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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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hatte? Mit zwölf vielleicht.
    »Schöne Federn von Schreivogel«, sagte Billie.
    »Wäre das was für Monsieur Gerry?«, fragte Vera.
    Billie nickte, obwohl er sich durchaus auch Mary darin vorstellen konnte, die er kürzlich kennen gelernt hatte.
    Im Bus hatte sie gesessen. Zähne wie Perlen, die sie Billie beim Lächeln zeigte. Weiße Perlen im schwarzen Gesicht.
    »Die zwei Kleider ändere bitte noch«, sagte Vera und legte eines mit anthrazitfarbenen Pailletten auf das Bügelbrett und ein anderes, das aussah wie weiße Borkenschokolade.
    »Die Maße hast du?«, fragte sie.
    Billie blickte auf den kleinen Zettel, der auf dem Nähtisch lag.
    »Monsieur Gerry kommt morgen«, sagte Vera.
    Das Bolero würde sie ihm bringen, wenn sie am Abend zu seiner Vorstellung ging. Nick wollte sie begleiten.
    Hauke war nach Brandum gefahren.
    Vorher hatte er ihr die kleine Altbauwohnung gezeigt.
    Es ließ sich leicht zu Fuß gehen von ihm zu ihr. Wollte sie das?
    Vera ging zurück in das Bügelzimmer und nahm das Kleid wie weiße Borkenschokolade an sich. In diesem Kleid hatte sie heiraten wollen. Jef. Vater von Nicholas.
    »Das Kleid ändere doch nicht«, sagte sie zu Billie.
    Wo Anni nur blieb. Sie hätte jetzt gern Nicholas im Arm.
    Und vielleicht einen Toast Melba auf dem Teller.
    Vielleicht sollte sie noch ein Kind haben mit Hauke.
    Was dachte sie denn da bloß?
    Das Kleid legte sie zum kleinen Bündel zusammen und tat es zu all den Noten in der Truhe neben dem Klavier.
    »Thanks for the memories.« War das nicht auch ein Lied, das sie gesungen hatte? Mit Jef am Klavier. In der Bongo Bar.
    Wen würde Gerry einmal lieben? Einen Mann? Eine Frau?
    Dass er ihr so nah gekommen war, dieser Junge.
    Vera hörte die Pendeluhr in der Diele sechsmal schlagen. Gleich würde Billie nach Hause gehen. Es fing an, dunkel zu werden.
    Wie tröstlich, dass Engelenburg nebenan lebte.
    Nicht dieser Psychopath, der Jef getötet hatte.
    Vera hob die Hand und winkte, als Billie aus der Tür ging.
    Sie hatte gerade zwei Haarklammern im Mund.
    Der alte Spiegel, der ihr schmeichelte, während sie die Haare hochsteckte. Die Schönste im ganzen Land.
    Vera atmete auf, als sie den Schlüssel im Schloss hörte.
    Was war auf einmal für eine Angst in ihr gewesen?
    »Nicht, dass du aus dem Haus gehst, ohne was gegessen zu haben«, sagte Anni, »die Knutschkugel und ich haben ein schönes Schweinelendchen mitgebracht.«
    »Wenn du einen Schneck behauchst, schrumpft er ins Gehäuse. Wenn du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse.« Gerry sang den letzen Vers des Gedichtes von Ringelnatz und ging von der Bühne.
    »Tauch in den Kognak, den ich im Glas habe, und du siehst keine einzige Maus«, sagte Nick.
    »Erstens bin ich kein Schneck, zweitens habe ich zu viel Schweinelendchen im Bauch, um zu tauchen«, sagte Vera. Warum tranken sie in diesem Laden nicht einfach ein Glas ehrliches Bier? Vielleicht gar aus einem Fass gezapft.
    Sie blickte sich um, an was die anderen nippten. Kaum einer zu erkennen in der Dunkelheit, außer einem älteren Herrn, der gerade vom Knoten seiner Krawatte gewürgt wurde und ihn zu lockern versuchte. Die Augäpfel traten schon hervor. Oder verstärkten nur die dicken Gläser der Brille diesen Eindruck?
    »Wir sollten eine andere Bühne für Gerry finden«, sagte Vera.
    Sie war hingerissen von ihm im Nebelstreif mit Glitzertau. Nun besaß er auch noch ein Bolero aus den Federn des Schreivogels, das ihm Vera vor der Vorstellung in die Garderobe gebracht hatte. Garderobe. Eigentlich eine Besenkammer neben dem Büro.
    Ein alter Badezimmerspiegel, der darin hing. Gerry hatte ihn mit einer Lichterkette dekoriert. Die Schminkutensilien lagen auf einem umgestülpten Eimer. Überall ist Wunderland.
    Vera hatte auf den kleinen Koffer geguckt, in den Gerry das Bolero legte, als bettete er ein Baby.
    Willst du verreisen?, hatte sie gefragt.
    Nein. Gerry verreiste nicht. Er trug nur die schönen Dinge hin und her, die er nun besaß. Das Kleid. Die silbernen Schuhe. Eine Tüte genügte da nicht länger.
    Hatte er nicht das erste Mal etwas, an dem sein Herz hing?
    Sein oberflächliches kindliches Herz?
    Das einzige Geschenk, das seine Großmutter ihm gemacht hatte, war ein Kruzifix gewesen. Die Leiden des Herrn an einer Kette, die eines Tages zerriss, um das Kruzifix ganz zufällig in einen Gully fallen zu lassen.
    Erinnerte er sich denn nicht mehr an das Büchlein mit den eingeklebten Oblaten, das sie ihm gegeben hatte, als er ein ganz

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