Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
sich.«
    »Das geht gut«, sagte Engelenburg.
    »Allein können Sie den Wein auch nicht trinken.«
    »Ich verfüge über ein dichtes Netzwerk von Bankiers und anderen wohlhabenden Trinkern.«
    »Gustav war auch so wie Sie«, sagte Anni und lächelte, »immer optimistisch.«
    »Wären Gustav Lichte und ich Jahrgangsgenossen gewesen, wir hätten uns in ewiger Konkurrenz um Sie befunden, Anni.«
    Anni winkte ab, sagte: »Gustav hätte nur Soubretten und Schauspielerinnen geliebt und Sie Ihre Bankierstochter geehelicht.«
    Engelenburg ging nicht ein auf den feinen Unterschied zwischen geliebt und geehelicht, den Anni da machte.
    Doch er ahnte, dass sie Recht hatte. Wann trat man schon mal heraus aus den eigenen Kreisen. Tat Vera das nicht gerade? In ihrer Beziehung zu Hauke?
    »Der Zettel ist bestimmt harmlos«, sagte Engelenburg.
    Was sollte daran harmlos sein? Kopflose Leiche. Kiez. Gerry.
    Hatte dieser Gerry Beziehungen zum Kiez?
    Was hatte er zu seinem jüngsten Sohn Jockel gesagt, als er hier im Haus eingezogen war? Ich will nur friedlich leben.
    Gegen die Aufregungen in Veras Nachbarschaft waren die internationalen Bankgeschäfte eingeschlafene Füße.
    »Sprechen Sie mit Vera«, sagte Anni und schien schon erleichtert. Sie öffnete den Kühlschrank und zog die Gemüseschublade hervor. Kartoffeln waren genug da.
    »Was halten Sie von Reibekuchen, Jan?«
    Engelenburg strahlte. »Ich hätte Gustav k.o. geschlagen, wäre er mir in die Quere gekommen«, sagte er.
    »Geht zu Ende mit mir, Gerhard«, sagte Gerrys Großmutter.
    Er glaubte ihr kein Wort. Stand da mit dem Topf Suppe.
    Gerry hatte Hühnerbeine darin gekocht, Sellerie und Lauch.
    Das Fett schwamm noch oben auf.
    Die Suppe würde ihr nicht recht sein. Er ahnte es.
    »Was bringst du da?«, fragte sie.
    »Hühnersuppe«, sagte Gerry.
    Er ging in die Küche, stellte den Topf ab, griff zu der Zange und zündete einen der Gasbrenner an. Als Kind hatte er Angst gehabt vor den kleinen blauen Flammen.
    »Solltest du nicht mit mir reden?«, fragte er.
    »Über was?« Seine Großmutter trug einen alten gesteppten Morgenmantel. Ihr Gesicht war grün wie der Mantel.
    »Du gehst so krumm«, sagte sie. Was sollte er ihr sagen? Dass es schmerzte, gerade zu gehen?
    »Du hast doch sicher etwas, das an sie erinnert.«
    »Nichts. Nichts ist da von deiner Mutter.«
    »Und von ihm?«
    »Du hast dir doch schon die Fotografie von der Kommode genommen«, sagte seine Großmutter.
    »Ich meine nicht deinen Mann.«
    »Du hättest das Fett von der Suppe schöpfen müssen.«
    Er hatte es zu eilig gehabt, ihr das Essen zu bringen.
    »Ist auch Hühnerfleisch drin? Vom Brüstchen?«
    Dass sie solch unanständige Wörter aussprach.
    Sie hatte ihn geschlagen, als er von Brüsten sprach.
    Als er glaubte, dass sie schwellten unter seinem Hemd. Vierzehn war er da gewesen.
    Was war ihr geschehen, dass sie sich ekelte vor aller Körperlichkeit. Er hatte kaum über seine Großmutter nachgedacht, als er noch in dieser Wohnung gelebt hatte. Viel zu anstrengend war es gewesen, neben ihr platz zum Atmen zu finden. Erst jetzt fing er an, sich Gedanken zu machen. Doch sie schien nicht bereit, mit ihm zu reden. Wenn es tatsächlich mit ihr zu Ende ginge, ließe sie ihn ahnungslos zurück.
    »Es ist kein Brustfleisch drin«, sagte Gerry.
    »Hast du minderwertiges Zeugs genommen?«
    Warum tat er sich das alles an. Hatte er nicht viel zu lange versucht, ein gutes Kind zu sein?
    Sie setzte sich an den Küchentisch und hielt den Löffel schon in der Hand.
    »Die Suppe ist noch nicht heiß«, sagte er.
    »Wenigstens hast du heute keine Schminke im Gesicht.«
    Nein. Das war kein Tag, um spöttische Blicke zu ertragen. Oder auch nur neugierige. Es war ein Tag für Tarnkappen.
    Gut, dass er erst in der nächsten Woche wieder auftrat, wenn ihm auch die abendlichen Zwanziger fehlten.
    Er schöpfte Suppe auf den Teller und stellte den auf die Resopalplatte des Tisches. Seine Großmutter tauchte den Löffel ein und zögerte, als fürchte sie Gift.
    »Riecht komisch«, sagte sie.
    »Das ist der Ingwer.«
    »Du hast Ideen.«
    Hätte er ihr von Vera erzählen sollen und dem dicken Holländer, der die wohltuende Kraft des Ingwers gerühmt hatte?
    Vielleicht hätte ihr gefallen zu hören, dass er nicht nur in der Halbwelt herumlief, sondern an großbürgerlichen Tischen aß.
    Oder gefährdete das auch nur die Seele?
    »Dein Großvater hat gerne Ingwerstäbchen gegessen.«
    Gerry zog den zweiten Stuhl heran und setzte

Weitere Kostenlose Bücher