euschemon. Er ist …«
    »Danke. Ich kenne Euschemon. Er wartet darauf, verhört zu werden.« Ging da ein nervöses Flackern über das Gesicht der Dame? »Und hat Chrysippus jeden Tag in seiner griechischen Bibliothek an Manuskripten gearbeitet?«, fragte ich, um herauszukriegen, ob der Mörder gewusst hatte, dass er ihn dort finden würde.
    »Wenn er zu Hause war. Er hatte zahllose Interessen. Er war ein viel beschäftigter Mann. Morgens war er oft unterwegs, traf sich mit Klienten oder anderen Leuten.«
    »Wohin ging er dann?«
    »Vielleicht auf das Forum.«
    »Wissen Sie etwas über seine Klienten?«
    »Leider nicht.« Sie wich meinem Blick nicht aus. War es eine Herausforderung?
    »Wissen Sie, ob er Feinde hatte?«
    »Nein, bestimmt nicht. Er war ein sehr beliebter und geachteter Mann.«
    Große Götter. Warum merken die nie, dass Privatschnüffler und die Vigiles diese verlogene Behauptung schon hundertmal zuvor gehört haben? Es gelang mir, Fusculus und Passus nicht anzuschauen, sonst wären wir noch vor Lachen zusammengebrochen.
    Ich verschränkte die Arme.
    »Also, Sie und Chrysippus haben hier in glückseliger Zweisamkeit gelebt.« Keine Reaktion der Dame. Allerdings meckern Frauen selten auf Anhieb über die Tischmanieren ihrer Männer oder ihr kärgliches Taschengeld, nicht vor einem Fremden. Zumindest nicht vor einem Fremden, der gerade den momentanen Ehemann auf hässliche Weise ermordet hat daliegen sehen. Frauen sind bei weitem nicht so dumm, wie manche Ermittler sie darstellen.
    »Kinder?«, warf Fusculus ein.
    »Ach komm«, hänselte Passus, sich auf die ausgelutschte Vigilesroutine verlegend. »Dafür sieht sie nicht alt genug aus!«
    »Kindliche Braut.« Fusculus grinste zurück. Bei einem unterbelichteten Mädchen hätte das vielleicht funktioniert, aber die hier war zu gerissen. Vibia Merulla entschied selbst, wann sie sich geschmeichelt fühlen wollte. Sie hatte sicherlich ihr Teil dazu beigetragen, sich von Männern necken zu lassen, aber jetzt stand zu viel auf dem Spiel. Sie ertrug die Witzeleien mit einem Gesicht wie aus Travertin.
    »Hört auf, ihr zwei«, mischte ich mich ein. Ich lächelte Vibia gütig zu. Auch dadurch ließ sie sich nicht täuschen, aber sie ging nicht darauf ein. Nicht bis zu meiner nächsten Frage: »Als Ermittlungsbeamter in diesem Fall, das werden Sie sicher einsehen, muss ich nach einem Motiv für den Mord an Ihrem Mann suchen. Er war reich, jemand wird erben. Können Sie mir die entsprechenden Klauseln in seinem Testament nennen?«
    »Sie herzloser Dreckskerl!«, kreischte die Witwe.
    Tja, das machen sie fast immer.
    Sie hatte auf die

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