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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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geöffnet, um dann am Fenster zu stehen und auf Gerry hinabzusehen.
    Nein. Gerry wollte nicht mehr zwischen Viertel nach vier und viertel nach fünf in die zwei hohen Zimmer kommen.
    Was geschah dort vorher? Was nachher?
    Kamen noch Klienten in das Notariat, die Vorgänge bezeugt und besiegelt haben wollten von dem alten Herrn?
    Gerry hatte Spuren gefunden, die wohl von einer Sekretärin hinterlassen worden waren. Im Schreibtisch, der im ersten der zwei Zimmer stand. Ein Eau de Cologne. Nagellack, der eingetrocknet war. Zettel in einer Handschrift, die nicht dem Herrn Notar gehörte.
    Gerry drehte sich um und kehrte der Trübnis den Rücken.
    Er nahm eine Hand voll Teelichter aus dem Küchenschrank und stellte sie auf den Tisch. Zündete sie an. Lichterzeit. Allmählich lernte er, die guten Dinge in allem zu sehen.
    Das Leben war nicht nur Büßen und Beten. Warum glaubte seine Großmutter, das so reichlich tun zu müssen?
    Das Wasser im Kocher wurde kaum heiß. Da kam es noch heißer aus der Leitung. Gerry zog den Stecker aus der Dose und hielt die Kanne mit den Teebeuteln unter den Hahn.
    Ein Leben in Luxus. Wie Vera es führte. Diese Sehnsucht, die er da in sich trug. Gerry guckte in den kleinen Koffer, der ihm das zu verheißen schien. Der Koffer stand mit aufgeklapptem Deckel auf dem einzigen Küchenstuhl.
    Das Kleid. Die silbernen Schuhe. Das Bolero vom Marabu.
    Der fliegende Koffer flog in einen Traum mit ihm.
    Er nahm einen der beiden Keramikbecher vom Bord und goss den Kamillentee ein. Nachher würde er zwei Bällchen Watte in Tee tränken und sie auf die Augen legen. Albinokaninchenaugen.
    Auf dem Bord stand das Bild des Großvaters. Sechs Mann in einer Barkasse. Der Großvater vorn. Alle schienen sie älter zu sein. Nur der zweite von hinten war jung.
    Was würde seine Großmutter tun, wenn sie sah, dass das Bild fehlte? Vor der Tür stehen und gequält sein, dachte er. Der Buchstabe Q. Qual.
    Gerry trank den lauen Tee und aß einen Zwieback.
    Vielleicht konnte er bald aus dieser Bude ausziehen.
    Vielleicht hatte Vera Kontakte zu einer besseren Bühne.
    Vielleicht ginge er zum Herrn Notar, Geld verdienen.
    Die Karteikarte hatte er gestern Abend zerrissen.
    Er stellte den Koffer auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl. Ein langer Tag lag vor ihm bis viertel nach vier.
    »Der Kompagnon«, sagte Kummer, »er hat die Kieler Kollegen zur Leiche geführt. Lag in Kiel in einer Garage.«
    »Er ist gar nicht in Hamburg gewesen?«, fragte Pit.
    Kummer schüttelte den Kopf. »Weder tot noch lebendig«, sagte er, »doch das Auto wollte er wirklich kaufen. Hatte die Siebzigtausend ja auch schon vom Konto geholt.«
    »Ist kein Geld für ein Auto«, sagte Pit, der an seinen alten Dienstwagen dachte.
    »Der neue Audi Quattro eben«, sagte Jan Kummer.
    »Und der Kompagnon hat an die Kohle gewollt?«
    »Ein Mord aus Leidenschaft zum Luxus«, sagte Kummer, »der Herr pflegt noch einen üppigeren Lebensstil als sein Opfer.«
    »Damit können sich die Kieler beschäftigen. Gibt es was Neues von unseren unbekannten Toten? Lass uns da nochmal zusammensetzen«, sagte Pit.
    »Du weißt, dass ich morgen nach Kapstadt fliege. Dreieinhalb Wochen Urlaub.«
    »Das habe ich verdrängt«, sagte Pit Gernhardt, »dies zum Thema üppiger Lebensstil.«
    »Cindy tut ja auch Geld dazu.«
    »Wie ist es denn im November in Kapstadt?«
    »Schönster Frühling«, sagte Kummer.
    Pit seufzte. »Kann man da tauchen?«, fragte er.
    »Kannst dir aussuchen, ob im pazifischen oder indischen Ozean. Die treffen sich am Kap. Soll auch interessante Sandhaie geben. Für dich als Taucher wäre das was.«
    »Genug der Qual. Behalte die Einzelheiten für dich.«
    »Ich bring dir was mit«, sagte Jan Kummer, »und dann feiern wir, dass du hier inzwischen alles gelöst hast.«
    »Haben wir eigentlich bei unseren osteuropäischen Freunden nachgefragt, ob kleine Jungen vermisst werden?«
    »In Bulgarien und Rumänien werden dauernd welche vermisst, ohne dass lange geweint wird«, sagte Kummer.
    »Haben wir nachgefragt?«
    »Ich drucke dir die Liste noch aus.«
    »Gestern habe ich den kleinen Herrn Kolp gesehen, wie er von einer stattlichen Griechin geküsst wurde. Kannst du dich an den noch erinnern?«
    »Klar«, sagte Kummer. Das hatte er lange nicht gesagt.
    Pit ließ sich in seinen krachledernen Chefsessel fallen und sah seinen Kollegen an. Warum erzählte er ihm von Kolp? Um kundzutun, dass es durchaus immer noch die Chance auf ein Dolce Vita gab? Um sich

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