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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Füße springen wollen (sehr hübsche kleine Füße unter den Blutflecken und dem Zedernöl). Fusculus und Passus hatten es erwartet. Zu beiden Seiten neben ihr, drückten sie sie rechts und links mit dem betrüblichen Ausdruck vollkommen falschen Mitgefühls auf den Hocker. Falls sie versuchte sich mit Gewalt loszureißen, würde man die blauen Flecken noch wochenlang sehen.
    »Oh, sei doch nicht so gemein, Falco!«
    »Arme Frau. Er hat einfach ein unmögliches Benehmen. Bitte regen Sie sich nicht auf …«
    »Nichts für ungut!« Ich grinste herzlos.
    Vibia weinte, oder tat so, in ein Taschentuch, was recht hübsch anzusehen war.
    Fusculus ging vor ihr in die Knie, bot an, ihr die Tränen zu trocknen, was verhängnisvoll war, wenn sie vorgetäuscht waren. »Gnädigste, Marcus Didius Falco ist ein berüchtigtes Scheusal – aber er hat die Pflicht, Ihnen diese Fragen zu stellen. Ein grässliches Verbrechen ist begangen worden, und wir wollen den Täter doch dingfest machen, nicht wahr?« Vibia nickte inbrünstig. »Es würde Sie überraschen, wie oft Menschen ermordet werden und wir von den Vigiles dann schockiert herausfinden, dass ihre engsten Verwandten die Tat begangen haben. Also lassen Sie Falco einfach seine Arbeit tun. Das sind Routinefragen.«
    »Wenn es Sie aus der Fassung bringt«, bot ich hilfreich an, »kann ich das, was ich wissen muss, sicher bald aus dem Testament Ihres Gatten erfahren.«
    »Gibt es ein Testament?«, fragte Fusculus.
    »Das nehme ich an«, erwiderte Vibia mit zitternder Stimme, als wäre ihr dieser Gedanke noch nie gekommen.
    »Und sind Sie darin erwähnt?«, hakte Passus mit unschuldigem Lächeln nach.
    »Ich habe keine Ahnung!«, rief sie ziemlich laut. »Mit Gelddingen habe ich nichts zu tun, egal, wie andere Frauen das halten. Das ist so unfeminin.« Keiner von uns gab dazu einen Kommentar ab. Die Bemerkung erschien mir kennzeichnend, und zumindest ich legte sie in meinem beruflichen Gedächtnis unter Unerledigt ab. »Ich nehme an«, verkündete sie, wie Verdächtige das gerne tun, wenn sie die Schuld auf jemand anders abwälzen wollen, »das Diomedes der Haupterbe ist.«
    Fusculus, Passus und ich sahen uns mit wissenden, strahlenden Augen an.
    »Diomedes!«, sagte Passus zu mir, als wäre das die Antwort auf eine bedeutende Frage. Vielleicht stimmte das auch. »Tja, natürlich.«
    »Diomedes«, erwiderte ich. »Das ist es also.«
    »Diomedes«, wiederholte Fusculus. »Warum haben wir daran nicht gleich gedacht?«
    Wir hörten auf zu lächeln.
    »Junge Dame«, sagte ich, obwohl die kühle Berechnung in Vibia Merullas Augen mit den azurblau gefärbten Lidern zu einer ausgebufften Nymphe passte, die so alt war wie das kalte Morgengrauen auf den Sabinerbergen, »ich will Sie nicht ungerechtfertigt unter Druck setzen, aber wenn er für diesen Mord in Frage kommt, schlage ich vor, dass Sie uns jetzt ganz hurtig verraten, wo wir ihn finden können – und wer dieser Diomedes ist.«

XIV
     
     
    »Diomedes ist Chrysippus’ Sohn.«
    Passus sah bereits in einer Liste auf seinen Wachstafeln nach. Er pfiff eine kleine tonlose Melodie durch die Zähne. »Wenn er hier wohnt, ist er nicht zu Hause«, berichtete er mir dann leise.
    »Er wohnt bei seiner Mutter«, verkündete Vibia kalt. Demnach war sie also die zweite Frau. Da die erste noch lebte, musste es eine Scheidung gegeben haben. Noch ein Goldklümpchen für die Ablage. Auch hier enthielten wir uns jeden Kommentars. War auch nicht nötig. Selbst Vibias Gesichtsausdruck zeigte, dass sie die Bedeutung verstand.
    »Ist der Junge noch klein?«, fragte Fusculus, von der Annahme ausgehend, dass jeder ältere Sohn bei seinem Vater leben würde, unter normaler Vormundschaft.
    »Er ist jedenfalls ein verwöhnter Bengel, auf den man aufpassen muss!«, blaffte Vibia. Der Sohn der Exgattin hatte sie definitiv verärgert. Ich sah, wie Passus zu Fusculus schaute, beide davon überzeugt, dass Vibia auf Diomedes wohl in sexueller Hinsicht »aufpasste«. Zum Glück bemerkte sie diese versteckte Anspielung nicht. Es war noch zu früh, ihr auf diese Weise zuzusetzen, selbst wenn wir später Verdachtsmomente für eine Liebelei fanden.
    »Ist er ein Einzelkind?« Ich blieb formell.
    »Ja.« Sie hatte demzufolge keine Kinder geboren. Und sie schien auch nicht schwanger zu sein. Immer gut, das zu überprüfen; oft wird ein gewaltsamer Tod durch eine bevorstehende Geburt ausgelöst.
    »Wie alt ist Diomedes genau?« Ich hatte bereits so meine

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