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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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daran, wie alt er selbst geworden war. Sie musste weg. Und er wollte Alexandra. Wenn Helga nicht mehr lebte, könnte er sich den Keller endlich ausbauen. Als Verlies. Für Alexandra, die dann bei ihm leben würde. So hatte er sich das vorgestellt.
    Als Helga sich an jenem Morgen nicht über Handy meldete, war er guten Mutes gewesen, dass sie das Gift eingeatmet hatte und bewusstlos zusammengebrochen war. Er hatte sich ans Schachbrett gesetzt und eine Partei gegen sich selbst gespielt. King’s Gambit. Fischer Verteidigung. Es gab so viele Varianten, dieses Spiel zu Ende zu bringen.
    Gegen halb zwölf war er zur Villa gefahren. Natürlich war er nicht so blöd gewesen und hatte die Tür geöffnet. Wieder hatte er durch das Fenster zum Arbeitszimmer gespäht und zufrieden festgestellt, dass Katzenstein leblos im Sessel hing, den Kopf leicht nach hinten geneigt, den Mund geöffnet. Die Arme lagen auf den Lehnen, die Hände hingen schlaff herunter. Katzensteins Augen starrten leblos an die Decke. Selbst durch die Scheibe konnte man erkennen, dass er tot war. Er alarmierte die Feuerwehr, die wenig später kam und den Professor und seine Frau fand. Er hatte einen Heulkrampf simuliert. Ziemlich gekonnt sogar. Den Polizisten erzählte er, dass er sich Sorgen um seine Frau gemacht habe. Da Helga den Schlüssel gehabt und niemand geöffnet habe, sei er ums Haus gegangen, um durchs Fenster zu gucken. Die Bullen hatten ihm alles geglaubt und nicht weiter ermittelt. Selbstmord und ein tödlicher Unfall. Der Fall war für sie erledigt.
    Nur einmal hatte er in all den Monaten die Nerven verloren und war zur Villa gefahren. Das Haus war nicht mal versiegelt gewesen, weil die Kripo ja von Selbstmord ausging. Er hatte Katzensteins Arbeitszimmer durchsucht, Bücher und Ordner aus den Regalen gerissen, Schubladen geleert und alles auf den Boden gekippt. Er wollte sichergehen, dass der Professor nicht doch irgendwo einen Hinweis auf ihn hinterlassen hatte. Gefunden hatte er nichts. Und den Rechner hatte die Polizei mitgenommen. Doch dann hatte ein Schachkumpel, dessen Sohn bei der Kripo war, erzählt, dass die Bullen von Selbstmord ausgingen und keine weiteren Ermittlungen anstellten.
    Nur Alexandra hatte Verdacht geschöpft, ließ nicht locker. Ein weiterer Grund, sie in seine Gewalt zu bringen. Schade, dass das nicht geklappt hatte. Er hätte bestimmt viel Spaß mit ihr gehabt. Nur dass er diesmal einen entscheidenden Fehler begangen hatte. Anders als die anderen Frauen hatte er Alexandra nicht beschattet. Sie kannte ihn ja. Er wollte nicht riskieren, erwischt zu werden und ihr Misstrauen zu erregen, wo sie doch sowieso schon glaubte, dass ihr Vater ermordet worden sei. Nur kurz vor der Entführung hatte er vor ihrer Wohnung gelauert, um sicherzugehen, dass sie in jener Nacht alleine war.
    Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, auch Alexandra im Wagen mitzunehmen. Oder damals, als sie ihn besucht hatte, hätte er sie natürlich … zu großes Risiko. Sicher hatte jemand gesehen, wie sie an seiner Haustür geklingelt hatte. Oder sie hatte jemandem erzählt, dass sie vorhatte, zu ihm zu gehen. Außerdem wollte er nicht, dass Alexandra ihn erkannte. Erst wenn sie sich im Keller an ihn gewöhnt und ein ausgeprägtes Stockholm-Syndrom entwickelt hatte, wollte er seine Maske abnehmen. Vielleicht aber auch nie. Deshalb war er auch so sanft gewesen am Anfang. Hatte sie, was ihm schwergefallen war, nicht ausgezogen und ihr sogar noch Frühstück gemacht. Undankbares Luder.
    Er hatte sie einfach unterschätzt. Und nun war das Spiel vorbei. Obwohl er nur drei Frauenmorde begangen hatte, hatte er fünf gestanden. Und auch den Mord an Katzenstein. Nur den Mord an Helga hatte er abgestritten. Das sei ein Unfall gewesen, hatte er hartnäckig wiederholt. Er habe halt nicht gewusst, dass das Kohlenmonoxid auch für andere gefährlich werden könne. Seiner Tochter zuliebe hatte er in diesem Punkt gelogen. Sie hatte es ohnehin schwer genug, musste jetzt damit leben, dass ihr geliebter Papa ein Frauenmörder war. Sie sollte nicht auch noch glauben, dass ihr Vater ihre Mutter auf dem Gewissen hatte. So viel Rücksicht konnte man von ihm als Vater ja wohl erwarten.
    Ob der Kollege, der die beiden anderen Weiber auf dem Gewissen hatte, zu schätzen wissen würde, dass er ihn gedeckt hatte? Lebte der überhaupt noch? Hatte er sich zur Ruhe gesetzt? Obwohl die fünf Jahre um waren, hatte er in diesem Jahr noch nicht zugeschlagen. Wenn der Kollege schlau war,

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