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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fünfundzwanzig Prozent von allen am Meer gelegenen Villen, Stadthäusern, Landgütern und anderem Grundbesitz des Verurteilten. Bei Fällen von Amtsmissbrauch oder Hochverrat kann es sein, dass sich der Kaiser einmischt; er kann größere Entschädigungen gewähren, manchmal viel größere. Da sich der Mindestbesitz eines Senators auf eine Million Sesterzen beläuft – und für die Elite bedeutet das Armut –, kann es sich dabei um eine hübsche Anzahl von Stadthäusern und Olivenhainen handeln.
    Alle Privatermittler (ich ziehe diese Berufsbezeichnung immer noch vor) sind angeblich miese Kollaborateure, wollen sich lieb Kind machen, tragen zu Repression und Wucher bei, suchen sich ihre Opfer gezielt aus und benutzen die Gerichte zu ihrem persönlichen Vorteil. Ob das nun stimmt oder nicht, es war mein Beruf. Es war alles, was ich konnte – und ich wusste, dass ich gute Arbeit leistete. Also musste ich, nach einem halben Jahr Abwesenheit wieder zurück in Rom, meinen Dolch in meinen Stiefel stecken und mich für Aufträge zur Verfügung stellen.
     
    Es begann harmlos genug. Es war Herbst. Ich war zu Hause. Ich war mit meiner Familie zurückgekehrt, einschließlich meiner beiden jungen Schwager Camillus Aelianus und Camillus Justinus, zwei ungebärdige Patrizierjungs, die mir bei meiner Arbeit helfen sollten. Um unsere Finanzen stand es nicht zum Besten. Frontinus, der britannische Statthalter, hatte uns nur allerniedrigste Provinzhonorare für verschiedene Buchprüfungen und Überwachungsaufträge bezahlt; allerdings hatten wir eine kleine Aufmerksamkeit eines Stammeskönigs eingesackt, dem unser diplomatisches Geschick gefallen hatte. Ich hoffte auf einen zweiten Bonus vom Kaiser, aber es würde lange dauern, bis der bei mir ankam. Und ich musste das Geschenk des Königs verheimlichen. Wobei ich nicht falsch verstanden werden möchte. Vespasian schuldete mir eine Menge. Aber ich wollte keinen Ärger. Falls der Erhabene meinen doppelten Bonus als Buchhaltungsfehler bezeichnen sollte, würde ich meine Rechnung an ihn zurückziehen. Na ja, vielleicht.
    Sechs Monate Abwesenheit sind eine lange Zeit für eine Stadt. Kein Klient erinnerte sich an uns. Unsere mit Kreide auf den Forumswänden angebrachte Werbung war längst verblichen. Für eine Weile konnten wir nicht mit einem fetten Auftrag rechnen.
    Als ich daher gebeten wurde, einen eher unbedeutenden Auftrag zur Überbringung eines Dokuments anzunehmen, willigte ich ein. Für gewöhnlich betätige ich mich nicht als Kurier für andere, aber wir mussten zeigen, dass Falco und Partner wieder aktiv waren. Der Ankläger in einem laufenden Verfahren brauchte rasch eine eidesstattliche Versicherung von einem Zeugen in Lanuvium. Eine unkomplizierte Sache. Der Zeuge musste bestätigen, dass ein bestimmtes Darlehen zurückgezahlt worden war. Ich begab mich nicht mal selbst dorthin. Ich hasse Lanuvium. Deshalb schickte ich Justinus. Er bekam die unterzeichnete Aussage ohne Schwierigkeiten. Da er in Justizdingen unerfahren war, brachte ich das Dokument selbst ins Gericht.
    Angeklagt war ein Senator namens Rubirius Metellus. Die Anklage lautete auf Amtsmissbrauch, ein schweres Vergehen. Der Fall wurde offenbar schon seit Wochen verhandelt. Ich wusste nichts darüber, da mir der ganze Forumsklatsch entgangen war. Ich machte meine Aussage, wonach ich unangebrachterweise von dem schmierigen Verteidiger angegriffen wurde, der behauptete, ich sei als Ermittler aus einem plebejischen Bezirk ungeeignet als Leumundszeuge. Ich verbiss mir die Erwiderung, dass mich der Kaiser in den Ritterstand erhoben hatte. Vespasian hier zu erwähnen schien unpassend, und mein Mittelklassestatus würde nur weitere höhnische Bemerkungen hervorrufen. Zum Glück war der Richter begierig darauf, die Verhandlung über Mittag zu vertagen. Etwas müde bemerkte er, dass ich nur der Bote sei, und wies die Parteien an, weiterzumachen.
    Ich hatte kein Interesse an dem Verfahren und wollte auch nicht länger bleiben, um mich als irrelevant beschimpfen zu lassen. Sobald mein Auftrag erledigt war, ging ich. Der Ankläger sprach nicht mal mit mir. Er schien seine Aufgabe gut gemacht zu haben, denn nicht lange danach hörte ich, dass Metellus verurteilt worden war und eine hohe Strafe zahlen musste. Anscheinend war er ziemlich wohlhabend – nun ja, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Wir witzelten darüber, dass Falco und Partner ein höheres Honorar hätten fordern sollen.
    Zwei Wochen später war Metellus tot.

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