Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
tot«, sagte Vera.
»Das ist doch Quatsch«, sagte Nick, »du weißt nicht mal, ob es Elslein ist. Liegt noch keine Vermisstenanzeige vor.«
»Wer soll sie vermissen, wenn nicht Gerry?«
»Die Brüder und Schwestern in der Gemeinde.«
»Ich habe Engelenburg gebeten, mich heute Abend auf den Bußgang zu begleiten.«
Nick ließ das Hackbrett und die Zwiebeln einen Augenblick lang aus den Augen und guckte Vera an.
»Eine gute Idee«, sagte er, »Engelenburg wird für einen Eklat sorgen. Gegen ihn wirken du und ich durchgeistigt bis in die Haarspitzen.«
»Was hat der Zinnober da mit durchgeistigt zu tun?«
»Engelenburg ist doch das pralle Leben«, sagte Nick, »die pure Provokation für die Sauertöpfe.«
»Du kochst doch nicht etwa?«, fragte Vera.
»Nein«, sagte Nick. Er klang leicht gereizt. »Ich wollte mir eine Zwiebelmaske herstellen. Für einen zarteren Teint.«
»Ich habe schon von Annis Schweinekrustenbraten kaum was essen können«, sagte Vera.
»Nur eine kleine Zwiebelsuppe. Ich brauche was in den Magen. Da ist im Moment nichts anderes als Kaffee drin, und ich bin seit halb sieben auf den Beinen.«
»Ihr habt nichts gefunden in diesem Kontorhaus?«
Nick legte den Knopf auf den Küchentisch.
»Das lag im zweiten Keller«, sagte er, »in dem der Koffer mit dem Kopf des jungen Dänen gefunden worden ist. Der Hausmeister hat solche Knöpfe an seinem Kittel. Ansonsten gähnende Leere da unten.«
Vera zuckte die Achseln. »Gehört der nicht ins Labor statt in deine Hosentasche?«, fragte sie.
»Die kriegen ihn noch.«
»Pit kann ihn kaum für bedeutend halten. Habt ihr euch nur die Keller angeguckt?«
»Pit wollte sich den vierten Stock nochmal vornehmen. Er ist ganz manisch, weil er dort helles Licht gesehen hat und nicht eine einzige Leitung findet, die unter Strom steht.«
»Dir war das zu dumm?«
Nick drehte sich um. »Ich dachte, das macht dir Freude, wenn ich dich mit dem neuen Golf abhole, was koche und wir dann auf die Suche nach Gerrys Großmutter gehen«, sagte er.
Vera stützte sich auf den Küchentisch und griff in ihre Haare, die zwar hochgesteckt waren, doch schon aus den Kämmen fielen. Sie war nachlässig gewesen heute Morgen. »Entschuldige«, sagte sie, »mich nervt es, auf kleine hilflose Aktionen angewiesen zu sein, um Gerry zu suchen, und Pit hat den großen Apparat zur Verfügung und tut nichts.«
Nick seufzte. Hatte er nicht auch den Eindruck, dass der Herr Hauptkommissar die falschen Prioritäten setzte?
»Er glaubt, der Dreh- und Angelpunkt sei das Kontorhaus.«
»Ich denke da an die Gemeinde«, sagte Vera.
»Isst du nun Zwiebelsuppe?«, fragte Nick. Er tat die Zwiebeln in einen gusseisernen Topf und schmorte sie an.
»Einen Kostowitsch«, sagte Vera, »wer ist denn in diesem Kontorhaus außer dem Katzenliebhaber?«
»Gehen wir mal von oben nach unten«, sagte Nick. »Der vierte Stock steht leer. Seit Jahren schon.«
»Warum?«, fragte Vera.
»Keine Ahnung. Die Zimmer sind zwar ziemlich verschlissen, doch eines hat eine schöne Glaskuppel mit eingeschliffenen Sternen und einen offenen Kamin. Leute mit dem nötigen Kleingeld könnten was draus machen.«
»Und sonst sind dort nur Geschäftsleute?«
»Bis auf Holthusen, den Hausmeister und Katzenliebhaber.«
»Was ist im dritten Stock?«
»Eine Versicherung. Unauffällige Leute, sagt Pits Gehilfe, den er durchs Haus geschickt hat. Der auffälligste Bewohner ist der Herr im ersten Stock. Vlinka. Ein dubioser Kunsthändler. Er scheint mit dem Hausbesitzer befreundet zu sein.«
»Warum dubios?«
»Pit vermutet, dass er einen Schmuggel mit Trophäen aus fremden Ländern betreibt.«
»Was meinst du mit Trophäen?«
»Geweihe. Nashornpulver.«
Nick verrührte zwei Teelöffel gekörnte Gemüsebrühe in einem Messbecher voller Wasser und gab das zu den Zwiebeln.
»Willst du deines mit Käse überbacken?«
»Nein«, sagte Vera, »ich nehme nur einen Löffel voll.«
»Du fällst mir noch vom Fleische.«
»Die Gefahr besteht leider nicht«, sagte Vera.
»Im zweiten Stock sitzt eine Agentur«, sagte Nick. »Die stellen Anzeigen in die Zeitungen und suchen junge Leute für Fotos. Ich habe das Gefühl, sie suggerieren denen, dass eine große Karriere als Model drin wäre, doch sie vermitteln sie vor allem für Events. Um anderer Leute Partys aufzupeppen.«
Vera setzte sich auf.
»Eine Agentur, die junge Leute sucht«, sagte sie.
»Der unglückselige Age hatte vor, sich dort zu bewerben. Der Hausmeister hat
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