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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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selbst zu trösten?
    »Vielleicht solltest du mal ins Landhaus Walter gehen.«
    Pit knurrte nur zu diesem Vorschlag.
    »Zum ersten Advent bin ich ja wieder da.«
    »Du machst mich glücklich«, sagte Pit, »dann können wir ein Kerzchen anmachen.«
    Kummer lachte. »Ich bringe dir einen Sandhai mit«, sagte er.
    »Keine Umstände«, sagte Pit, »eine Frau tut es auch.«
    Nick hatte kaum zu tun. Den kleinen Kiezbummel für die schwäbischen Leser hatte er abgegeben. Das Honorar war in den täglichen Konsum geflossen, ehe er sich versah.
    Der Redakteur in Stuttgart hatte davon gesprochen, dass er sich eine weitere Geschichte vorstellen könne von Nick. Viele Fotos. Kaum Text. Sonntag in Hagenbecks Tierpark schlug er vor. Kein guter Vorschlag im November.
    Vielleicht doch lieber den Winterdom, die große Kirmes, die dreimal im Jahr auf dem Heiligengeistfeld stattfand.
    Da konnte Nick mit den Lichtern arbeiten, die durch Nebel und Dämmerung leuchteten. Lachende Kinder in Karussells.
    »Kannst du dir vorstellen, dass es keine Seele gibt, die einen kleinen Jungen vermisst«, sagte Pit, der in Nicks Küche saß.
    Nick konnte sich das vorstellen. Er verlor immer öfter den Glauben an das Gute. Irgendwann würde ihm dieser Glaube vermutlich gänzlich vergehen.
    »Und der junge Mann ohne Kopf«, sagte Pit, »interessiert sich keiner für ihn.«
    Der kleine Herr Kolp kam ihm in den Sinn, der damals in Pits Büro gestanden hatte, um seinen längst erwachsenen Sohn vermisst zu melden. Wie angstvoll war Kolp gewesen, dass man ihn zur Mordkommission geschickt hatte.
    »Ich darf mich ja nicht einklinken«, sagte Nick.
    »Du hast was Treuherziges«, sagte Pit. »Dein kindliches Vertrauen in dein investigatives Talent ist enorm.«
    »Ich will nur was Sinnvolles tun«, sagte Nick, »wäre nicht das erste Mal, dass du und ich gut zusammenarbeiten.«
    »Nein«, sagte Pit, »wäre nicht das erste Mal. Was kochst du da eigentlich in dem Topf für vierzig Personen?«
    »Grünkohl«, sagte Nick. »Der fällt noch zusammen.«
    »Hat es denn schon Frost gegeben?«
    »Im Osten schon. Der Kohl kommt aus Brandenburg.«
    »Hamburg, das Tor zur Welt«, sagte Pit.
    »Isst du gern Grünkohl?«, fragte Nick.
    »Mit Kasseler und karamellisierten Kartoffeln?«
    »Gibt auch Würste dazu.«
    »Pinkel«, sagte Pit.
    »Lyoner«, sagte Nick.
    »Du bist eben ein Kosmopolit, selbst wenn du ein Gericht aus der norddeutschen Tiefebene kochst«, sagte Pit. Er war auf Krawall gebürstet. Weil Jan Kummer in Kapstadt weilte und ihn allein ließ mit der ganzen Kacke?
    »Komm heute Abend zum Essen. Vera kommt auch.«
    Pit seufzte. »Ich esse gerne Grünkohl«, sagte er.
    »Versuche nicht länger, Vera aus dem Weg zu gehen. Sie und Anni können dich gut leiden.«
    Gern gesehener Gast, dachte Pit. Warum stellte er sich so an? Vera hatte ihm nichts versprochen.
    »Kummer ist in Kapstadt«, sagte Pit, »Safari und Juchhei.«
    Nick holte zwei kurze Gläser aus dem alten Küchenschrank.
    »Lass uns mal den Aquavit für heute Abend testen«, sagte er.
    »Das war immer konstruktiv mit Vera und dir«, sagte Pit.
    Nick füllte die Gläser. »Ich schlage vor, ihr klinkt euch ein«, sagte Pit.
    Vier Uhr nachmittags, als die Bahn in die Station Baumwall einfuhr. Gerry blickte zum Michel und dachte, dass er seine Großmutter besuchen sollte. Krämpfe im Bauch. Vielleicht war sie ernstlich krank. Kümmerten sich die Leute aus ihrer Gemeinde um sie? Trugen die außer Traktätchen auch mal eine Hühnersuppe zu ihr nach Hause?
    Den Anorakmann hatte er nicht mehr gesehen, obwohl das nun das Wetter für Anorak und Kapuze gewesen wäre.
    Gerry schenkte der Frau, die sich ihm gegenübersetzte, nur einen flüchtigen Blick. Ein verregnetes Mäntelchen, das sie trug. Viel älter als er war sie nicht.
    Er hielt den Stockschirm vor sich, aus dem es tropfte, und dachte, dass er seltsam wirken musste. Hatte er das damals bei Vera auch gedacht? Als sie ihm gegenübersaß?
    Er erinnerte sich nicht. Nur an die Verwirrung, die Vera bei ihm auslöste an jenem warmen Oktobertag.
    Die junge Frau starrte ihn an. Vera war viel diskreter gewesen. Hatte so getan, als sähe sie nur den Hafen, der heute allerdings aussah wie nasser Hund.
    Die Straßen waren beinah leer bei diesem Wetter. Er würde höchstens zwei Minuten brauchen von der Bahn bis zum Dornbusch. Gerry hatte den großen alten Stockschirm des Großvaters dabei, eines der wenigen Dinge, mit denen er ausgezogen war im Sommer nach der

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