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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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verklärte schöne.
    Doch er trug Jeans und Lederjacke und die Boots, als er das Lokal verließ. Durch die hintere Tür.
    Vorne vor der Bühne betranken sie sich. Die Nachtvögel und das einfache Volk. Gerry hatte es nicht darauf ankommen lassen zu gucken, ob der Herr Notar noch dabei war.
    Er hatte Angst, ihm zu begegnen. Er wusste nicht warum. Was hatte er sich zuschulden kommen lassen, außer einmal zu spät zu kommen?
    Gerry ging nicht den direkten Weg. Zu aufgewühlt war er.
    Betrunken von dem Applaus. Der Anerkennung. Der Wirt hatte ihm einen zweiten Zwanziger in die Hand gedrückt. Auch er fing an zu begreifen, welch ein Glücksfall Gerry für ihn war. Kein hässlicher Vogel, Herr Notar.
    Gerry wäre schon längst zu Hause gewesen, doch er ging weiter den Pinnasberg hinauf, um sich dann doch noch zu besinnen. Es war zu kalt geworden für lange Spaziergänge. Wenn er an allen Abenden einen zweiten Zwanziger bekam, würde er sich bald eine Jacke mit Lammfell leisten können.
    Oder anderswo auftreten. Für eine höhere Gage.
    Er überquerte die Straße und trat in die Carsten-Rehder, die ihn wieder zum Fluss führen würde. Das alte Haus, an dem er vorbeikam, hatte hohe Fenster, in die er hätte blicken können, wäre da nicht der Blümchenstoff auf halber Höhe gewesen. Warum dachte er an seine Großmutter?
    Ihre Fenster waren kleine aus der Nachkriegszeit. Ihre Vorhänge hatten keine Blümchen.
    Die Straße war dunkler, als er sie in Erinnerung hatte.
    Auf der anderen Seite standen kaum Häuser.
    Am Fuße der Straße, dort wo sie in einen kleinen Platz mündete, hatte das Mörderhaus gestanden.
    Was war mörderisch daran gewesen? Ein ausgebranntes Haus. Eine Ruine, die länger stand als andere Ruinen.
    Hatte seine Großmutter nicht oft vom Krieg erzählt?
    Als er ein kleiner Junge gewesen war.
    Gutenachtgeschichten von Bomben und Tod.
    Danach ein Gebet.
    Gerry ging schneller und atmete auf, als er in die hellere Große Elbstraße kam.
    Ein Fehler, dieser Spaziergang. Er fror, als er nach Hause kam. Keine Euphorie mehr. Nur Ernüchterung.
    Nick hatte eine Hand für Freundschaft. Keine für Liebe.
    Die Liste der vergeblich geliebten Frauen war lang.
    Walentyna aus Krakau war die letzte, die auf dieser Liste stand. Leo, einst Veras beste Freundin, die am längsten vergeblich geliebte. Vielleicht hätte er Pit lieben sollen, doch beide hatten leider keine Neigung dazu.
    Nick hatte sich einmal einen einsamen Wolf genannt, Vera hielt ihn für ein einsames Schaf.
    Er hatte sich angehört, was Pit erzählte vom kopflosen jungen Mann mit Sommersprossen auf den Armen. Vom Skelett eines Kindes, das nicht Kevin gewesen war.
    Ein Kind, das keiner verzweifelt suchte?
    Der U-Bahnschubser geriet in den Hintergrund.
    Kann ich mich da einklinken, hatte Nick gefragt und an Pits Ermittlungen gedacht.
    Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er geholfen hätte, einen Fall aufzuklären.
    Pit hatte ein Stück Schaschlik gekaut und eine Gabel Reis genommen und keine Ahnung gehabt, wo Nick sich hätte einklinken können. Das sollte bald anders sein.
    Lebensinhalt. Was ist das bei dir, hatte Nick gefragt.
    Mein Beruf, hatte Pit geantwortet, was sonst. Leichen pflastern meinen Weg.
    Nick hatte kurz auf die Dias geguckt, die noch auf dem Leuchttisch lagen. Eine bunte Platte von Sankt Pauli.
    Fischmarkt. Herbertstraße. Große Freiheit.
    Fotos, die er in den letzten Wochen gemacht hatte.
    Die Geschichte würde bald einer Stuttgarter Tageszeitung beigelegt werden. Wäre er wenigstens bei Amnesty International oder dabei, Wale zu retten. Eine Aufgabe, die es wert war, morgens aufzustehen. Hör auf, dich ständig mit hehren Ansprüchen zu quälen, hatte Vera gesagt. Das Leben ist ganz einfach gedacht. Sorge dich nicht, lebe. Auch so eine Vergackeierung.
    Pit hatte das serbische Essen genossen. Er war gestärkt an Leib und Seele davongegangen.
    Nick blieb mit dem Gefühl zurück, sich nur wieder im Kreis gedreht zu haben. Das Leben, ein Karussell.
    Keine Seligsprechung in Sicht.
    Keine Liebe, die ihm gelang.
    Der Anorakmann sah schlecht aus. Noch grauer als sonst. Schien er nicht dünner? Vielleicht ein Virus, das ihm auf Magen und Darm geschlagen war und ihn tagelang daran gehindert hatte, hinter Gerry herzugehen.
    Das holte er nach. Er ließ Gerry kaum aus den Augen.
    Kleine Finten, die Gerry versuchte. Der Anorakmann blieb ihm dicht auf den Fersen. Die Treppe hoch, den Bahnsteig entlang. Das Gedränge war groß, als die Hochbahn in die

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