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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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in der vergangenen Woche hier. Ich hatte ihm Erinnerungsstücke eingepackt. Er hat ständig gedrängt.«
    »Nach den Erinnerungsstücken?«
    Die alte Frau schwankte. Pit sprang auf. »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte er. Die Alte schüttelte den Kopf.
    »Dann war ich weg«, sagte sie mit zusammengepressten Zähnen. Hatte sie Schmerzen?
    »Sie waren verreist? Ihr Enkel hat Sie gesucht.«
    »Wo ist er?«, fragte Gertrud Köpke.
    »Ich weiß es nicht, Frau Köpke. Freunde Ihres Enkels haben ihn vermisst gemeldet.«
    »Freunde? Gerhard hat keine Freunde.«
    »Doch«, sagte Pit, »ich bestätige Ihnen, dass er gute Freunde hat, die sich um ihn sorgen.«
    »Huren wie er. Irmela sagt, Gerhard sei eine Hure.«
    Pit stand auf. Dafür tappte die Alte zu einem Lehnstuhl, der mit grob geripptem Kord bezogen war. Senffarben.
    Selbst die Trockenblumen in dem Topf auf der Kommode schienen es zu sein. Vielleicht war nur ihr Gelb gealtert.
    »Er war doch am Mittwoch noch hier«, sagte sie. »Vielleicht hat er sich was angetan.«
    »Warum halten Sie das für möglich?«
    Gertrud Köpke schwieg.
    »Was waren das für Erinnerungsstücke?«
    »Ein Album. Eine Geburtsurkunde. Ein Brief, den ich ihm geschrieben habe.« Gertrud Köpke guckte düster vor sich hin. »Und eine Puppe«, fügte sie hinzu. »Die hat Gerhards Mutter gehört. Ich hätte ihn damit spielen lassen sollen, als er Kind war. Doch ich habe sie ihm weggenommen.«
    Sie blickte zu Pit hoch und blinzelte. Tränen?
    Das hätte sie ihm sympathischer gemacht.
    Er holte einen kleinen Block und einen Stift aus der Tasche des Daunenanoraks, den er heute Morgen angezogen hatte, als er vor Müdigkeit zu erfrieren drohte. In dieser Wohnung war es so kalt, dass ihm gar nicht die Idee kam, ihn auszuziehen.
    »Die Adresse von dieser Irmela hätte ich gern«, sagte er.
    Gertrud Köpke schien sich noch kleiner machen zu wollen in ihrem Lehnstuhl, den sie ohnehin kaum ausfüllte.
    »Die kenne ich nicht«, sagte sie.
    »Denken Sie noch einmal nach.«
    Die Alte schüttelte den Kopf.
    »Wie viel liegt Ihnen daran, Gerhard wiederzusehen?«
    »Gott wird das Richtige mit Gerhard tun.«
    »Haben Sie keine Angst um Ihren Enkel?«
    »Ich habe meine Glaubensgewissheit«, sagte Gertrud Köpke.
    Glaubensgewissheit, dachte Pit, als er sich in den Mercedes setzte, der vor der Kirche stand.
    Dunkel war’s, der Mond schien helle.
    Das stellte er sich unter Glaubensgewissheit vor.
    »Das tut mir Leid«, sagte Jan van Engelenburg.
    »Sie alter Heuchler«, sagte Vera.
    Aphrodite und Minerva schienen auch zu grinsen.
    Vera las den lapidaren Satz auf dem Zettel an der Tür zum zweiten Mal. Druckbuchstaben. Fest auf das Papier gedrückt, dass der Kugelschreiber sich beim B durchgebohrt hatte.
    Bußgang und Dienst bis auf weiteres abgesagt.
    Das musste doch Entzugserscheinungen geben bei den Männlein und Weiblein der Gemeinde.
    »Was mag dahinter stecken?«, fragte Vera.
    »Dass die Herrschaften die Hosen voll haben.«
    »Das kann doch nur heißen, dass sie mit Gerrys Verschwinden zu tun haben.«
    »Oder mit dem Tod dieses Elschens.«
    »Elslein«, sagte Vera, »wir wissen noch gar nicht, ob sie es ist. Nur Gerry kennt sie.«
    »Da wir nun nicht büßen müssen«, sagte Engelenburg, »würde ich Ihnen gerne was im Laden zeigen.«
    »Die elegante Theke, an der ich sitzen soll?«, fragte Vera.
    »Die ist noch nicht da.«
    »Die Weine.«
    »Ich werde Ihnen einen wunderbaren Sauternes öffnen. Doch das ist es nicht. Sie werden sehen, verehrte Vera.«
    »Wer weiß, wie es Gerry gerade geht«, sagte Vera.
    »Und wir geben uns dem süßen Wein und dem süßen Leben hin? Das sehe ich anders. Das Leben verlangt uns einiges ab. Wo wir die Chance haben, Heiterkeit zu sammeln und Kraft, da sollten wir es tun. Sie haben weitergelebt, als Jef starb, und er hat Ihrem Herzen am nächsten gestanden.«
    »Sie sind ein wunderbarer Freund, Jan.«
    Jan van Engelenburg verbeugte sich lächelnd. »Ich habe großes Glück mit meiner Nachbarschaft«, sagte er.
    Vera betrachtete ihn. »Ein Segen, dass der Bußgang abgesagt worden ist. Sie haben jetzt schon dicke Knie.«
    Engelenburg sah an sich herunter. »Jockels Knieschoner«, sagte er, »die habe ich ganz vergessen.«
    Lachte Vera? Sie lachte aus vollem Hals und war nicht einen Augenblick lang herzlos dabei.
    Pit stand nur zwei Ecken entfernt. Er lehnte den Kopf in den Nacken und sah zu den Fenstern des vierten Stocks hoch. Auch das Fenster ganz links war dunkel.
    Er sah den

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