Tod Eines Senators
Senat zugelassen werden dürfen, nie zum Ädilen benannt werden sollen, nie in der Familie verbleiben dürfen. Ich kann es einfach nicht glauben! Sie sollten endlich aufhören ihn so zu umschmeicheln – und ihn mit einem Tritt wieder dahin befördern, wo er hingehört!«
Von Abscheu überwältigt, stapfte Rufus davon. Wir vier blieben verdattert stehen – nicht nur wegen der Enthüllung. In Rufus’ Ausbruch kam die volle Kraft senatorischer Überheblichkeit zum Vorschein. Und seine selbstgerechten Vorurteile zeigten genau, warum die Metelli in die Falle gegangen waren.
Nach einem Augenblick pfiff Aelianus leise durch die Zähne. »Und?«, fragte er Helena.
Sie atmete tief durch. »Ich hab nur geraten. Calpurnia Caras eigener Sohn muss gestorben sein, während er bei Euboule in Pflege war. Da sie aus Furcht oder Abscheu kein weiteres Kind mehr bekommen wollte, entschied sich Calpurnia, es ihrem Mann nicht zu erzählen, sondern sich von Euboule ein Ersatzkind zu besorgen. Und es funktionierte. Es funktionierte dreißig Jahre lang. Aber Calpurnia musste Euboule Schweigegeld zahlen, um ihr Geheimnis zu bewahren – und schließlich fingen Euboule oder ihre Tochter doch an, es anderen zu erzählen.«
»Das musste irgendwann passieren«, bemerkte Justinus.
»Calpurnia Cara hat einen schrecklichen Fehler begangen«, stimmte Helena zu. »Als Saffia es Metellus erzählte, gab es keinen Ausweg. Calpurnia wollte das Geheimnis um ihretwillen bewahren, und Metellus wusste, dass es die bessere Gesellschaft nicht erfahren durfte. Metellus mag zwar zu Negrinus gestanden haben – der ein unschuldiges Opfer war –, aber er war wütend auf Calpurnia. Ich kann sogar verstehen, warum sie letztlich alle Gefühle für Negrinus verlor. Na ja, sie hatte ja auch immer gewusst, dass er nicht ihr Kind war. Sie ließ zu, dass er fälschlich des Mordes an Metellus bezichtigt wurde. Sie hasste ihn für all die Schwierigkeiten, die er verursacht hatte, und muss gewollt haben, dass er verschwindet. Erstaunlich ist nur, dass weder sein Vater noch seine Schwestern sich von ihm abwandten.«
»Das ist das einzig Gute bei der Sache.« Ich setzte die Geschichte leise fort. »Metellus senior hatte Negrinus als sein eigenes Kind großgezogen und konnte ihn nicht zurückstoßen. Trotzdem musste er das Geheimnis bewahren. Eine Alternative gab es nicht. Die Sache war mehr als skandalös. Dieses untergeschobene Kind konnte aus allen möglichen Verhältnissen stammen. Um Calpurnia zu erpressen, hat Euboule, da könnt ihr wetten, sicherlich mit dem Schlimmsten gedroht.«
»Und das wäre?«, fragte Aelianus.
»Na ja, Negrinus könnte Euboules eigenes Kind sein, was in sich schon keine Empfehlung ist. Es gibt noch schrecklichere Möglichkeiten, wie der arme Mann sicherlich weiß. Das Kind von Sklaven zu sein würde ihn ebenfalls zum Sklaven machen. Theoretisch könnte ihn ein Besitzer immer noch für sich beanspruchen.«
Nachdem er jetzt die ganze Tragweite kapiert hatte, ergänzte Aelianus schaudernd: »Seine Eltern könnten ehrlos sein. Wenn er das Kind eines Schauspielers, eines Zuhälters oder eines Gladiators ist, dann ist er gesetzlich ein Geächteter. Rufus hatte Recht – er hätte sofort aus dem Senat ausgeschlossen werden müssen.«
»Das ist noch gar nichts. Er hat sogar sein Bürgerrecht verloren«, fügte ich hinzu. »Er hat keine Geburtsurkunde, dessen können wir sicher sein. Seine Ehe war illegal. Seine Kinder sind jetzt auch Ausgestoßene.«
»Wie sehr seine Schwestern ihm auch helfen wollen«, stöhnte Helena, »sie können ihm keinen Status verleihen. Und das Schlimmste von allem – er weiß nicht mal, wer er ist. Ich wette, Euboule wird es ihm nicht sagen.«
»Selbst wenn sie es tut, wird er es nicht glauben können.« Justinus stöhnte ebenfalls.
Die »Situation«, wie Verginius Laco sie so unterkühlt bezeichnet hatte, war total verfahren. Es gab keine Möglichkeit, Negrinus jetzt noch als jemanden von senatorischem Rang durchgehen zu lassen. Er und seine Kinder waren verlorene Seelen. Er konnte nur noch Rom verlassen und neu anfangen. Viele haben das getan. Im Imperium konnte ein Mann von Charakter viel erreichen. Aber es würde für jeden schwer sein, der so aufgewachsen war wie Negrinus, mit völlig anderen Erwartungen.
Wir hatten unsere eigenen Probleme. Dieser Fall hatte uns in ernste Schwierigkeiten gebracht. Aber als unsere Tragestühle kamen und wir uns von den Camilli verabschiedet hatten, ließen Helena und
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