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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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ihn im Treppenhaus gesehen.«
    Eine Erinnerung. Noch vage in Veras Kopf.
    Ein Gespräch mit Gerry am Küchentisch um zwei Uhr morgens. Anni hatte Lachsschnittchen mit Kresse auf den Tisch gestellt und war schlafen gegangen.
    »Hast du deinen Notar im Lokal kennen gelernt?«
    »Er hat mich auf der Straße angesprochen. Ich war unterwegs zu einer Agentur, die Leute um die zwanzig für Werbefotos suchte. Das Notariat ist nebenan.«
    Vera stand auf und stellte sich neben Nick an den Herd, als interessiere es sie sehr, die Zubereitung einer Zwiebelsuppe aus nächster Nähe zu betrachten.
    »Können wir als Erstes zum Kontorhaus fahren?«, fragte sie.
    »Bevor wir die Suppe gegessen haben?«, fragte Nick.
    »Bevor wir nach Gerrys Großmutter gucken«, sagte Vera.
    Nick nahm zwei der Löwenkopfterrinen aus dem Schrank, die Vera ihm geschenkt hatte. »Ich glaube nicht, dass Pit noch dort ist«, sagte er, »er sitzt sicher längst im Büro.«
    »Ich will es sehen, ehe ich mit Pit darüber spreche.«
    »Was willst du sehen?«, fragte Nick.
    »Das Kontorhaus«, sagte Vera, »und das Haus nebenan. Ich vermute, dort ist Gerrys Notariat.«
    Engelenburg ließ den kleinen Flügel vor das große Fenster stellen. Flaschen überraschten kaum einen, der vorbeiging und einen Blick in den Laden tat, ein Flügel konnte da nur Furore machen und die künftigen Kunden neugierig.
    Engelenburg hoffte, dass das wunderbare Instrument Veras Herz erfreute in diesen Tagen.
    Er drehte sich auf dem Klavierschemel und dachte über einen Namen für die zu eröffnende Weinhandlung nach.
    Der trinkende Holländer, hatte Jockel vorgeschlagen.
    Jan van Engelenburg lachte. Der Junge war ein Flegel.
    Er dachte das voll väterlichem Stolz.
    Gerry, dieser zerrupfte Vogel. Ob er auf und davon war, um einen Glanz zu fangen?
    Nein. Das glaubte Engelenburg nicht.
    Durfte er entspannt sein, wie er es gerade war?
    Sich auf dem Klavierschemel drehend, ein Glas Vollrads in der Hand, glücklich über das Neue, das hier entstand.
    Nicht einmal der Gedanke, am späten Nachmittag an einem Bußgang teilzunehmen, schreckte ihn noch.
    Gab es nicht in irgendeiner Schublade Knieschoner, die Jockel beim Volleyballspiel getragen hatte?
    Engelenburgsche Weinhandlung. So hatte er vorgehabt, den Laden zu nennen. Gab schon Entwürfe für den Briefkopf.
    Doch gestern, als sie bei Annis Abendessen saßen, war ihm in den Sinn gekommen, dass er Hauke Behn in den Namen aufnehmen sollte. Van Engelenburg & Behn?
    Er würde sich mit Vera beraten.
    Hauke war da viel zu bescheiden.
    Jan van Engelenburg schlug die Tasten an.
    Wer würde auf dem Stutzflügel spielen, wenn Vera sänge?
    Er käme gern mit der Klarinette dazu.
    Hauke vielleicht. Der konnte üben, wenn keine Kunden da waren. Du stellst dir das immer so einfach vor, Jan.
    Wer hatte das gesagt? Helene, seine verstorbene Frau.
    Galt es nicht, noch vieles zu überleben?
    Irmela hatte nichts vergessen und vieles als Schmach erlebt.
    Erkenne deine Kleinheit an, Irmela, knie nieder.
    Doch sie war gewachsen an diesen Sätzen. Groß geworden. Hatte sich erhoben und richtete.
    Sie konnte Gott ins Angesicht sehen.
    War er nicht auch nur ein strenger Richter?
    Eine Illusion, dass er verzieh.
    Irmela zog die alte Frau hinter sich her, die nur ein paar Tage bei ihr gebraucht hatte, um ganz klein zu werden.
    »Gerhard«, sagte die alte Frau, »Gerhard soll kommen.«
    »Denkst du noch an Gerdi?«, fragte Irmela.
    Die alte Frau zuckte zusammen.
    »Du warst schon lange nicht mehr hier«, sagte Irmela, als sie vor Aphrodite und Minerva angekommen waren.
    »Ich kann nicht. Ich kann nicht mehr auf die Knie.«
    Irmela ließ sie stehen vor dem halben Haus.
    Ging zur Tür und klebte den Zettel an.
    Der Bußgang und Dienst absagte. Bis auf weiteres.
    Was war das Weitere?
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagte Irmela.
    »Hol mir Gerhard.«
    »Du verachtest Gerhard.«
    »Nein«, sagte die alte Frau, »nicht mehr.«
    »Willst du ihm die Wahrheit sagen? Dass du Gerdi hast verbluten lassen? Aus welchen Gründen du sie hast sterben lassen? Denkst du noch an deinen Mann?«
    Gertrud Köpke sah aus, als sei sie schon gestorben.
    »Er weiß alles«, sagte sie, »ich hab ihm den Beutel gegeben.«
    Lachte Irmela? Nein. Sie lachte nicht.
    Sie zog die alte Frau hinter sich her. Über den Großen Burstah. Hin zum Baumwall. Die Stufen zum Michel.
    »Du hast ihn doch zu mir gebracht. Damit ich ihm den Beutel geben kann. Den Brief. Das Album. Das ist mein Erbe für ihn.

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