Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
sich.
    »Erzähle mir«, sagte er, »von meiner Mutter und meinem Vater. Ich habe ein Recht darauf.«
    Sie löffelte weiter, als habe er nichts gesagt.
    »War sie eine Hure?«, fragte er.
    Seine Großmutter hob den Kopf und sah ihn an. Eine ihrer Augenbrauen stieg steil nach oben. Ihr ganzes Gesicht sah schief aus.
    »Nein«, sagte sie. Sprach diese eine Silbe ganz langsam, als habe eine Lähmung ihren Kiefer erfasst.
    »Das habe ich geglaubt«, sagte Gerry leise.
    Ließ sich das Verhalten seiner Großmutter denn anders erklären, als dass ihre Tochter eine Hure gewesen war?
    Sie schob den leeren Teller von sich.
    »Gehörtest du schon zur Gemeinde, als ich geboren wurde?«
    Seine Großmutter stützte sich auf den Tisch und stand auf.
    »Frag jetzt nicht weiter, Gerhard«, sagte sie.
    »Ein anderes Mal?«
    »Ich habe keine Haferflocken mehr. Bring sie mir morgen. Schmelzende. Und ein Liter Milch.«
    War das ein Versprechen, zu erzählen? Bei Haferschleim?
    Er hatte sie lange nicht so sanft erlebt.
    Vera hatte nicht viel über Geld nachgedacht in ihrem Leben.
    Geld war da. Dass ihr Geld als Sorge in den Kopf kam, war eine neue Erfahrung, die Vera ereilte, als sie den ersten Schritt in Engelenburgs Laden tat.
    Zwei hohe Oleander waren stehen geblieben vom vorigen Besitzer, standen links und rechts vor der lila Ladentür und erzählten von südlicher Leichtigkeit.
    Doch auf Vera legte sich nordische Schwere, als sie sich vorstellte, dass Hauke in langer Schürze hier stand und auf Kunden wartete, um Weine zu verkaufen und damit das Geld zu verdienen, das er zum Leben brauchte.
    Konnte er das? Gab er für Vera auf, was er bisher getan hatte und viel besser konnte? Ein guter Polizist sein. In Lohn und Brot beamtet.
    »Verehrte Vera, gefällt es Ihnen nicht?«
    »Er gibt zu viel auf für mich, Jan.«
    »Er tut das nicht nur für Sie. Er ist einsam in seinem Dorf. Theo darf man die Verantwortung für das Glück seines Vaters nicht auf die Schultern laden, sonst traut sich der Junge ein Leben lang nicht, eigene Schritte zu gehen.«
    »Und wenn Hauke hier Schiffbruch erleidet?«
    »Ein alter Holländer wie ich hat viele Schiffe.«
    »Sie sind wie mein Vater in Ihrem Optimismus«, sagte Vera.
    Engelenburg grinste. »Das hat Anni auch schon gesagt«, sagte er. War das ein guter Augenblick, um den Zettel zu erwähnen, der Anni Sorgen bereitete? Kaum.
    Engelenburg öffnete seinen Trench links und rechts und ließ die großen Innentaschen sehen. »Ganz zufällig habe ich hier eine Flasche Champagner in meinem lieben Burberry«, sagte er, »nicht, dass er uns warm wird in dem wollenen Futter. Auf der anderen Seite sind zwei Gläser. Was fehlt sind Oliven und Nüsschen.«
    Vera lachte. »Ich dachte schon, Sie hätten zugenommen«, sagte sie und nahm die Gläser, die Engelenburg ihr reichte.
    »Das hätte durchaus sein können. Ich gebe zu, dass ich JockeIs Diätvorschlägen tapfer widerstehe.«
    Engelenburg öffnete die Flasche und füllte die Gläser.
    »Auf Haukes und Ihr Glück, Vera, und auf den Laden.«
    »Auf unser aller Glück«, sagte Vera.
    »Im Frühling werden wir zwei wunderbare Friesenbänke neben die Oleander stellen. Ich habe sie auf dem Speicher stehen. Sie stammen aus meinem Nienstedtener Garten.«
    »Haben Sie es je bereut, das Haus aufgegeben zu haben?«
    »Nein«, sagte Engelenburg, »ich wäre dort einsam gewesen wie Hauke Behn in Brandum.«
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn genügend liebe«, sagte Vera.
    »Man kann mit einer kleinen Liebe anfangen und sie zu einer großen werden lassen. Viel besser als umgekehrt.«
    »Sie sind ein Pragmatiker.«
    »Darum falle ich Ihnen nun mit der Tür ins Haus. Anni sorgt sich eines Zettels wegen. Kopflose Leiche. Kiez. Gerry.«
    »O Gott. Den hat sie gelesen? Das war nur eine Kritzelei.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort, verehrte Vera.«
    »Gernhardt hat Nick und mir von einem Fall erzählt, mit dem er nicht weiter kommt. Die Leiche eines jungen Mannes, die im Sachsenwald gefunden wurde. Eine Leiche ohne Kopf.«
    »Und was hat Gerry damit zu tun?«
    »Er lebt auf dem Kiez. Er arbeitet auf dem Kiez. Ich dachte, ihm könne da was zu Ohren kommen. Gernhardt meinte, es sehe nach einer Kiezgeschichte aus.«
    »Vera, ziehen Sie diesen Träumer da nicht hinein, und Sie sollten auch schön draußen bleiben. Denken Sie an die Menschen, die Sie in Angst und Schrecken versetzen, wenn Sie sich gefährden.«
    »Ich gefährde mich nicht.«
    »Ich ärgere mich über Pit Gernhardt, dass er

Weitere Kostenlose Bücher