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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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damit?«, fragte Tom naiv.
    »Nun – auch Reiher schmecken.« Ein genüssliches Schmatzen entwich Rifflers Schnabel.
    »Igitt!«, rutschte es Tom heraus.
    »Stimmt. Dieser Reiher schmeckte wirklich nicht. Kaum hatte ich ein Loch in ihn gepickt und ein wenig von ihm genascht – es war wirklich nicht viel –, wurde mir unglaublich übel. Von den Bauchschmerzen ganz zu schweigen. Und meine Kehle brannte wie Feuer, kaum dass ich geschluckt hatte.«
    Tom war fassungslos. Der Riffler war ja noch schlimmer als sein Ruf. Er fraß sogar junge Reiher. Vorsichtshalber rutschte Tom auf seinem Ast ein wenig ab von seinem unheimlichen Nachbarn und hoffte bloß, dass ihm Gänse noch schlechter schmeckten als vergiftete Reiher.
    »Du hast ihm also das Loch in der Brust zugefügt?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Korrekt. Anders geht es nicht.«
    »Was geht nicht anders?«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit, als Löcher in tote Körper zu picken, um an die Innereien zu gelangen. Ganz besonders, wenn sie noch warm sind. Ein warmes Abendessen, das habe ich nicht so oft, weißt du.«
    Tom war angewidert und brachte keinen Ton heraus.
    »Wenn ich jedoch gewusst hätte, wie der schmeckt, hätte ich es gelassen. Noch nie war mir so übel. Jedenfalls war ich nicht der Einzige, dem es an diesem Abend nicht so gut ging.«
    »Wen meinst du denn noch?«, fragte Tom tonlos. In seinem Kopf hackte gerade ein Rabe ständig auf einem wehrlosen Reiher herum.
    »Na, den Kater. Der war auf ein Dickicht zugeschlichen, kaum dass der Reiher den Abflug gemacht hatte. Und dabei miaute und jammerte er kläglich. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen.«
    Er war es nicht
, dachte Tom. Rifflers Zeugenaussage war einfach zu glaubhaft. Auf jede Frage hatte er eine schlüssige Antwort. Er hatte sich weder gewunden noch geweigert, eine Auskunft zu geben, nicht einmal als er zugeben musste, das Loch in Neptunus’ Brust verursacht zu haben. Abgesehen davon waren Rabenvögel viel zu schlau, um ein Opfer zu fressen, das sie selbst vergiftet hatten. Und Gift war im Spiel, das war jetzt ein für alle Mal klar. Der Riffler hatte es ja gerade eben, wenn auch unbewusst, bestätigt: Das Brennen im Hals, die Übelkeit und auch die Schmerzen, die er bei Tiger und sich selbst beschrieben hatte, passten genau zu den rosa Schleimhautverfärbungen.
    Das Ganze musste sich deshalb folgendermaßen abgespielt haben, kombinierte Tom: Jemand hatte Alex vergiften wollen, doch der Anschlag war fehlgeschlagen, weshalb die Essensreste in der Tüte entsorgt worden waren. Die Tode von Neptunus und Tiger waren also lediglich sogenannte »Kollateralschäden«, wie die Flügellosen das so zynisch formulieren. Am übernächsten Abend war der Giftanschlag auf Alex dann erfolgreich nachgeholt worden.
    »Ich glaube dir«, sagte Tom im Brustton der Überzeugung.
    »Das war mir klar«, antwortete der Riffler mit entwaffnender Selbstverständlichkeit.
    »Hast du zufällig beobachtet, wer diese Mülltüte zu den Containern gebracht hat?«
    »Leider nicht.«
    »Ist dir denn an diesem Abend sonst noch irgendetwas aufgefallen?«
    »Na ja, da war dieser Streit …«
    »Stimmt«, sagte Tom, »davon haben auch Optima und Amulet gesprochen. Weißt du, wer sich gestritten hat?«
    »Das war da, wo dieser dicke Kater gewohnt hat. Du kennst sie. Ich habe dich schon oft dort gesehen.«
    »Luzie und Alex? Meinst du die?«
    »Möglich, dass sie so heißen.«
    »Und worum ging es bei dem Streit, hast du etwas erfahren können?«
    »Was interessiert mich ein Streit unter Flügellosen? Streit kam bei denen öfter vor – schlimmer als bei einem Haufen Enten. Wer hört da noch hin? Meistens hat sich das Männchen sowieso verzogen, ist dann aber später immer wieder zurückgekommen. Also, viel Rauch um nichts, und nicht viel anders als bei meiner Henne und mir.«
    Tom nickte. Luzie war verdächtig, und Charlie sowieso. Sogar Jupp wollte Tom inzwischen nicht mehr ausschließen, so wütend wie er ihn bei Bernd erlebt hatte. Wäre Lotte nicht dazwischengegangen, wer weiß, was passiert wäre. Und dass der Hafenmeister und Alex irgendwas am Laufen hatten, war seit Jupps seltsamem Besuch bei Alex klar. Warum sonst hätten die beiden Luzie allein zurücklassen und sich verschwörerisch auf und davon machen sollen?
    »Erinnerst du dich noch an den Abend, an dem der Flügellose im Müll gefunden wurde? Bist du da auch zufällig auf dem Campingplatz gewesen?«
    Der Riffler nickte, ordnete aber erst mal sein

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