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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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also genau an dem Tag, an dem er mit Claudia seine Premiere gefeiert hatte. Das konnte doch kein Zufall sein! Da war ein neuer Kollege am Werk, der ihm ein Zeichen schicken wollte. Ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen: Und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, und es redete wie ein Drache.
    Süße neunzehn Jahre alt war Julia Marx gewesen. Einen beneidenswerten Fang hatte der Kollege da gemacht. Alle Achtung. Es übte alle Macht des ersten Tieres vor seinen Augen aus und brachte die Erde und deren Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen Todeswunde geheilt war.
    Die Zeitungen schrieben die verschwundene Frau ihm zu. Es verwirrte die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die es im Auftrag des ersten Tieres tat … Und dann, weitere fünf Jahre später, am 4.   April 2005, wurde wieder eine Frau vermisst. Bianka Specht, zweiunddreißig Jahre alt. Sein neuer Kollege mauserte sich. Schön, dass jemand sein Werk fortführte und es diesen Schlampen zeigte.
    Er hatte wirklich nie wieder eine Frau entführen wollen. Bis er Alexandra Katzenstein gesehen hatte. Die Tochter des Professors. Eines Tages stand sie bei ihrem Vater plötzlich vor der Tür, wollte ihn zum Geburtstag besuchen. Und der alte Stiesel hatte sie rausgeworfen. Unglaublich, dieser Katzenstein. Nachgelaufen war er ihr, um sie zu trösten. Und sie war so dankbar gewesen, hatte es zugelassen, dass er den Arm um sie gelegt und ein paar tröstende Worte gesprochen hatte. Und dann, als sie ihn besucht hatte, nach dem Tod ihres Vaters … Seine Begierde war immer größer geworden. Diese Frau … er musste sie besitzen. Und inzwischen gab es in Deutschland ja auch Viagra.
    Doch dann war ihm diese dumme Sache mit Katzenstein passiert.
    Katzenstein selbst hatte ihm eines Tages während einer Schachpartie davon erzählt, dass eine seiner Studentinnen 1990 verschwunden war. Natürlich hatte Katzenstein ihm nicht verraten, dass Nicole Wollenbeck seine Geliebte gewesen war. Hatte nur erzählt, wie sehr er sie geschätzt habe. »Wegen ihrer Intelligenz.« Er hatte sich beherrschen müssen, nicht laut loszuprusten. Doch er hatte sich zusammengerissen, einen mitfühlenden Gesichtsausdruck aufgesetzt und genickt. Das Apartment in der Hochstraße besaß Katzenstein noch immer. Er habe es schon vor zig Jahren für seine Tochter gekauft, log der Professor. Wieder hatte er seine Mundwinkel in Schach halten müssen, damit sie nicht ausbrachen zu einem breiten, hämischen Grinsen. Er wusste, dass Katzenstein von Zeit zu Zeit in das Apartment fuhr, ein paar Stunden dort verbrachte, vielleicht, um Nicole nahe zu sein. Der Professor brauchte ja kein heimliches Liebesnest mehr, seitdem seine Frau gegen den Baum gefahren war. Sie hatte wahrscheinlich erfahren, dass ihr Mann sie betrog. Vielleicht war sie ihm nachgefahren, so wie er.
    Immer mal wieder hatte er mit dem Professor beim Schach über Nicole und die Serie der verschwundenen Frauen gesprochen. Er hatte Betroffenheit geheuchelt und innerlich gefeixt. Schön, dass der schlaue Professor keine Ahnung hatte, dass der Mörder seiner Studentin ihm am Schachbrett gegenübersaß. Aber dann, ein paar Tage vor Silvester, hatte er sich doch noch verraten. Nach fast zwanzig Jahren. Mit einem Satz.
    Der Weserblick hatte ein paar Tage zuvor über eine junge Frau berichtet, die mit einem allergischen Schock in die Klinik eingeliefert worden war, nachdem sie sich ein Tattoo hatte stechen lassen. Tattoofarben enthielten Schwermetalle und krebserregende Substanzen, hatte das Blatt gewarnt. Irgendwie waren sie auf diesen Fall zu sprechen gekommen. Und dann war es ihm rausgerutscht. »Nicole hatte ja auch ein Tattoo, diesen schönen Drachen.« Er hätte sich auf die Zunge beißen können – zu spät. Katzensteins Blick verriet, was er dachte. Gesagt hatte der Professor allerdings nichts. »Ich meine jedenfalls irgendwo gelesen zu haben, dass Nicole tätowiert war«, schob er hinterher und merkte, wie unglaubwürdig er klang. Katzenstein kannte doch jeden einzelnen Zeitungsbericht, der über Nicole erschienen war. Genau wie er. In keinem war von einem Tattoo die Rede gewesen. Er hatte gegenüber Katzenstein Täterwissen offenbart. »Ich meine, da gibt es so eine Seite im Internet. Von Nicoles Freunden. Kennen Sie die nicht?« Katzenstein hatte mit dem Kopf geschüttelt und ihn so merkwürdig angesehen. »Vielleicht ist die Seite schon wieder gelöscht. Ich sehe gerne mal für Sie nach«, hatte er weiter versucht, das

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