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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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kleiner Junge gewesen war? Glanzbilder von Engeln. Keine strengen Engel. Putten, die Blumenkränze hielten. Weiße Tauben flogen ihnen um die lockigen Köpfchen.
    Gerry erinnerte sich nicht.
    Geschah es denn, dass er auch das Gute verdrängte?
    »Gibt es noch einen zweiten Teil?«, fragte Nick.
    »Dass sie das Licht nicht anmachen«, sagte Vera.
    »Tun sie auch besser dran«, sagte Nick in dem Augenblick, als Gerry wieder auf die Bühne kam. Das Kleid. Die Haare. Hochgesteckt und von strassglitzernden Spangen gehalten.
    Alles war wie vorhin. Doch etwas schien anders an ihm.
    »Hat er getrunken?«, fragte Vera.
    »Er wirkt verstört«, sagte Nick.
    Gerry stürzte sich in den nächsten Ringelnatz.
    »Ich habe dich so lieb«, sang er.
    »Wir werden ihn fragen«, sagte Vera. Hatte man erst mal ein Kind, kamen die mütterlichen Gefühle immer und überall.
    Pit stieg die Treppen hoch in den vierten Stock und hielt kurz im ersten Stock inne. Nichts zu hören aus der Wohnung des kleinen Herrn Kolp. War auch kaum viel Lärm zu erwarten von einem alten Herrn, der immer nur las.
    Das schlechte Gewissen plagte Pit. Er hatte sich lange nicht gekümmert um Kolp, dessen Sohn die Wohnung bewohnt hatte, in der Pit nun lebte. Nachdem Herr Kolps Sohn ein Mordfall geworden war, den Pit bearbeitete. Noch nicht mal ein Jahr her, das Ganze. ob es dem kleinen Herrn Kolp gut ging? Er war ein Leben lang tapfer gewesen. Er hatte sicher nicht aufgehört damit.
    Wie leicht hatte es dagegen Pit immer gehabt.
    Jung genug für Frau und Kinder. Lass mal, hatte er zu Hauke gesagt, ich kümmere mich selbst darum.
    Was machte man da? Zum Tanzen ins Landhaus Walter gehen? Da hingen die Herrschaften von Vierzig plus herum. Jung genug hieß noch immer zu alt für die Disco.
    Kaum, dass er oben angekommen war und in den Kühlschrank geblickt hatte, trat Pit Gernhardt schon wieder ins Treppenhaus. Die Unruhe in ihm war größer, seit er verstand, dass es ernst wurde zwischen Vera und Hauke. Dabei hatte er doch vorher schon kein Bein auf den Boden gekriegt bei ihr.
    Der warme Duft von Stufato und Moussaka hüllte ihn ein, als er den schweren Vorhang hinter der Tür zur Seite schob.
    Er wurde begrüßt wie ein Sohn des Hauses.
    Pit setzte sich an den Tisch nahe der Küche.
    War das nicht schon Geborgenheit?
    Wer war der kleine Junge gewesen, der schon lange im Sachsenwald gelegen hatte und den keiner vermisste?
    Pit bestellte das Moussaka. Das schmeckte wie bei Anni. Auch wenn sie keine Ahnung von der griechischen Küche hatte, war Anni doch eine Königin des Auflaufs.
    Der Tod und das Alltägliche.
    Dazwischen spielte sich sein Leben ab.
    Er trank das zweite Glas Retsina leer und sah erst da den kleinen Herrn Kolp, der ihm zulächelte.
    Nein. Pit hatte keine Lust, ihm Gesellschaft zu leisten.
    Er war in die eigenen Gedanken verstrickt.
    Pit versuchte, in aller Herzlichkeit wegzugucken. Doch das schien gar nicht nötig zu sein.
    Die Dame, die zu Kolps Tisch kam, gab ihm einen Kuss, der kaum was zu wünschen übrig ließ.
    Der kleine Herr Kolp wirkte hochzufrieden.
    Die Dame war Griechin.
    Sie lachte und sprach laut mit dem Wirt, und immer wieder legte sie ihre Hand auf Kolps Hand.
    Pit versuchte, die beiden aus den Augen zu lassen.
    Das fiel ihm nicht leicht.
    »Schenken Sie uns doch die Freude Ihrer Gesellschaft«, sagte der kleine Herr Kolp. Hörte sich das nicht viel schöner an als leisten? Gesellschaft leisten?
    Pit war schon ein bisschen betrunken, als er an den Tisch des kleinen Herrn Kolp trat, der ihn als Nachbarn vorstellte, nicht als Hauptkommissar der Mordkommission.
    Der Wirt kam mit den Schnäpsen.
    Gerry schnitt eine Grimasse, als er in den Spiegel blickte, der über dem Spülbecken in der Küche hing. Rote Augen.
    Er sah an diesem Morgen aus wie ein krankes Kaninchen.
    Ein Albinokaninchen.
    Vor dem Küchenfenster hing der November. Als ob mit dem Monatswechsel alles verbraucht sei, was noch an Licht und Sonne in diesem Jahr gewesen war. Trübnis.
    Gerry trat an das Fenster und zog den Gürtel des Kimonos fester um seinen Körper. Er fing an, zu dünn zu werden.
    Die Abende schlauchten. Konnten sie anstrengender sein als der Herr Notar?
    Noch zwanzig Buchstaben liegen vor uns, hatte er auf die kleine Karteikarte geschrieben, die Gerry in die Garderobe gereicht worden war. Was erwartete er von X und Ypsilon?
    Das alles wieder aufnehmen? Der Herr Notar hatte den Kontakt abgebrochen, ihn vor der Eichentür stehen lassen, auf kein Klingeln

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