Tod Eines Senators
Procreus mal wiedergesehen?«, fragte ich Silius.
Silius’ Blick verschwamm für einen Moment, dann tat er so, als würde er sich daran erinnern, wer Procreus war, und verneinte. Er habe seit langer Zeit keine Verwendung mehr für ihn gehabt.
»Das ist vernünftig«, murmelte ich. »Als er für Sie diese Anzeige wegen Gottlosigkeit erstattet hat, war das Ergebnis sehr enttäuschend, nicht wahr?«
Paccius nahm einen Schluck von seinem Wein, zierlich wie ein Vogel. Silius schnippte sich einen Kuchenkrümel von der Tunika.
Ich lächelte freundlich. »Ich bin gerade noch mal davongekommen. Zum Glück wurde erkannt, dass es eine erfundene Beschuldigung war. Natürlich ist mir dadurch Schaden zugefügt worden. Gerüchte verbreiteten sich. Die Leute waren schockiert …«
»Was wollen Sie, Falco?«, fragte Paccius ungeduldig.
Jetzt war ich dran, meinen Becher zu nehmen und das warme Gebräu einen Augenblick lang zu genießen. »Mein Ruf hat gelitten. Andere, alle unschuldig, sind stigmatisiert worden. Meine Frau, die die Tochter eines Senators ist. Meine Partner, ihre Brüder, die denselben edlen Rang haben. Meine kleinen Töchter, verhöhnt als die Kinder eines gottlosen Mannes. Der Makel lässt sich nicht leicht abwaschen. Meine Frau will, dass ich dagegen vorgehe – eine Klage wegen Verleumdung einreiche.«
»Wie viel?«, wollte Silius wissen. Er war kurz angebunden, dabei aber nicht unfreundlich. Ich hatte es mit anständigen Geschäftsleuten zu tun. Paccius tat gelangweilt. Er meinte aus dem Schneider zu sein, da die Anzeige von Silius’ Kumpan erstattet worden war.
»Na gut, hören Sie zu: Ich schlage vor, wir einigen uns gütlich. Erspart es uns, unsere Bankiers aufzusuchen und ihre verdammten Gebühren zahlen zu müssen. Wie wäre es mit der Summe, die Ihnen im Prozess gegen Calpurnia Cara zugesprochen wurde? Sie zahlen mir dasselbe, und alles gleicht sich wunderbar aus.«
»Dann betrifft das Sie, lieber Kollege«, stellte Silius fest, zu Paccius gewandt. Beiden schien egal zu sein, dass sich dadurch meine Annahme bestätigte, sie hätten schon immer als Gespann zusammengearbeitet.
»Eine halbe Million? Falco, Sie sind nicht so viel wert wie die Frau eines Senators.« Paccius blieb ruhig, trotz der Summe, um die es ging.
»Aber Sie sind zwei«, entgegnete ich. Auch ich war ruhig. Ich hatte nichts zu verlieren außer meiner Geduld, und das würde zu nichts führen.
»Ist mir etwas entgangen?«, fragte Silius, der aufmerksamer wurde. Meine Forderung war ungeheuerlich, wieso stellte ich sie also?
»Bei der Gottlosigkeitssache habe ich Glück gehabt«, erklärte ich offen. »Ich hatte kaiserliche Unterstützung. Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar war. Titus hat sich eingemischt. Deswegen hat der Prätor den Fall abgewiesen.« Ich sah, wie sich die beiden Männer einen Blick zuwarfen. »Mein Ehrenamt beim Tempel der Juno war ein kaiserliches Geschenk. Meine Eignung in Frage zu stellen war ein Hieb gegen Vespasian, wissen Sie … Ich dachte, ich warne Sie lieber vor«, sagte ich in freundlichem Ton.
Ich lehnte mich zurück, trank von meinem gewürzten Wein und ließ ihnen Zeit, ihre Gedanken zu sammeln.
»Wenn ich auf einer öffentlichen Anhörung bestehe, um meinen Namen reinzuwaschen«, wies ich sie hin, »mit Titus als Unterstützung, wird Ihr Ruf in der Luft zerfetzt werden. Sie werden sicher auf einen weiteren Aufstieg im cursus honorum hoffen – zwei Exkonsuln können doch wohl mit einer Statthalterschaft rechnen? Ich weiß, Sie werden nicht wollen, dass Titus Ihre Posten mit einem Veto blockiert … Eine halbe Million ist ein kleines Opfer, um Ihre nächsten Ehrungen abzusichern, finden Sie nicht?«
Nach langem Schweigen wurde das Opfer gebracht.
Ich aß meinen Kuchen auf und ging dann über das Forum zurück. Ich wusste, dass Titus dem Senator gesagt hatte, er würde beim Prätor nur unter der Bedingung intervenieren, dass die Sache fallen gelassen wurde, ohne weitere Auswirkungen. Titus hätte mich öffentlich nie unterstützt. Doch Silius und Paccius mussten sich beide bewusst sein, dass es bei juristischen Abkommen manchmal nicht ohne Bluffen ging.
Mein Amt als Prokurator der Heiligen Gänse wurde kurz danach abgeschafft, aus Sparmaßnahmen des Schatzamtes. Ich war enttäuscht. Das Gehalt war uns gut zupass gekommen, und es zu verlieren schränkte Helenas Pläne ein, noch ein Esszimmer im Freien mit einem muschelgeschmückten Nymphäum und Miniaturkanälen anzubauen.
Außerdem waren
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