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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Darum hast du Gerhard zu mir gebracht.«
    Irmela zog die alte Frau hinter sich her, als sei die ein Lumpen. Gertrud Köpke. War nicht auch sie hart?
    Ein selbstgerechter Lumpen?
    »Erinnerst du dich an Elslein?«, fragte Irmela.
    »Elslein Eselein«, sagte Gerrys Großmutter.
    »Die Gemeinde hat mich weggeschickt. Elslein durfte bleiben. Obwohl sie auch dabei war, als deine Tochter verblutete.«
    »Elslein ist dumm«, sagte Gerrys Großmutter.
    Irmela schüttelte den Kopf. Das Kissen in ihrem Dutt war nicht fest genug gesteckt für die heftige Bewegung.
    »Nicht dumm genug«, sagte sie, »Elslein hat deinen Enkel an die Hand genommen.«
    Gertrud Köpke sah Irmela an. »Elslein kann ihm nichts mehr erzählen«, sagte sie, »er weiß schon alles. Das stand in dem Brief, den ich in Gerhards Bündel gelegt habe. Dass du es warst, die mich daran gehindert hat, Hilfe für Gerdi zu holen.«
    »Nein«, sagte die Frau mit dem grauen Dutt, »Elslein kann ihm nichts mehr erzählen.«
    Irmela hatte immer alle auf den rechten Pfad geführt.
    Sie hatten das Scherengitter hinter sich gelassen und die Tür. Nick und Vera standen vor den Steinstufen der ersten Treppe und sahen sich an. Anders als im Kontorhaus wirkte hier auch am Tag alles still und leer und ohne Leben.
    »Hast du eine Ahnung, in welchem Stockwerk das Notariat sein soll?«, fragte Nick.
    »Nicht die geringste.«
    Sie stiegen die Stufen hoch und staunten, dass keiner kam und nach ihrem Begehr fragte. Drüben wären Holthusen oder Vlinka längst inquisitorisch tätig geworden, da Vera und Nick ganz offensichtlich nicht zu der Altersgruppe um die zwanzig gehörten, die zur Agentur strömte.
    Zwei Parteien teilten sich ein Stockwerk in diesem Haus.
    Im ersten waren es ein Schiffsmakler und ein Hutmacher.
    Mützen und Hüte für Herren stand auf dem Türschild.
    Trugen Herren noch Hüte? Nick hatte einen einzigen Hut besessen. Schwarz. Den Beerdigungshut, hatte ihn seine Mutter genannt. Der Vater hatte ihn im Kleiderschrank vergessen, als er ihr Leben verließ.
    Das letzte Mal hatte Nick den Hut auf der Beerdigung seiner Mutter angezogen und danach in einen Altkleidersack getan.
    »Ich könnte dir einen Hut kaufen«, sagte Vera, »dann fragen wir ganz nebenbei nach dem Notariat.«
    »Du hast mir ein Auto gekauft.«
    »Leider sind die Autos nicht mehr hoch genug, um Hüte darin zu tragen«, sagte Vera. Hatte das ihr Vater nicht immer bedauert? Gustav Lichte. Jahrgang 1896.
    Er war schon längst im Alter eines Großvaters gewesen, als sein erstes Kind auf die Welt gekommen war. Vera.
    »Dachtest du an einen Zylinder?«
    Vera hatte auf die Klingel gedrückt, ehe er es verhindern konnte. Nick atmete auf, als sich nichts tat hinter der Tür.
    »Vielleicht eine Lotsenmütze«, sagte Vera, »die lässt sich auch in einem Golf gut tragen.« Sie klingelte noch einmal. »Was sind das für Geschäftszeiten«, sagte sie und wandte sich der gegenüberliegenden Tür zu.
    »Kauf mir bitte kein Schiff«, sagte Nick.
    »Sei nicht albern«, sagte Vera gerade, als die Tür aufging.
    Ein Junge von vielleicht vier Jahren stand vor ihnen, bohrte in der Nase und betrachtete Vera und Nick dabei.
    Die Frau, die hinter ihm ins Bild kam, klopfte sich die Hände an ihren Jeans ab und schüttelte die Haare.
    »Entschuldigen Sie. Die Bücher sind so staubig«, sagte sie. »Sie sind die Interessenten?«
    »Der Herr und ich haben einen Termin im Notariat«, sagte Vera, »können Sie uns sagen, in welchem Stock das ist?«
    Die Frau sah enttäuscht aus. »Ich dachte, Sie interessieren sich für die Firma meines Vaters. Er ist verstorben.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Vera. »Verzeihen Sie die Störung.«
    »Ich kenne keinen Notar hier im Haus.«
    »Ein älterer Herr«, sagte Vera.
    »Hier gibt es nur ältere Herrn«, sagte die Frau, »sie haben vor vierzig Jahren ihr Berufsleben begonnen und stehen nun vor der Pension. Die Fluktuation ist niedrig im Haus.«
    Vera und Nick klingelten nicht im zweiten Stock. Auch nicht im dritten und im vierten. Zwei Anwälte. Zwei Assekuranzen.
    Zwei Herrn, die Vertretungen für ausländische Firmen zu haben schienen. Auf keinem Schild stand Notariat.
    »Hat Gerry das gesagt, dass es ein solches Schild gibt?«
    »Ein Messingschild«, sagte Vera. »Es habe nur Notariat darauf gestanden. Kein Name.«
    »Dann sind wir im falschen Haus. Wahrscheinlich wimmelt es in der Gegend von Agenturen, die die Jugend anlocken, um sie als Hasen und Rehe auf Partys zu schicken.«
    Vera

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