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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Stimme hinter ihm, und fast wäre Tom vom Baum gefallen, so sehr zuckte er zusammen. Das war die Stimme, die Stimme aus seinen Albträumen.
    »Und nun habe ich dich gefunden.«
    Tom antwortete nicht. Spielten jetzt seine Sinne verrückt? Heftig schüttelte er den Kopf, sein Hinterteil schlingerte so unkontrollierbar wie der Kopf eines Wackeldackels bei Kopfsteinpflaster.
    »Du bist doch Tom, oder? Der Tom, der nach mir sucht«, kam es aus der Finsternis.
    »Suche ich jemanden?«, antwortete Tom mit leisem Stimmchen. Er hatte Mühe zu sprechen.
    »Nun, wenn man den ganzen See abfliegt, sämtliche Rabenvögel und sogar Amseln nach dem Riffler befragt, dann ist man eindeutig auf der Suche.«
    Der Riffler! Er ist hier!
Diese Erkenntnis versetzte Tom einen ordentlichen Schreck. Ästeknacken, ein leises Krächzen, und plötzlich saß ein großer, stattlicher Kolkrabe neben ihm und musterte ihn interessiert. Fahles Mondlicht suchte seinen Weg durch die Äste und ließ die Kontur des Raben aufscheinen.
    »Hast Angst, was?«, fragte der Rabe mit einem leichten Anflug von Belustigung.
    Tom räusperte sich, er hatte eine Heidenangst. »Angst nicht gerade. Aber Respekt«, schwindelte er.
    »Nun, dann erzähl mir doch mal, warum du ausgerechnet nach mir suchst – niemand sucht den Riffler freiwillig.«
    »Du bist … tatsächlich der Riffler?«, stammelte Tom, obwohl die Frage wirklich überflüssig war. Er fühlte es – bis in die kleinste Federspitze, denn die Angst schnürte ihm immer noch fast die Kehle zu.
    Der Rabe antwortete mit einem einfachen Kopfnicken.
    »Also, grundlos suche ich dich wirklich nicht, da hast du recht«, antwortete Tom mutig und beäugte den Raben eingehend. Nur unwesentlich kleiner als Tom, war der Riffler nicht nur für einen Rabenvogel von beeindruckender Statur. Das konnte Tom trotz der Dunkelheit gut erkennen.
    »Dann mal heraus mit der Sprache: Warum suchst du mich?«
    »Ich, äh«, Tom räusperte sich erneut, »führe Ermittlungen wegen eines toten Reihers durch. Vor vier Sonnenaufgängen wurde Neptunus getötet, und Zeugen haben dich in seiner Nähe gesehen.«
    »Die Graugans, ja? Hat ihren Schnabel nicht halten können. Das hätte ich mir eigentlich denken können«, knurrte der Riffler.
    »Du warst also tatsächlich dort? Bitte, erzähl mir, was du an jenem Abend beobachtet hast.« Obwohl Toms Anspannung langsam nachließ, wackelte sein Hinterteil immer wieder. Nervosität hatte er schon immer schlecht verbergen können.
    »Ich habe den Reiher an jenem Abend von meinem Ansitz aus auf den Campingplatz einschweben sehen. Er kannte sich aus, wusste, dass es dort immer etwas zu holen gibt. Es dauerte nicht lange, da fand er eine Tüte in den Müllcontainern. Mit seinem langen Schnabel stocherte er gierig darin herum und fischte schließlich kleine Bröckchen heraus.«
    »Er hat also gefressen.«
    »Genau. Deshalb dachte ich, zeig dem Kleinen mal, was eine Harke ist und vertreibe ihn. Was ihm schmeckt, schmeckt auch dir. Doch gerade als ich auf ihn zufliegen wollte, sprang ein großer Kater aus dem Dickicht auf den Rand des Containers. Er machte einen Buckel, fauchte böse und schlug mit seinen Krallen nach ihm.«
    »Tiger!«, sagte Tom. Seine Überlegungen waren also richtig gewesen. Neptunus und Tiger waren sich tatsächlich begegnet. »Was geschah dann?«
    »Nachdem der Reiher Reißaus genommen hatte, machte sich der Kater selbst über die Tüte her, und ich konnte meinen Mitternachtssnack abschreiben. Ich suchte mir einen neuen Ansitz und flog auf den kleinen Leuchtturm, gleich beim Hafen. Diese Gans trieb sich da schon rum. Aber sie blieb nicht lange. Von dort aus sah ich den Reiher dann später wieder. Er stakste oben auf dem Deich herum, zwischen Campingplatz und Hafen. Er torkelte, machte kleine Schritte – ganz anders als noch zuvor. Und kurz darauf fiel er um wie ein abgesägter Baum und rutschte Schnabel voran den Hang hinunter.«
    »Du bist sicher hin und hast ihn dir angesehen, wolltest wissen, was mit ihm los sei, und ob du ihm helfen könntest, richtig?« Tom war in seinem Element. Der Riffler war gesprächig, und er hatte die richtigen Fragen.
    »Ich helfen? Wo denkst du hin? Er war tot. Das war mir sofort klar.«
    »Du bist also nicht zu ihm hin? Hast ihn einfach da liegen lassen?« Tom war entrüstet. Das passte zum Bild des Rifflers.
    »Natürlich bin ich zu ihm hin. Hätte ich mir eine warme Mahlzeit entgehen lassen sollen?«
    »Warme Mahlzeit? Was meinst du denn

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