Tod Eines Mäzens
dass ich zuverlässig bin. So viel ich mitgekriegt habe, quält sich eure Mannschaft mit Sommerverbrechen ab und muss Ermittlungen nach außen verlagern.« Jetzt reichte es mir mit Selbstrechtfertigungen. »Entweder das, oder mein lieber Freund Lucius hat alle Hände voll mit einer neuen Freundin zu tun.«
Fusculus sprang sofort darauf an. Petros Liebesleben faszinierte seine Männer. »Ist er hinter einer Neuen her?«
»Nur geraten. Er lässt nichts raus. Du weißt ja, wie verschlossen er ist. Wir werden’s erst wissen, wenn der nächste wütende Ehemann ankommt, um uns zu fragen, ob wir wüssten, warum sein Turteltäubchen dauernd müde ist … Also, Passus, was habt ihr von den Haussklaven erfahren?«
Der neue Ermittlungsbeamte gab seinen Bericht zuerst etwas steif ab, erwärmte sich dann aber für seine Aufgabe. »Aurelius Chrysippus war seinen normalen Geschäften nachgegangen. Am Morgen gab es verschiedene Besucher, ich habe die Namen notiert. Aber er war lebend gesehen worden, als er um sein Mittagsmahl bat, nachdem der letzte Besucher gegangen war, wie man annahm.«
»Annahm?« , hakte ich nach. »Werden Besuche nicht überwacht?«
»Hier geht es ziemlich leger zu«, erwiderte Fusculus. »Es gibt einen Pförtner, aber der betätigt sich auch als Wasserträger. Wenn er nicht auf seinem Posten ist, kommen und gehen die Leute, als wäre das Haus eine Erweiterung des Ladens.«
»Zwanglos.«
»Griechen!« Offensichtlich bestand auch bei Fusculus das alte römische Vorurteil gegen unsere kultivierten Nachbarn.
»Ich dachte, ihnen läge so viel am Schutz ihrer Frauensleute?«
»Nein, sie machen sich lieber über die Frauen anderer her«, knurrte Fusculus verbittert. Persönliche Betroffenheit zweifellos. Schürzenjäger? Ich wusste nicht mal, dass Fusculus eine Freundin hatte, ganz zu schweigen davon, dass ein Pirat aus Piräus ihr an die Wäsche gegangen war.
»Die haben hier jede Menge Haussklaven.« Passus wollte mit seinem Bericht fortfahren. »Es war ein ganz gewöhnlicher Tag, Chrysippus schien bester Laune zu sein. Kurz nach Mittag schlugen die Sklaven Alarm. Die meisten flohen verängstigt.«
»Verängstigt, weil man ihnen die Schuld geben würde«, bemerkte Fusculus. Na ja, die Vigiles sorgten mit ihrer üblichen leichthändigen Taktik dafür, dass die Angst der Sklaven berechtigt war.
»Hat einer von ihnen die Leiche angefasst?«
»Nein, Falco.« Als anwesender höherer Beamter ließ mich Fusculus rasch wissen, dass die Vigiles diesen Aspekt überprüft hatten. »Sie sagen, sie hätten nur reingeschaut und wären weggerannt – es war ja auch ziemlich abstoßend.«
Passus übernahm wieder. »Wir haben uns ihre Geschichten angehört und dann ihre Hände und Kleidung überprüft. Keine Blutflecken auf den meisten Tuniken. Einer hatte das verschüttete Zeug aus der Bibliothek hinten auf der Tunika, aber das lag daran, dass er in dem Öl ausgerutscht und auf den Rücken geknallt war; in einen Kampf war er sicherlich nicht verwickelt. Alle, die Blut an den Sohlen hatten, haben zugegeben, zum Glotzen reingegangen zu sein.«
»Arme und Beine?«
»Sauber.«
»Ungeklärte Blutergüsse? Anzeichen einer Rauferei?«
»Nichts Frisches. Ein paar Beulen und Schnitte, die sich alle mit natürlichem Verschleiß erklären lassen.« In den meisten Haushalten würde eine Begutachtung der Sklaven eine beträchtliche Menge an blau geschlagenen Augen, Schnitten, Verbrennungen, Beulen und Schrammen zu Tage fördern.
»Was haben sie über die Behandlung hier zu sagen?«
»Das Übliche. Ohrfeigen, wenn sie sich unbeliebt machen, magere Rationen, harte Betten, zu wenig Frauen.«
»Also sind die Sklaven liebevoll behandeltes Zubehör einer normalen Familie?«
»Vorbildliches Verhalten des Paterfamilias.«
»Hat er sich sexuell erkenntlich gezeigt?«
»Vermutlich. Niemand hat es erwähnt.«
Bisher half uns das alles nicht weiter. »Ich weiß immer noch nicht, wie sich der Alarm auf die Straße ausgebreitet hat«, sagte ich. Das machte mir zu schaffen. »Wer ist aus dem Haus gelaufen und hat Krach geschlagen?«
»Das war ich!«, verkündete eine Frauenstimme.
Wir drehten uns um und betrachteten sie von Kopf bis Fuß, was ihr prächtiges Kleid und die sorgfältig aufgetragene Schminke auch bewirken sollten. Fusculus stützte eine Faust in die Hüfte und begutachtete sie. Passus spitzte die Lippen, ließ sich aber nicht anmerken, ob ihm gefiel, was er sah, oder ob er das Ganze zu übertrieben fand.
»Ah!
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